Zeitschriften im Test: Das Brot-Magazin

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„Vor knapp zwei Jahren wies mein Freund Stevan Paul in seinem Blog auf einen Video-Backkurs für Brot von Lutz Geißler hin. Der Name sagte mir nichts. Brot hatte ich früher mal mit Backmischung, Automat und mäßigem Erfolg gebacken. Aber es klang interessant.“ Dies ist der erste Absatz von Sebastian Marquardts Kolumne „Auf ein Wort“ im gerade neu erschienenen „Brot-Magazin“. In dieser Zeitschrift geht es – du wirst es nicht glauben – um gutes Brot, den Backprozess und alles, was damit zu tun hat.

Sebastian ist der Chefredakteur des Brot-Magazins und gleichzeitig Geschäftsführer des Verlages Wellhausen&Marquardt. Ich kenne ihn schon länger, aus frühen Internetjahren und dem, was daraus entstanden ist. Vermutlich wäre ich gar nicht auf dieses Magazin aufmerksam geworden, das irgendwann in seinen Social-Media-Kanälen aufgetaucht ist.

Das „Brot-Magazin“ ist auf den ersten Blick ein klassische Special-Interest-Zeitschrift. Es finden sich dort viele Rezepte, schöne Geschichten von Hobbybäckern, Anleitungen, wie du dir selbst Lievito Madre herstellst, Tipps zur richtigen Pflege des eigenen Sauerteiges, mehr als 20 Brot-Rezepte und leckere Ideen für Brotbelage, die Stevan Paul beigesteuert hat. Küchen- bzw. Knetmaschinen werden getestet, der Entstehung des Franzbrötchens wird nachgegangen und es gibt Wissenswertes zu Glutenunverträglichkeiten und passende Rezepte dazu.

Jetzt wunderst du dich bestimmt, warum ich dieses Magazin hier bespreche, wo es doch meist um recht digitale Themen geht. Das hat ein paar Gründe.

Erstens: Ich habe zwar nur eine Ausgabe gelesen (mehr gibt es bisher auch nicht), aber das Magazin ist wirklich gut. Die Leidenschaft für das Brotbacken, die ich in den vergangenen Monaten nur in Sebastians Instagram-Feed gesehen habe, spüre ich beim Blättern und in den vielen Berichten. So hat er Satoko Shinke kennengelernt, eine japanische Puppenkünstlerin, die das Brotbacken für sich entdeckt hat, obwohl es in Japan keine Tradition hat. Sein eigenes Rezept für ein Sauerteig-Mischbrot – Sebastian hat eine Zeitschrift geschaffen, die Experten anspricht und Neulinge super in die Kunst des Brotbackens einführt. Ich selbst backe seit ungefähr zwei Jahren immer mal wieder Brot, meist mit Sauerteig aus der österreichischen Joseph-Bäckerei, wenn er mir nicht mal wieder (so wie jetzt gerade) umgekippt ist. Ich bin kein Profi, mich verwirren Begriffe wie Anstellgut immer noch, aber auch ich finde hier spannende Themen.

Zweitens: Das Gesamtkonzept des Brot-Magazins ist so schön stimmig. Neben Papierzeitschrift für den Kiosk gibt es Webseite und App für den digitalen Genuss. Ein paar Seiten kann ich mir online anschauen, um einen Eindruck zu gewinnen. Facebook und Instagram gehören ganz selbstverständlich auch zum Konzept. Wer sich dort übrigens mit dem Brot-Magazin verbunden hat, kann schon jetzt live dabei zuschauen, wie die nächste Ausgabe entsteht. Brote werden gebacken, Fotos vom Shooting geteilt – das ist alles sehr schön, zum Ausprobieren und macht Lust auf mehr.

Drittens: Bereits einige Wochen nach Kioskstart gibt es eine kleine aber feine Facebook-Gruppe, in der sich Leser austauschen können. Sie teilen Fotos der Brote, die auf Basis der Zeitschriftenrezepte gebacken worden sind. Sie wünschen sich Themen, die in den nächsten Ausgaben behandelt werden sollen. Sebastian reagiert auf fast alles und wenn ich das richtig beobachtet habe, müsste er allein auf Basis der vielen Fragen und Hinweise genügend Themen für die kommenden Ausgaben beisammen haben. Von Beginn an setzen die Macher auf die Community, binden diese ein, auch indem der oben genannte Lutz Geißler viele Rezepte beisteuert. Ich freue mich schon jetzt darauf, in den kommenden Monaten dabei zusehen zu zu können, wie es weiter geht und wie es dem kleinen Team gelingen wird, die Community einzubinden.

Das „Brot-Magazin“ ein gelungenes Beispiel dafür, wie man im Jahr 2017 Zeitschriften auf den Markt bringt – in Sachen Leidenschaft, Einbindung der On- und Offline-Community und hochwertiger Aufbereitung.

Gebacken habe ich am Wochenende auch. Für Faule gibt es in der Zeitschrift auch ein Speedbaking-Rezept (ohne Sauerteig als Triebmittel), für das ich gerade einmal drei Stunden benötigt habe. Nach dem Abendbrot mit der Familie habe ich übrigens direkt noch eins ansetzen müssen. Und jetzt züchte ich mir gerade Lievito Madre. Mal sehen, wie mir das gelingt.

Interview mit Sebastian Marquardt bei nutriculinary.com
Anja Hartmann über „The meaning and magic of making bread“

5 Antworten zu “Zeitschriften im Test: Das Brot-Magazin”

  1. carmenhi sagt:

    Das hört sich super an. Und das gilt in der Tat für die stimmige Konzeption, Print und Digital stimmig miteinander zu verknüpfen. Spricht mich aber auch an, da ich selber auch richtig gutes Brot backen möchte. So. Und jetzt kaufe ich diese Zeitschrift. Danke Franzi!

  2. Dank dir! Und bin auf deine Backkünste gespannt :)

  3. carmenhi sagt:

    Ich bin auch gespannt. Das Magazin habe ich schon mal gekauft. Bin sehr geflasht angesichts der drölfzigtausend Methoden, Sauerteig herzustellen.

  4. Eine schöne Geschichte, aber Sie sollten auch die Vorgeschichte nicht unter den Tisch fallen lassen: Es gab bereits ein Magazin „Brot“ von Mai 2014 bis Anfang 2015 halbjährlich im Jahr Top Special Verlag, vertrieben wurde es über den Zeitschriftenhandel und in Bäckereien. Denn Herausgeber war vor zwei Jahren der Zentralverband des Bäckerhandwerks. Der Preis ist übrigens identisch: 5,90 EUR. Inwieweit hier auch eine inhaltliche Kontinuität besteht, wäre zu prüfen.

  5. @Andreas Vogel: Spannend – ja. Warum wurde es eingestellt? Und: Ein Vertriebsweg, den die jetzigen Macher sicherlich auch angehen könnten..