Blind Dates

Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, wo Singles sich am liebsten tümmeln, landete ich in einem dieser Chaträume. Alles muss man mal ausprobieren, sagte ich mir und schon war ich in einem dieser seltsamen Gespräche, die man dort so führt.

Kennen gelernt, ab und zu online getroffen, mal ne Mail, später im Messenger, der Kerl machte einen netten Eindruck. Der gute Mann war 26, spielte Wasserball (soll angeblich ne Super-Figur bedeuten!), na dann kann doch nichts schief gehen… dachte ich und traf mich mit ihm.

Auf dem Weg zum Date kommt mir ein Typ entgegen, Ähnlichkeit (also vom Erzählen) verblüffend, überlege kurz, ob ich ihn anlachen soll, schmunzele kurz – keine Reaktion. Puh, Glück gehabt. Der war ja nun keine Augenweide.

Aber es kam noch schlimmer.

Helle Hose, weiße Turnschuhe, Helle Adidas-Jacke, so Blouson-mäßig, grrrh… Figur, o.k., kann man nicht meckern, kaum Haare auf dem Kopf und das Schlimmste: Er wohnte mit seinen 26 Jahren noch bei Mama. Ein Elektriker, der am liebsten in seinem Örtchen in der Nähe von Berlin leben bleiben wollte.

All diejenigen, die jetzt meinen, dass ich mich zu sehr von Oberflächlichkeiten leiten lasse, sollten auf jeden Fall weiterlesen.

Oh Mann, wie sollte ich diesen Abend nur überstehen… Schwierig war´s. Solche Männer erzählen grundsätzlich über Heldentaten: Der Job, das Auto, die Touren mit den Kumpels. Kann man so eine Frau beeindrucken? Natürlich prahlte er, dass fürchterlich gern Scharfes esse, wollte mit mir zum Mexikaner, und schwächelte dann mittendrin mit der Begründung: Zu viele Zwiebeln!

Außerdem war dieser Berliner Akzent des Umlandes wirklich unerträglich… ich sah alle Chancen schwinden: So wird das nie was mit der Männerwelt.

Die Krönung des Abends: Anstatt „zum Beispiel“ wagte er es, „zum Bleistift“ zu sagen.

Zum Abschied gab’s dann noch ein: „Das können wir ja mal wieder machen!“.

Nein danke sagte ich mir und setzte mich in die S-Bahn.

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