Birmingham (6)

Beinahe vergessen gehabt, wie „Ausgehen“ in Birmingham geht. Frau nehme irgendein Top, irgendeinen sehr kurzen (wenn möglich: sehr sehr kurz) Rock, Schuhe mit Fünf-Zentimeter-Absatz (wenn möglich: glitzernd), Haarspray, Lippenstift (sehrsehr rot oder pink), Lidschatten (wenn möglich: glitzernd), stelle sich mit Bier und Freundinnen auf die Broad Street. Mann nehme irgendein Hemd, irgeneine Hose, Schuhe (bloß keine Turnschue!) und stelle sich mit Bier und Lads auf die Broad Street. Der Trend am 3. Mai: Frauen mit Krönchen (gülden) oder Teufelshörnern (blinkend) und -schwänzchen (wippend).

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Baked Beans.

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Nicht in den „Dungeon“ in Warwick Castle gehen. Das Schlange stehen lohnt sich da wirklich nicht.

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Mind the step.

Birmingham (5)

Das Spannendste an der Begegnung mit einer damaligen Gastfamilie war eigentlich die Tatsache, dass die ältere Tochter jetzt so alt ist wie ich damals. Seit vergangenem Jahr mit der Schule fertig, ein Jahr frei, allerdings hat sie sich dafür entschieden, das Jahr in ihrer Heimatstadt zu verbringen. Mit ein paar Jobs.

Damals bin ich mit der Familie umgezogen, von einem kleineren Reihenhaus in ein größeres, villaeskes mit großem wilden Garten. Das Haus: Es war so herrlich unfertig, so unenglisch, weil ein bisschen heruntergekommen. Zehn Jahre später: Tja. Das Esszimmer in strahlendem Hellblau, die Lounge weinrot. Wie das in England nun einmal so ist. Im Garten ein ordentlich gepflegtes Stück englischer Rasen. Trotzdem Wohlfühlen bei Bier, gutem Essen und wunderbaren Menschen, denen man die zehn Jahre nicht wirklich ansah: die Mutter (Noch schlanker!), der Vater (Charmant wie eh und je!) und die Tochter („Are you married?“ – „No. And you?“).

„Can-you-remember“-Gespräche und am Ende des Tages ein bisschen gerührt, weil doch vieles, in (guter) Erinnerung geblieben ist. Mutter: „Du hast die Küche organisiert.“ Vater: „Als ich im Büro erzählte, dass ich euch Mädchen England gegen Argentinien geschaut habe, und ihr Bier und Chips serviert habt, da waren die schon neidisch.“ Tochter: „Du hast mir das Wort „Scheiße“ beigebracht. Als du an der Steinwand mit dem Auto hängengeblieben bist, hast du das gesagt.“

Schön war’s. Richtig schön.

Birmingham (4)

Am Samstag stand die Landpartie mit dem Auto auf dem Programm. Das hieß: Zum ersten Mal seit zehn Jahren saß ich also auf der rechten Seite und lenkte diesmal einen Chevrolet Matiz. Einer dieser Momente, in denen man sich freut, nicht upgegraded worden zu sein. Beim Anschnallen fingerte ich noch ein bisschen am Beifahrersitz herum, doch nach nur wenigen Minuten hatte ich mich umgewöhnt. Das Schalten auf der linken Seite – und wie sehr ich das Linksherumfahren im Roundabout liebe. Tolltolltoll.

Genauso super war dann die Strecke. Auf der A41 in Richtung Solihull. Durch Sparkbrook und Sparkhill – oder auch Klein-Indien-und-umzu. Der Wochenendeinkauf-Sainsbury in Acocks Green. Und als wir dann die Jet-Tankstelle und den McDonald’s (Nur einmal geschafft, die Kinder zu überzeugen, dort zu Fuß hinzugehen.) passierten, klopfte mein Herz ein bisschen lauter.

In Solihull dann der Freitagabend-Pub „Saddler’s Arms“ und dann raus aufs Land zu den Villen und dem vielen Grün. Kenilworth, Leamington, Warwick und schließlich Stratford. Stratford mit viel Sonne, einem Besuch im Pub, Schwäne füttern.

Am Abend stand dann der wichtige Termin an: Ich treffe meine ehemalige Gastfamilie, also alle, außer den mittlerweile verstorbenen Kater OJ und dem Sohnemann, der das Bankholiday-Wochenende für eine Wanderung in Wales nutzte. Und obwohl ich den ganzen Tag wirklich super im Auto unterwegs war und wirklich allealle alten Wege wiederfand, scheiterte ich an dem dann doch recht komplizierten Birminghamer innerstädtischen Kreisverkehr. Anstatt geradeaus zu fahren, fuhr ich links und landete auf der Autobahn, die einmal um Birmingham führt. Noch ein Fahrfehler und vieleviele Minuten (Gibt’s hier denn keine Abfahrt?) später war ich dann in West Bromwich angelangt. Am anderen Ende der A41.

Immerhin gelernt, dass auch in West Bromwich eine hohe Inderdichte herrscht.

Birmingham (3)

Wenn ich schon mal in England bin, komme ich natürlich nicht an einem Besuch bei „Gap“ vorbei. Ich lief durch die Gänge und belud mich mit jeder Menge Kleidungsstücke, um mir dann in der Umkleidekabine anhören zu müssen, dass nur sechs auf einmal erlaubt sind (War ja klar.) Nur soviel: Ich war erfolgreich. Schuhe kaufen geht allerdings nicht so gut.

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Und dann war da noch der Besuch in einem Café: „Guardian“, „Independent“, „Sun“ und „Birmingham Post“ begleiteten mich.

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„Birmingham Post“ ist ne Quatsch-Zeitung.

Birmingham (2)

Gestern abend dann noch ein bisschen britisches Fernsehen gesehen. Irgendeine Folge von „Dr. House“ aus der neuen Staffel. Viele neue Gesichter. Mehr verrate ich nicht. Weil ich auch nicht so richtig viel verstanden habe. Kann nur sagen, dass der Patient diesmal nicht wiederbelebt werden musste. Wie die Krankheit hieß, die er hatte – keine Ahnung.

Später kam dann noch eine Folge von „Embarrassing bodies“. Das war toll. Drei Ärzte fahren nämlich durchs Land und widmen sich einem Körperteil und Krankheiten, die man damit so haben kann. Gestern ging es um die Vagina. Das besondere an der Serie: Es wird über alles geredet und es wird wirklich alles gezeigt. Alles! Und das nicht auf voyeuristische Art und Weise. Da wurde gezeigt, wie man sich richtig nach Tumoren oder anderen Dingen abtastet. Oder das ein paar Hautlappen an den Schamlippen nicht schlimm sein müssen. Bei den Straßenumfragen wurde dann auch klar, dass unheimlich viele Frauen nicht regelmäßig zu ihrem Frauenarzt gehen, um einen Krebsabstrich zu machen. Heute abend geht es um Männerkrankheiten.

Ich wünsche mir, dass es eine so gut gemachte Gesundheitssendung auch in Deutschland gibt.

Birmingham (1)

Birmingham. Der Flug war ruckelig. Weil der Flieger klein war. Und als der Pilot dann kurz vor der Landung kurz die Maschine nach links zog, dachte ich an diesen Beinaheabsturz, bei dem eine Tragfläche kurz den Boden berührte. Ist aber gut gegangen.

Und dann also die Stadt. Vieles, das sich verändert hat. Trotzdem sofort den Pub wieder erkannt, in dem wir Guildo Horn zugejubelt haben. Ein Spaziergang entlang des Kanals. Diese Ruhe, als ob man gerade auf dem Land herumlaufen würde.

Weiter zur Bücherei, zum Museum, zum Victoria Square. Die Straße hinunter. Im Schaufenster des Pumaladens stellen sie gerade lebendige Schaufensterpuppen auf, die Passanten machen Fotos, lachen. Ich auch. Gegenüber dann mein Lieblingsbuchladen. Ich freue mich richtig. Obwohl sich doch soviel verändert hat. Zielstrebig geht’s hinauf in den dritten Stock. Wahnsinn. Da lohnt sich auch mal der Weg in die Abteilung mit den Rechtsbüchern.

Dann geht’s weiter. In den Teil der Stadt, in dem sich so viel verändert hat. Dieses Bullring-Center, das neue Gebäude vom Ragmarket, immer noch nicht schön, aber muss ja auch nicht.

Am Abend dann nach Sparkhill. Zum Essen. Balti. Alles mal wieder ganz Original.

Später dann noch ein Pint im Pub gegenüber. Guter Tag.

Quoten, Klicks und Kohle

Ich weiß nicht was schlimmer war: Der anbiedernde Stil von Thomas Leif, in Denis-Scheck-Manier in die Kamera zu gucken und durch das Bild zu stapfen, oder die schier unglaubliche Unverfrorenheit, mit der er dem Zuschauer verkaufen wollte, wie doof all diejenigen sind, die auf die Wettbewerbsverzerrung durch gebührenfinanzierte Internetauftritte hinweisen: ARD und ZDF super, alle anderen böse.
Schlimm, echt.

(Und ja: Diese Meinung hätte ich auch ohne meinen Arbeitgeber.)