So war’s beim Webvideopreis

Eigentlich verrückt, dass wir erst ins Jahr 2011 kommen müssen, damit endlich einmal eine Kategorie im Internet gewürdigt wird, die sich seit Jahren rasant entwickelt. Zum einen, weil die Masse sie konsumiert und zum anderen natürlich, weil die Produktion mittlerweile so einfach geworden ist, dass wirklich jeder in der Lage ist, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen und diese Produkte dann ins Internet zu stellen. Die Rede ist natürlich von: Videos. Und der Grund für diesen Text ist die gestrige Verleihung des ersten deutschen Webvideopreises im Rahmen der Webvideotage, formally known als das Videocamp.

Nach einer Nominierungsphase sichtete eine fünfköpfige, videoerfahrene Jury die Vorschläge und erstellte eine Liste mit preiswürdigen Beiträgen für verschiedene Kategorien. Das tolle: Nicht nur die Jury bestimmte einen Sieger für die jeweilige Kategorie, auch das Publikum konnte abstimmen.

Doch bevor ich ein bisschen was zu den Preisträgern schreibe, muss ich würdigen, was die beiden Organisatoren da innerhalb kürzester Zeit auf die Beine gestellt haben: Markus Hündgen und Stefan Evertz. Zehn Wochen (?!) haben sie sich genommen, um die Preisverleihung, die übrigens in dem alteingesessenen Astra-Kino in Essen stattfand – gibt es eigentlich bessere Locations für solche Veranstaltungen als alte Kinos? – aus dem Boden zu stampfen, mit Showacts, Einspielern und Buffet plus Getränke danach. Toll.

Doch weil es bei solchen Preisverleihungen immer am schönsten ist, neue Perlen des Netzes zu entdecken, möchte ich euch die Preisträger nicht vorenthalten, vielleicht entdeckt ihr ja auch einen neuen Liebling, den ihr in Zukunft verfolgen wollt.

Kategorie Persönlichkeit: EbruZa
sehr charmante Schminktipps bei Youtube („Schminkt euch ab!“)

Publikumspreis: Holger Kreymeier (Fernsehkritik.TV)
Kannte ich bisher nicht, in dem Einspieler bei der Verleihung besuchte Kreymeier ein Supertalent-Casting, das war zumindest witzig…

Kategorie Serie: 140 Sekunden
Tolles, noch recht junges Projekt (gibt erst zwei Folgen), in dem in 140 Sekunden Geschichten hinter den 140-Zeichen-Botschaften auf Twitter erzählt werden.

Publikumspreis: Trendpiraten
Sehr professionell gemachte Serie, die einfach, aufwändig und witzig das Internet erklärt. Dahinter steckt aber auch eine professionelle Medienagentur.

Kategorie Animation: Du bist Terrorist
Na, da konnte nur einer gewinnen: Andreas Lehmann, der dieses Video im Zuge der Debatten um die Vorratsdatenspeicherung gemacht hat. Fast zwei Millionen Abrufe bei Youtube, übrigens.

Publikumspreis: Du bist Terrorist

Kategorie Dokumentation: Road-Blog 2010 (mopeten.tv)
Kannte ich nicht, fand ich aber sofort toll. Eines dieser Beispiele, warum es meist einfach nur einer guten Idee bedarf und das mit der Umsetzung dann schon klappt, wenn man wirklich will.

Publikumspreis: Freddy
Sehr berührendes, wirklich schön gefilmtes Video von Roman Mischel (der übrigens auch ein sehr empfehlenswertes Blog zum Thema Videojournalismus schreibt) über den 30-jährigen Doktoranden Freddy mit Glasknochenkrankheit. (Hintergründe zum Dreh)

Kategorie Fun: Frohes Fest 2010
Zwei Kölner blicken auf das vergangene Jahr zurück und singen es auf „We are the world“ von Michael Jackson. Ja, das ist sehr witzig, ein bisschen schade, dass hier keine „neue“ Idee oder so ausgezeichnet wurde.

Publikumspreis: Frohes Fest 2010

Kategorie Talk: dctp.tv
Den Preis konnte nur einer bekommen: Philipp Banse. Einer der wenigen tollen Interviewer, der sich wirklich vorbereitet und im Gespräch zuhört.

Publikumspreis: 50 Menschen – eine Frage
Vermutlich haben die Kollegen der Berliner Morgenpost ihre ganze Social-Media-Power genutzt, um die Abstimmung zu gewinnen. Keine Frage, gut gemachtes Video. Ich finde Konzepte, die sich jemand anderes ausdenkt und die man allenfalls anpasst, guckenswert, aber einen Preis haben sie nicht verdient.

Kategorie Freie Musik: Herr Tischbein
Das ist toll. Bitte alle angucken!

Publikumspreis: TOS – You Upperclass
Aufwändig produziert, auch sehr nett, allerdings nicht ganz so massentauglich. Muss ja auch nicht. Wollte nur vorwarnen :)

Spezialpreis der Jury: Folge Magazin
Absolut berechtigt. Tolles Format!

c/o-Pop-Sonderpreis: City Light Thief – Punkt.Aus?Ende!
Zu recht ausgezeichnet, schon allein, wie sich die Jungs aus Grevenbroich gefreut haben! Und auch hier: Da hatten ein paar Jugendliche eine Idee, mit Hilfe von Facebook haben sie sich Statisten für das Video gesucht und herausgekommen ist wirklich ein tolles Video.

Grey-Nachwuchspreis: Coldmirror
Coldmirror ist ein wahres Web-Phänomen. Die 26-Jährige aus Bremen hat einen Youtube-Channel, der knapp 255.000 Abonennten aufweist, ihre Videos wurden fast 80 Millionen Mal abgerufen und bei Twitter hat sie mehr als 46.000 Follower. Was Grey mit ihr vorhat, klang ein wenig, sagen wir mal, seltsam. Mal sehen, was draus wird.

Die Fotos von der Verleihung gibt es hier.

3 Antworten zu “So war’s beim Webvideopreis”

  1. […] VON FRANZISKA BLUHM // Crossposting von blog.franziskript.de […]

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  3. […] zum Webvideopreis: So war’s beim Webvideopreis bei Franziskript und Webvideopreis zeichnet authentische Unterhaltung aus dem Netz aus bei […]