Es ist meiner finanzwirtschaftlichen Vorbildung zuzuschreiben, dass ich jedes Mal (genau kein Mal), wenn ich gefragt wurde, welche Zeitschrift ich denn als Nächstes testen wolle, „irgendwas mit Plain Vanilla“ vor mich hinbrabbelte. Nun wissen die anderen finanzwirtschaftlich Vorgebildeten, dass es sich dabei um einen Fachbegriff eines „klassischen“ Wertpapiers oder einer Option handelt und dass das mit einer Computerspielezeitschrift für Frauen so gar nichts zu tun hat. Aber da eine Computerspielezeitschrift für Frauen mit Vanilla oder auch Vanille ebenso wenig zu tun hat, habe ich diesen Absatz schon einmal nicht umsonst geschrieben.
„Play Vanilla“ heißt also die Beilage des Frauenmagazins „Joy“, das bei Marquard Media erscheint. Allerdings soll das nicht so bleiben. Denn „Play Vanilla“ soll schon ab März 2007 als eigenständiger Titel am Kiosk zu erwerben sein. Wahrscheinlich noch viel dicker und bunter und mehr auf die Zielgruppe geschrieben (auf der letzten Seite befindet sich nämlich ein Fragebogen). Das Magazin wird von Computec herausgegeben, an dieser Firma ist Marquard Media beteiligt. Alles klar?
Aber reden wir nicht darüber, was sein wird, reden wir darüber, was ist. Und das ist ein 36 Seiten starkes Heft, in der Dinge beschrieben werden, von denen ich schlicht und ergreifend keine Ahnung habe. Nein, ich spiele nicht. Gesellschaftsspiele am realen Tisch sind mir zwar nicht fremd. Am Computer habe ich vor einigen Jahren gerne mal ein paar Moorhühner erlegt oder Bomben bei Minesweeper enttarnt. Das spielt man ein paar Mal und dann ist aber auch gut. Aber monatelang andauernde Strategiespiele? Sind mir bisher fremd geblieben. Und wenn ich mir dieses Magazin anschaue, habe ich auch wenig Lust damit anzufangen. So erzählen mir beispielsweise Nadine (25) und Norman (28), wie sie gemeinsam „World of Warcraft“ spielen. Er beschützt sie nämlich vor Feinden. Wie im richtigen Leben, ist das nicht schön? Dann gibt’s noch tolle Ideen für Silvesterspiele (Wetten, dass..?, Singstar, Buzz!) und einen Test: Welcher Spieletyp sind sie? Tüftlerin, falls es irgendjemanden interessiert. Zudem: Gibt es da draußen wirklich Mädchen, die Interesse daran haben, Kamera, MP3-Player, Handy, Spielekonsole und Lautsprecher farblich abgestimmt in wahlweise rot, weiß, gold, pink oder schwarz zu erwerben?
Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr erkenne ich, dass es da draußen noch eine andere Welt geben muss. Eine virtuelle Welt, in der sich Tausende tummeln, miteinander kommunizieren, für und gegeneinander kämpfen. Bleibt die letzte entscheidende Frage: Kann man in „World of Warcraft“ oder „Anno 1701“ etwa auch bloggen? Dann würde ich es vielleicht doch nochmal probieren.