Mario Sixtus und die Operation Naked

operation naked

Mario Sixtus hat einen Film gedreht und zwar keinen gewöhnlichen, sondern ein so genanntes Mockumentary, einen fiktionalen Dokumentarfilm. Es geht um eine Datenbrille, die zunächst nur die Berliner Start-up-Szene, schnell aber auch Politik, Talkshows, Datenschützer, Open-Data-Verfechter und den Rest der Gesellschaft beschäftigt. Das besondere: Mario erzählt die Geschichte komplett mit Zusammenschnitten aus ZDF-Sendungen. Böhmermann, Peter Hahne, Morgenmagazin, Lanz – alle dabei. Das ist teilweise erschreckend, weil man von vielen gar nicht wusste, dass es sie immer noch gibt, teilweise aber auch sehr witzig, weil Mario sich wirklich Gedanken gemacht hat, dass das alles einigermaßen sinnvoll erscheint. Klar hätten die Szenen an der einen oder anderen Stelle noch ein wenig Feinschliff vertragen können, mancher Schauspieler wirkt sehr steif und kann auch sein, dass man manche Rolle vielleicht anders besetzen hätte müssen – egal. Obwohl es ein zusammengesetztes Stückwerk ist und damit ja irgendwie auch Kunst, hat mir dieses Stück Fernsehen Spaß gemacht.

Mario schafft es, auf unterhaltsame Weise die Mechanismen im politischen, medialen und sicher auch im Internet-Berlin darzustellen und sich auch wenig darüber lustig zu machen. Herrlich das immer gleich Intro zu diesem Politiker, der die immer gerade einigermaßen passenden Phrasen drescht, die Suche nach dem nächsten Skandal in den diversen Talkshows – wird diese Niels-Ruf-Show eigentlich auch noch Realität?

Spaß hatte ich aber auch, weil ich den einen oder anderen Protagonisten aus diesem Internet erkannte (Huhu, Michaela!). Und weil ich es wahnsinnig toll finde, wie treu sich Mario Sixtus am Ende bleibt. Mario ist Journalist, Blogger, Video-Fritze und man kann sich mit ihm sehr wunderbar über alles, was die digitalen Umwälzungen der vergangenen Jahrzehnte zu tun hat, – Geschäftsmodelle, Netzpolitik, Netzkultur, Trends – unterhalten. In seinen Texten (Früher, als er noch schrieb), als Elektrischer Reporter und jetzt eben zum ersten Mal als Regisseur und Drehbuchautor (Produzent auch noch?) macht er genau diese großen Veränderungen zum Thema, mit Wissen und auch einem gewissen Witz.

Bitte schaut diesen Film. Ab morgen in der ZDF-Mediathek oder klassisch: Montag, 22.2., 23.55. Uhr „Operation Naked“

Dazu gibt es noch eine Dokumentation „Ich weiß, wer du bist“, Arte, 16.2, 22.10 Uhr.