Die rpTEN und ich

Das Programm ist durchsucht, die ersten Verabredungen getroffen, auch wenn ich diese vermutlich sofort am Montag wieder verwerfen werde, weil ich denjenigen, den ich erst Mittwoch sehen wollte, gleich zu Beginn erwische. Vermutlich werde ich auch nicht in die Sessions gehen, die ich mir jetzt angesternchend habe, sondern die komplett anderen, aber das macht nichts, weil auch das gehört zur re:publica komplett dazu.
Zehn Jahre ist sie her, die allererste re:publica, damals stark davon geprägt, was in der noch junge Subkultur Blogs so geschah. Doch über dieses Stadium ist die re:publica längst hinweg, spätestens seit dem Umzug in die Station ist die eine der wichtigsten Digitale-Gesellschaftskonferenzen Deutschlands geworden, weil sie eben auch so breit Themen abbildet wie keine andere. 
Die re:publica ist eine der wenigen Konferenzen, die ich wirklich schon häufig (und nur babybedingt mal nicht) besucht habe. So viele Menschen, die irgendwie vertraut sind, weil sie zu meiner Filterblase gehören oder was damit zu tun haben. Und dann treffe ich Menschen wieder, die ich auch mal ein paar Jahre nicht gesehen aber immer bewusst oder unbewusst verfolgt habe, was sie so treiben. Und jedes Mal gibt es wieder den Moment, in dem ich jemanden ein „Ach du bist das“ zurufe. 
Ich freue mich schon auf euch, auf die Gespräche, ne Club Mate (trinkt man das noch?), auf den Input und die ruhigen Momente auf dem Affenfelsen. 
Wer zuschauen will, wie ich auf der Bühne versuche, eine Person durch geschickte Fragen zu erkennen und dann noch ein spontanes Interview zu führen versuche, komme am Dienstag um 20 Uhr auf Stage 2 vorbei. 
Das Digitale #Quartett live on stage #rpTEN

Giving a f*ck

Von allen Musikern, die 2016 nun schon gestorben bin, hat mich David Bowie am meisten berührt. Weil es eine Zeit gab, in der ich unendlich viel Bowie gehört habe. Es gab keine Zeit, in der ich wirklich viel Prince oder Roger Cicero gehört habe, aber dass es für die beiden so früh zuende ging, hat mich bewegt. Wegen der Häufung mache ich mir nun sehr große Sorgen um Morrissey (Gerüchte um eine Krankheit gibt es seit langem), Lindenberg (70!) und all die anderen, die mir viel bedeuten, aber vielleicht aufgrund des nicht ganz so ausufernden Lebensstils nicht allzu gefährdet sind. Ach fuck, sterben ist immer scheiße und es müssen ja nicht immer das Alter und Drogen schuld sein. 

Dieses Internet mit all seinen seltsamen Strukturen bereichert, bringt einem Dinge nahe, die einem vielleicht gar nicht begegnet wären. Und da ich mich seit mehr als 13 Jahren auch in dieser Filterblase der Weblogs herumtobe, habe ich Menschen kennengelernt, die mir durch ihre Internetseiten ans Herz gewachsen sind, obwohl wir uns noch nie getroffen haben. Und dann sterben Kinder dieser Menschen und es haut mich um. In diesem Jahr schon zweimal passiert. 

Jessica hat mich dazu gebracht, mit dem Häkeln anzufangen. Monatelang habe ich auf Basis eines Babydeckenmusters eine Decke gehäkelt, die jetzt viel zu schwer und schade für den Regelgebrauch ist, die ich aber sehe liebe, auch weil sie mir immer wieder vor Augen führt, dass ich jetzt Häkeln kann. Gestern haben Angehörige in ihrem Blog die Nachricht veröffentlicht, dass Jessica den Kampf gegen den Krebs verloren hat. Noch eine. Und sie war ungefähr mein Alter. 

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Nicht ebensowenig berührt es mich, wenn geschätzte Kollegen nicht mehr im Unternehmen sind, doch angesichts der oben genannten Schicksale wirken solche Ereignisse dann doch wie Lapalien. Ja, jeder ist ersetzbar, irgendwie, aber nicht als Mensch. Immer wieder sind Kollegen gekommen und gegangen, ich selbst ja auch, und ich habe es selbst in der Hand Kontakte zu halten oder eben nicht. Wenn ein Mensch stirbt, gibt es diese Option nicht. 

Ich will keine Phrasen dreschen, nur Selbstverständlichkeiten wiederholen, damit wir, damit ich mir wieder einmal bewusst mache, worauf es ankommt. Giving a fuck about the things that really matter, Familie, Freunde, ein erfüllendes Leben führen und nicht am Ende zu bereuen, es nicht getan zu haben. Und wann das Ende kommt, haben wir alle nicht in der Hand. Dank Christiane lese ich jetzt „The life-changing magic of not giving a f*ck„. Ich glaube es könnte mir helfen.