FILM: Hunger auf Leben

Nicht immer bekommt man zu Geburtstagen Bücher geschenkt, die eine Bedeutung haben. Im schlechtesten Fall wurde irgendeine Angestellte in einer Buchhandlung gefragt, was man denn einer ??-Jährigen zum Geburtstag schenken könne. Diese erinnert sich dann daran, welche „Werke“ in den vergangenen Tagen außergewöhnlich häufig gekauft wurden. Dies gefällt dann oder meist nicht.

Im besten Fall haben die Schenkenden das Buch selbst gelesen. Sie haben sich derart daran erfreut, vielleicht sogar schon während des Lesens bemerkt, dass XY das Buch unbedingt lesen müsse.

Zu meinem 18. Geburtstag schenkte mir meine Mutter dieses Buch und erklärte, dass sie nach dieser Lektüre entschieden hatte, dass ihr Kin den Namen dieser Heldin tragen müsse. Welch Gefühl, ein Buch von dieser Tragweite in den Händen zu halten.

Ich gebe es zu – ich habe das Buch nur zur Hälfte gelesen, irgendwann, als die Heldin des Buches im Plattenbau Hoyerswerda ankommt, habe ich aufgehört. Zu sehr nervte mich die Sprache, in der Frau Reimann mir die Ereignisse schilderte.

Einige Jahre später entdeckte ich dann die Kritik im Spiegel. Ein Film über eben diese Frau, die meine Mutter dazu brachte, mir diesen Namen zu geben. Neugierig war ich. Auch weil ich Martina Gedeck in der Rolle der Reimann für nicht passend hielt.

Aber nein. Ich wurde enttäuscht, zumindest in dieser Hinsicht. Martina Gedeck spielte die Rolle sehr hervorragend – so wie ich sie mir eigentlich auch vorgestellt hatte. Immer wieder fühlte ich mich an das Buch erinnert, was ja – auch das wird im Film deutlich – viele autobiographische Züge enthällt.

Die Tragik der Reimann, ihre Eigenwilligkeit, die Liebe zu den Männern, ihr früher Tod – all das wird in dem Film dargestellt. Fesselnd, zum Nachdenken anregend. Und er bringt mich dazu, nun doch noch einmal einen Blick in ihr Werk zu werfen. Weiterlesen, um zu verstehen. Verstehen, warum dieses Buch meine Mutter dazu brachte, mir den Namen der Heldin zu geben.

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