FILM: Lichter

Ort: Grenze zu Polen, diesseits und jenseits. Der Film erzählt viele verschiedene Geschichten von Menschen, dort leben. Zigarettenschmuggler, Übersetzerinnen, Flüchtlinge, die nach Deutschland wollen. Polen, die daran verdienen wollen. Menschen, die helfen wollen. Menschen, die aus der eigenen Not heraus Geld verdienen müssen.

Wunderbare Musik. Wunderbare Charaktere. Guter Film.

Sätze, die die Welt bedeuten (10)

‚Wäre der Grand-Prix-Vorentscheid eine Stadt, dann am ehesten Hannover‘.

(FAZ, S. 9)

Tanzveranstaltungen und so

Wer mich gestern im Zug getroffen hat, sah mich vertieft in meine derzeitige Lektüre. Ein großartiger Erfahrungsbericht mit der einen oder anderen Geschichte über die seltsame Musik, die da samstäglich auf Hochzeiten, Schützenfesten oder anderen Feierlichkeiten dargeboten wird. Und vielleicht finde ich dieses Buch auch nur so gut, weil ich dieses Prozedere selbst das ein oder andere Mal erlebt habe. Eine mittelklassige Coverband spielte in einem Festzelt ihr Repertoire herunter, dazu fließt jede Menge Alkohol. Die, die in einer festen Beziehung sind, knutschten mit ihrem Partner und verdrücken sich rechtzeitig nach Hause. Andere knutschen wild herum und verzogen sich dann und wann nach draußen und die Übrigen waren zu betrunken.

Und immer wenn ich das Buch beiseite gelegt habe, musste ich an ihn denken. Ich weiß nicht, wann ich ihn zum ersten Mal getroffen hatte. Er sah nicht schlecht aus und wie die vielen anderen spielte auch er im örtlichen Fußballverein. Man traf sich meist am Samstagabend in der Disco, wo alle waren. Ein Cola-Korn hier, ein Plausch da. Dazu wildes Hüftenschwingen zu grenzwertigen Hymnen.

Immer wenn ich durch den Ort lief, konnte ich sicher sein, dass ich ihn traf. Er, der nach der Arbeit nichts Besseres zu tun hatte, als mit seinem Auto durch die Straßen zu fahren. Einfach nur fahren, in amerikanischen Serien würde man das wohl aus Cruisen bezeichnen. Später, als er eine Freundin hatte, saß sie oft neben ihm. Sie fuhren ihre Runden und manchmal traf man sie auch laufend. Die beiden schienen füreinander gemacht, für sie war er der erste richtige Freund, für ihn war sie eine der ernsten Geschichten. Sie ging noch zur Schule, er verdiente als Elektriker sein Geld.

Auch als ich aus dem Ort zog, waren die beiden noch zusammen. Auf meinen Stipvisiten sah ihn oft, meist bei seinen täglichen Runden durch die Ortschaft. Immer wenn ich ihn sah, waren seine Oberschenkel dicker geworden, sein Bauchansatz ausgeprägter und sein Gesicht voller. ‚Schade‘, dachte ich damals oft. Und weil der Buschfunk immer noch hervorragend funktionierte, erfuhr ich wiederum ein paar Jahre auch von seinem Ende. Es muss am Ende ihrer Schullaufbahn gewesen sein, als ich davon hörte, dass sie sich von ihm getrennt hat. Klar, wahrscheinlich wollte sie noch einmal was anderes erleben. Wollte studieren gehen. Wegziehen. Oder so.

Einige Tage später war er plötzlich tot. Autounfall. Gegen den Baum.

Sätze, die die Welt bedeuten (9)

‚Having been fucked is no excuse for being fucked up.‘

Dank an Lucy

FILM: The Station Agent

Fin liebt Züge, alte Lokomotiven und Schienen. Alles, was mit der Bahn zu tun hat, übt auf ihn eine Faszination aus. Deshalb liebt er seinen Job in dem kleinen Modelleisenbahnshop. Zugleich leidet Fin an seiner Kleinwüchsigkeit, wegen der er sein Leben lang gehänselt wurde. Als sein bester Freund und Arbeitgeber plötzlich stirbt, erbt er ein Zugwärterhäuschen in New Jersey. Er zieht in die verlassene Gegend, wo er selbst bis zum Supermarkt einen langen Fußmarsch hinter sich bringen muss.

Mit Befremdung nimmt er den Kubaner Joe und die hübsche Olivia wahr, die dort immer wieder seine Nähe suchen. Da er sein Leben lang ob der Hänseleien ein einsames Leben geführt hat, empfindet er das als aufdringlich. Doch die beiden lassen nicht locker und so dauert es nicht lang, bis er Vertrauen fasst.

Endlich mal wieder einer dieser kleinen Filme, die mich wissen lassen, dass es auch jenseits des Mainstreams gute Filme gibt. Es muss nicht immer eine große Handlung sein. Man kann auch so ein gutes Werk abliefern. Mit feinem Humor. Mit Gefühlen, die leise mitschwingen. Die Filme müssen sich nur ganz vorsichtig in das Herz des Zuschauers schleichen und ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. All das geling „The Station Agent“.

Germany 12 Points.

Wie kann man den Beckmann eine „Musik“-Sendung am Samstagabend moderieren lassen? Oder besser: Wie kann man Beckmann überhaupt noch irgendwas moderieren lassen? Oder noch besser: Kann nicht mal einer den Beckmann ganz vom Bildschirm nehmen? Weil ja seine Fußballkommentare leider auch unerträglich sind.

Furchtbar.

Frauen und Bücher

I.
Am Sonntag auch über Bücher geredet. Und Autoren. Vor allem weibliche. Gesagt, dass wir unsere Bücherregale prüfen werden, auf Frauenliteratur. Also nicht Literatur FÜR Frauen, sondern vor allem VON Frauen. Auch wenn das manchmal das selbe ist. Leider. Eigentlich.

II.
Es ist erbärmlich. Nach genauer Prüfung meiner Büchersammlung festgestellt, dass der Großteil meiner Bücher von Männern ist. Mindestens 90 Prozent. Und dass ich von den Büchern von weiblicher Autoren nicht mal alle gelesen habe. ‚Masserberg‘ von der Buschheuer hat mich auf den ersten Seiten gelangweilt – weggelegt. Ein paar Ingrid-Noll-Schinken von meiner Mutter, die sie mir damals mit den Worten ‚Musst du unbedingt lesen‘ in die Hand gedrückt hatte – verstauben ungelesen.

III.
Selbst die Gelesenen sind nicht wirklich zum empfehlen. Jana Hensels Zonenkinder. Dieses blöde ‚Generation Ally‘. Ein Krimi von Minette Walters. Noch einer von Fran Dorf. Uralt. Und peinlich doof.

IV.
Sowieso lese ich eigentlich nie Krimis. Zu konstruiert, zu ich-weiß-auch-nicht. Vielleicht liegt’s an den obligatorischen Leichen, vielleicht an der immer gleichen Struktur. Irgendwas passiert, irgendwas muss aufgeklärt werden. Puh. Ich mag das einfach nicht. Im Fernsehen eigentlich auch nur den Tatort ab und zu. Der Liebe wegen.

V.
In der englischen Ecke entdecke ich dann doch noch eine Frau. Frau Rowling. Bezeichnend? Na, wenigstens auf Englisch.

VI.
Und was ich derzeit lese? Am Wochenende gerade erst das hier beendet. Wieder ein Mann. Und mich gestern dazu entschlossen, für die morgige Zugfahrt was Leichtes zu beginnen. Heinz Strunk soll es sein. Haben Grissemann und Stermann letztens empfohlen. Und er hier.

Was mal gesagt werden muss:

Wenn der Kanzler jetzt wirklich mit einem Konjunkturprogramm kommt, dann hat er wirklich nichts gelernt. Nichts.

(Ich könnte mich den ganzen Tag nur aufregen.)

Verliebt in Berlin? Ohne mich!

Mit großem Interesse habe ich in den vergangenen Wochen den Hype verfolgt, der um diese so genannte Telenovela „Verliebt in Berlin“ gemacht wurde. Zuerst gab es ein – und ich glaube, dass das schon mal die perfekte Berichterstattung für den Einstieg war – Riesen-Drama um den Namen. Schließlich sollte die Reihe ja eigentlich „Alles nur aus Liebe“ heißen, was abgekürzt, na, ihr wisst schon. Damit wusste die Zielgruppe schon einmal, was da auf sie zukommt.

Dann wurde bekannt, dass Alexandra Neldel die Hauptrolle übernehmen würde. Und schließlich startete Sat.1 die große PR-Maschine mit Beiträgen in allen möglichen Sat.1-Sendungen. Ganz nach dem Vorbild von RTL, die ja alles und jeden ständig ‚cross-promoten‘. Tja, und dann startet diese Sendung mit unfassbar guten Quoten für Sat.1, die derzeit immer noch anzusteigen scheinen. Gestern gab’s ja sogar erstmals einen Marktanteil von über 20 Prozent.

Unfassbar wirklich, besonders, wenn man sich der Serie mal aussetzt, der Selbsttest sozusagen. Ich bin normalerweise begeisterte Serienguckerin, dem Trash durchaus verfallen tue ich mir hin und wieder mal die guten und die schlechten Zeiten bei RTL an. Aber dieses ‚Verliebt in Berlin‘ ist wirklich unerträglich.

Da will mir ein Sender eine Geschichte erzählen, die ich mindestens schon 100000 Mal gesehen habe. Und weil die die Neldel in einen so genannten Fatsuit gesteckt haben, der sie von Kleidergröße 36 auf die Wahnsinnsgröße 40 ‚verfettet‘, wissen wir alle jetzt schon, wie das ganze happy-end-technisch ausgehen wird: Das hässliche Entlein wird sich in den wunderschönen Schwan verwandeln, die beiden werden sich kriegen, schließlich umfasst so eine Telenovela nur um die 200 Folgen.

Bis es aber soweit ist, wird die liebe Lisa Plenske noch allerlei schlimme Dinge erleben. Die böse Empfangsdame Sabrina wird noch ab und zu ihr Gift verspritzen, um an Lisas Job zu kommen, der tolle Chef David wird noch die eine oder andere heiße Blondine durch sein Büro schieben, hier noch eine Intrige, da noch ein Schicksalsschlag und fertig ist das tolle Soap-Leben der Lisa Plenske.

Nee, ihr lieben Fernsehmacher, das läuft dann aber ohne mich. Zu vorhersehbar, zu inszeniert und vor allem: Viel zu oft schon gesehen. Da verkriech ich mich doch lieber in mein Bett, schnappe mir mein Märchenbuch und lese das Original: Aschenputtel.

Säusel-Susi in der U-Bahn

Und du weißt, dass wir gerade Darmkrebsmonat haben, wenn dir in der U-Bahn plötzlich eine sexy Frauenstimme ins Ohr säuselt. Erst denkst du, ‚Susi?‘ Und ‚Kommt jetzt gleich Rudi Carrell die Rolltreppe heruntergefahren?‘ oder ‚Welche Wand soll denn hier nun aufgehen?‘. Und während du dir ausmalst, wo dich der Herzblatt-Hubschrauber diesmal hinbringt, in die Berge oder in die Berge, mit Schnee und lustigem Rumtollen, erfährst du von Susi, dass ich doch mitmachen soll. Bei der Aktion Düsseldorf gegen Darmkrebs. Am 10. März von 10 bis 19 Uhr kann man sich beraten lassen.

Schade, und ich dachte, dass hinter der Wand mein Traummann steht, mit einer Rose zwischen den Zähnen. So ist es Susi, die mich an mein Date mit dem Doktor erinnert. Und an die angeblich zutiefst widerlich schmeckende Flüssigkeit, die mich am Tag davor reinigen soll. Für die gute Sicht. Oder so.