Prag (2)

‚Warum stürzt sich denn heute keiner aus dem Fenster, macht man das hier nicht so?‘ kalauerte der Begleiter heute Mittag auf dem Burggelände. Zu recht, folgten auf den ersten im Juli 1419, im September 1483, im Mai 1618, im Februar 1948 weitere. Warum also nicht auch einer im September 2004. Eine Geschichte fuer die Enkel, und wir wären live dabei gewesen.
Solch spannende Informationen sind den leider überschätzten Reiseführern zu entnehmen, die wir vor der Fahrt erworben hatten in Ermangelung eines in Deutschland wiederum absolut unterschätzten ‚Lonely Planet“. Der war in dem von uns aufgesuchten, und eigentlich gut sortierten Buchladen leider unauffindbar, was uns in den Glauben versetzte, dass es einen separaten Prag-Lonely-Planet nicht gibt. Für zukünftige Prag-Reisende hier die Entwarnung: Es gibt ihn sehr wohl. Jedoch muss an dieser Stelle ein absolutes Lob an die Tschechen gerichtet werden, bei denen der Lonely Planet nicht wie in Deutschland als Insider-Tipp fungiert, sondern in Hülle und Fülle unter die Leute gebracht wird. Und das sogar in tschechischer Sprache – Respekt!

Und gab es früher vornehmlich Reisegruppen, die von seltsamen Menschen mit Schirm in die Luft gereckt angeführt wurden, ändern sich in der heutigen Zeit auch diese Rituale. Der Touri-Guide von heute macht sich durch andere Gegenstände kenntlich: Fähnchen mit der heimischen Stadtflagge drauf (gesichtet wurde Hamburg) oder – passend zur Jahreszeit – gelben Plastikblümchen. Der Top-Tipp für angehende Guides ist jedoch immer noch die unkonventionelle Banane, die man leicht mit sich führen und nach der Benutzung auch angemessen vernichten kann. Unser Urteil: Praktisch!

Prag (1)

Nach einem anstrengenden Ankommtag gestern heute der erste Prag-Tag ohne schwere Tasche durch die U-Bahn tragen. Ohne erst an das eine Ende der Stadt fahren, weil dort die eigentliche Bleibe angedacht war, wir uns dann aber am abgelegensten Ort befanden und unmöglich bleiben konnten.

Heute dann durch die Stadt gelaufen, viel gesehen und wohl gefühlt. Eigentümliche Menschen. ‚Alte Menschen tragen hier gern große Brillen‘ urteilte der Begleiter gleich während der gestrigen U-Bahn-Fahrt. Wie recht er hatte. Auch die großen Brüste der weiblichen Prag-Bewohner fielen ihm wohlwollend ins Auge.

Es gibt sie schon, die schönen Seiten der goldenen Stadt. Allerdings nicht dort, wo man sie vermutet. Dort gibt es nur Lager von Bernsteinketten, Kristallglaskitsch, Matruschkas (schreibt man die so?) und vielen bunten, lustigen T-Shirts. Ob den Sprüche-auf-T-Shirts-Contest allerdings ‚Czech me out‘ oder ‚McShit‘ gewinnt, darauf konnten wir uns bisher nicht einigen. Aber wir haben ja auch noch ein paar Tage.

Los geht’s

So. Nur noch wenige Stunden dann geht es los. Auf nach Prag, auf in den Urlaub. Entspannen.
Ich werde es bestimmt nicht lassen können und ab und zu einen Gruß hinterlassen. Ob es zum Reiseberichtsmodus reicht, bleibt abzuwarten.

FILM: Sommersturm

Eine Zeit lang habe ich jeden neuen deutschen Film gesehen. Dann irgendwann, ich weiß nicht wann, hatte ich keine Lust mehr. Jetzt hatte ich wieder Lust und nach dem Hype der letzten Wochen auf allen TV-Kanälen und in den verschiedenen Kinos (ich habe in den letzten zwei Wochen so viele Mitarbeiter mit blauen Sommersturm-T-Shirts gesehen) war ich auch ein bisschen neugierig auf diesen Film.

Und was soll ich sagen: Muss man nicht sehen, diesen Film. Schon allein, weil so viele Klischees abgehandelt werden. Da ist die Figur dieser Sächsin, die nicht mal richtiges Sächsisch spricht, und die auf verbissene Ossi-Frau machen soll. Natürlich nur um die pubertierenden, sich selbst noch nicht gefundenen Zuschauer zu erheitern. Da ist die schwule Rudergruppe, von denen zwei natürlich furchtbar tuckig rüberkommen. Da ist der eine von ihnen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Hetero-Männer zur Bisexualität zu bekehren. Natürlich nicht ohne die Szene, in der er im Blaumann mit freiem Oberkörper die Muskeln spielen lässt. Da ist der hagere Blondi, der sich seiner Sexualität nicht sicher ist und sich in seinen besten Freund verliebt.

Ich könnte noch so viel weitermeckern, will ich aber gar nicht. Kinder, die nicht wissen, ob sie lieber mit Männlein oder Weiblein in die Kiste hüpfen sollen, können sich den Film ja gerne anschauen. Alle anderen sollten es lieber lassen. Alles schon mal dagewesen. Und nur um den Stadlober nun mit nem Kerl knutschen und fummeln zu sehen, lohnt sich der Gang an die Kinokasse wirklich nicht. Nur eins war gut an dem Film: das Nada-Surf-Lied (Blonde on Blonde) zu Beginn und am Ende. Vergesst Rosenstolz!

Eltern und Internet

Gespräche mit Eltern über das Internet gehen eigentlich nicht. Da erzählt man beiläufig, dass man da ja so eine Internetseite hat, auf der man immer mal wieder kleine Geschichten schreibt. Was man so erlebt, was man so denkt. Die Reaktion ist verblüffend. Kein ‚Oh, dann sag doch mal die Adresse, würde mich ja mal interessieren‘ oder ein ‚Warum machst du das?‘. Nein. Einfach nur ein ‚Aha‘. Und dann fragt man sich, ob sie denken, dass es es die normalste Sache der Welt ist. Oder ob sie mit einer Antwort einfach nur überfordert sind.

Interessanter Kodex

‚Die Beziehung zu Freundinnen von Freunden sollte niemals über heftigen Sex hinaus gehen.‘
aufgestellt vom Kur Gast.

Gestern war so ein Tag, da bin ich am Fernseher hängen geblieben. Aber nicht bei trashigen Serien. Nein, diesmal ließ mich die Sat.1-Schnulze auf dem Bett verweilen. Ein echter Die-beiden-kriegen-sich-dann-doch-Liebesfilm und dann auch noch mit der auf den Kuschelsender abonnierte Sophie Schütt, die – so las ich irgendwann einmal in einer Zeitung – so authentisch sei. Das würden die lieben Zuschauer mögen. Und jedes Mal bin ich wieder überrascht. Dann kommt dieser Moment, in dem sich die beiden gegenüber stehen, diesmal in der starker-Regen-Variante, und sie aufeinander zu gehen und sich dann finden. Schrecklich vorhersehbar, aber doch berührend. Trotzdem nicht zu empfehlen.

Tja, und wenig später dann verirrte sich die gefühlsduselige Franziska dann auch auch noch ins ZDF zu dem kleinen Film ‚Julietta‘. Ein junges Mädchen aus Stuttgart zwischen zwei Männern in Berlin. Der eine hat sie während ihrer Bewusstlosigkeit vergewaltigt, der andere ist ihr drogenumwobene Freund. Natürlich ist sie dann schwanger und muss sich entscheiden. Ich mag ja deutsche Filme gern. Und so war auch dieser irgendwie berührend und zumindest so mitreißend, dass ich wissen wollte, wie es ausgeht. Sie entschied sich für das Kind. Für die neue Stadt. Und gegen ihren Freund. Empfehlen kann man diesen Film aber allemal.

Urlaub rules!

Nur noch einmal schlafen.
Nur noch einmal aufstehen.
Nur noch einmal frühstücken.
Nur noch einmal duschen.
Nur noch einmal zur Arbeit fahren.
Nur noch einmal arbeiten.
Nur noch einmal Mittagspause machen.
Nur noch einmal arbeiten.
Und dann heimfahren.
Urlaub für zwei Wochen!

Schönschönschön

Da hat die Frau Roche doch recht: Das Lucky-Jim-Album ist definitiv eines der besten dieses Jahres. Hörbefehl!

Wohnungswechsel

‚Wollen Sie sich nicht vergrößern?‘ fragte der Hausdrachen heute beim monatlichen Waschmünzen-Besorgen. Ääh, wusste sie, was ich bisher nicht einmal ahnen konnte? Doch bevor eine peinliche Stimmung zwischen uns auftreten konnte, schob sie nach, dass die Dame aus dem ersten ja ausziehen würde. ‚Eine freie Zwei-Zimmer-Wohnung, vielleicht wär das ja was für Sie‘, ja, vielleicht dachte ich und ahnte, dass die Bezahlung dieser Räumlichkeiten nicht in mein kleines Budget passen würden.

Aber schon hatten wir unser heutiges Small-Talk-Thema gefunden. Aus Frau Hausdrachen sprudelte es geradezu. Erst letztens habe sie beim Umzug ihrer Tochter mitgeholfen. Und die ist mit ihren 50 Jahren ja nun schon zehnmal umgezogen. Mir stockte der Atem, sollte auch ich nun einmal nachzählen? Auf die Gefahr hin, dass sie mir zu unserem kleinen Plausch gleich ein leckeres Likörchen verabreichte und mich in die heiligen Wohnzimmerhallen bot, wagte ich die Aussage, dass zehnmal ja nun wirklich nicht so viel seien. Schließlich habe auch ich es mit meinen jungen Jahren schon auf die stattliche Zahl von 11 Umzügen gebracht.
Die Zahl ausgesprochen erblickte ich die erstaunten Augen des Hausdrachens. Bisher konnte man wirklich davon ausgehen, dass diese Frau wirklich nichts umhaut. Nichts mehr. Ich war allerdings auch platt, als sie mir daraufhin berichtete, dass sie in ihrem langen Leben gerade zweimal die Wohnung gewechselt hatte. Vierzig Jahre sei sie nun schon in dieser Wohnung. Vierzig lange Jahre. Das könnte ich nicht, sagte ich nicht. Und grübelte bis vor die eigene Wohnungstür, ob ich noch ein paar Gedanken an den Umzug innerhalb dieses Hauses verschwenden sollte.