Die Kehrseite des Newsletter-Booms

Linkedin experimentiert schon seit einer Weile mit Newsletter, Twitter hat vergangene Woche den Anbieter Revue gekauft, Facebook plant auch sowas, Journalistennewsletter über Substack sind in den USA gerade ein großes Thema, Forbes baut eine eigene Newsletter-Plattform auf und selbst die Online Marketing Rockstars schreiben drüber – könnte sein, dass sich gerade ziemlich viele Unternehmen und Medienmacher mit dem Kanal „Newsletter“ beschäftigen. Natürlich aus gutem Grund. Newsletter haben einfach viele Vorteile: Sie landen direkt beim Empfänger, es gibt keinen Mittler, der sich dazwischen drängt, ganz ohne algorithmische Einflussnahme (noch). Sie überraschen, inspirieren, unterhalten und informieren und im besten Fall verkaufen sie sogar. Das wichtigste Argument aus meiner Sicht ist aber die enge Bindung und Beziehung – ob zu den Mitlesenden oder potenziellen Kund:innen, die sich durch dieses digitale Kommunikationsinstrument aufbauen lässt.

Und das ist für mich auch der Grund, warum ich es einerseits höchst spannend finde, dass die großen Plattformen in diesem Segment jetzt aktiv werden: Zum einen scheinen sie ja nach neuen Lösungen zu suchen, um diese direkte Beziehung wieder (besser) herstellen zu können. Zum anderen besteht für Medienmachende und Creators wiederum die Herausforderung, die Macht der Plattformen geschickt zu nutzen, aber eben gleichzeitig nicht aus den Augen zu verlieren, diese wichtige direkte Beziehung nicht zu sehr von den Gesetzmäßigkeiten der Plattformen bestimmen zu lassen. Denn dann wäre einer der entscheidenden Vorteile von Newslettern, nämlich dass es eben keinen Mittler zwischen Sender:in und Empfänger:in gibt, nicht mehr vorhanden.

Egal, welches Tool und welche Plattform Newsletter-Publisher nutzen: Sie sollten sich nicht zu abhängig machen und immer die Macht über das eigene Produkt, die Inhalte und die Abonnent:innen behalten.

Lust, auch einen Newsletter zu starten? In meinem Seminar „Der perfekte Newsletter“ bekommst du all das Handwerkszeug, um loszulegen.

Dieser Text war Teil meines wöchentlichen Newsletters. Hier kannst du ihn abonnieren.

Neues ausprobieren oder Glücksmomente im Clubhouse

„Picknick auf dem Leuchtturm oder was gerade glücklich macht“ – das war das Motto der ersten Clubhouse-Runde, die ich gemeinsam mit der großartigen Christiane Brandes-Visbeck gehostet habe und zu der wir weitere inspirierende Frauen wie Ingeborg Trampe, Katharina Krentz, Andrea Reif und Julia Karnick und viele viele mehr eingeladen haben. Eine Stunde Glücksgespräch auf der neuen Audio-Plattform – das war das, was wir anbieten wollten. Und ja, mit keinem knallharten, sondern einem Feelgood-Thema. Und das hatte natürlich auch seinen Grund.

Wie lernst du am besten etwas Neues? Bei mir läuft das so: Ich lese viel und probiere die Dinge aus. Wie ist es, einen Raum auf Clubhouse selbst zu hosten? Wie füge ich weitere einem Event hinzu? Wie läuft das Terminmanagement? Wie hole ich Menschen auf die Bühne? Aber eben auch: Wie moderiere ich so, dass alle zu Wort kommen? Wie schaffe ich eine Atmosphäre, in der sich möglichst viele trauen, ebenfalls auf die virtuelle Bühne zu kommen? Wie kann eine Diskussion entstehen? Wie viel Vorbereitung ist nötig? All das haben Christiane und ich gestern getestet. Mit einem Thema, bei dem wir glaubten, nicht viel vorbereiten zu müssen, jeder aber dennoch etwas mitnehmen kann – für den ganz persönlichen Alltag. Zwischenfazit: kann funktionieren.

Und was habe ich zum Thema Glücksmomente mitgenommen? Was macht dich gerade glücklich? Das war eine der Fragen, die wir unseren Gästen gestellt haben. Dabei waren ein paar richtig gute Life-Hacks, um gerade glücklich zu sein. Trotz Pandemie und allem drum und dran. Eine Auswahl:

  • sich seine eigenen Kompetenzen bewusst machen (Ich kann kochen!)
  • Nachrichten ausblenden
  • Tagträumen
  • auch mal jammern als Voraussetzung, um glücklich zu sein
  • Ge(h)spräche führen (Du verstehst das Wortspiel, oder?)
  • Buch führen mit dem bewussten Fokus auf das Gute des Tages
  • ein Instrument lernen (Klavier!)
  • eine Entscheidung treffen gemäß dem Motto „Being happy is a choice“
  • in Kontakt bleiben
  • Neues lernen
  • Und weil ich Neues am besten lerne, wenn ich es nicht nur einmal, sondern öfter ausprobiere, gibt es nächsten Dienstag eine Fortsetzung der „Picknick auf dem Leuchtturm“-Reihe. Ohne Glück, aber bestimmt wieder mit hilfreichen Tipps für diese Zeit. Auf das Thema haben Christiane und ich uns schon geeinigt: Picknick auf dem Leuchtturm oder gemeinsam konstruktiv sein. Vielleicht schaust du ja nächste Woche auch einmal vorbei.

    Dieser Text erschien in abgewandelter Form in meinem wöchentlichen Newsletter. Hier kannst du ihn abonnieren.

    Woran ich denke, wenn ich zu lange auf Clubhouse war

    Am Samstag bin ich auf Instagram auf die App „Clubhouse“ aufmerksam geworden und diese App hat mich am Wochenende dann doch ziemlich beschäftigt.

    Clubhouse?

    Clubhouse ist eine audiobasierte App, auf der du dich ziemlich einfach mit allen möglichen Menschen zu kleinen Gesprächen, größeren Diskussionsrunden oder anderen Livetalks treffen kannst. Du kannst, wie in einer Fishbowl, Menschen aus der Runde aufs „Podium“ holen“ oder auch einfach alle wild diskutieren lassen. Seit Samstag wächst die Zahl der deutschsprachigen Nutzerinnen und Nutzer – wobei die App bisher nur auf iOS-Geräten verfügbar ist und der Hype sich zusätzlich verstärkt, weil jeder immer nur zwei Menschen dazu laden kann und das auch nur funktioniert, wenn du mal eben deine Kontakte freigibst.

    Es gibt mittlerweile ziemlich viele Artikel, Meinungen und Empfehlungen zu dieser App, die auf das Für und Wider eingehen. Und bei all den negativen Seiten, die diese App hat (z.B. grenzt sie große Personengruppen aus, Datenschutz ist ein Problem etc.), trifft sie den Nerv der Zeit: Zufällige Begegnungen, nach denen wir uns wieder sehnen, überhaupt Begegnungen, macht sie auf unkonventionelle Art und Weise möglich, Smalltalk, ich fühle mich dort ein bisschen wie auf einem Schulhof, auf dem Grüppchen zusammenstehen und ins Gespräch kommen. Manchmal gibt es dort tiefe Gespräche, manchmal aber auch nur Herumgealber oder belangloses Zeug.

    Aber darum soll es eigentlich gar nicht gehen.

    Denn ich möchte teilen, dass die Beschäftigung mit der App mir noch einmal klar machte, warum ich zwar zahlreiche Podcasts höre, warum ich Audio manchmal sehr schätze und manchmal auch wieder gar nicht.

    Denn: Audio bremst. Das ist gut: Endlich mal ein bisschen langsamer, sich wirklich auf eine Sache konzentrieren! Es ist aber dann nicht gut, wenn es schnell gehen muss oder ich eine Information nicht erst in drei Stunden, sondern möglichst schnell haben möchte. Das Gefühl habe ich übrigens oft bei langen Podcasts (Die aktuelle Folge Drosten ist auch schon wieder länger als eine Stunde!). (Und auch bei Clubhouse, denn dieses Herumwandeln, hier ein bisschen Quatschen, da mal ein bisschen Zuhören – das kostet Zeit, die gerade jetzt mit den Herausforderungen zwischen Job, Homeschooling und Co. sorgfältig verteilt werden will.)

    Und da wären wir auch schon bei dem kleinen Gedanken, den ich in dieser Woche mit dir teilen wollte und der mir durch den Clubhouse-Hype bewusst wurde: Text kann oft auch echt super sein. Schnell, scanbar, asynchron – um nur einige Vorteile zu nennen.

    (Der Text war Teil meines wöchentlichen Newsletters. Hier kannst du ihn abonnieren.)

    Wir suchen die Goldenen Blogger 2021!

    Die Verleihung der Goldenen Blogger 2019 am 9. März war meine letzte große Veranstaltung. Ich erinnere mich noch an die Tage davor und unsere Diskussionen: Können wir das noch machen? Und ich erinnere mich an den Morgen danach, als wir in Tegel am Gate saßen, müde, aber voller Adrenalin und mit uns nur wenige andere warteten, weil wir eben schon mitten in der Pandemie waren. Nun, knapp ein Jahr später, sind wir startklar: Wir suchen wieder die Goldenen Blogger! Diesmal die Goldenen Blogger 2021, denn da die Verleihung erst im April stattfinden wird und es vermutlich niemand mehr verstehen würde, wenn wir dann immer noch mit dem Jahr 2020 herumhantieren und das Jahr 2020 bei vielen ja eh nicht soooo super Assoziationen weckt, suchen wir als die Goldenen Blogger 2021.

    Blogger? 2021? Ernsthaft?

    Erst vor ein paar Monaten sprach ich mit Moritz Meyer für eine Kolumne zu genau diesem Thema: Blogger – ist das denn noch zeitgemäß? Ich finde: Auch wenn sich in den vergangenen Jahren viel geändert hat – neue Plattformen sind entstanden, diejenigen, die die Plattformen nutzen, tun dies nicht mehr nur aus dem Lass-mal-was-probieren-Gefühl heraus, sondern verfolgen dabei meist ernsthafte Ziele, ja, bauen gar Unternehmen auf: Aber diese Technik des Bloggens, die lebt.

    Eine Preisverleihung in der Pandemie?

    Wir hätten natürlich sooo gerne wieder mit euch allen bei Microsoft in Berlin gefeiert. Für uns stand ziemlich schnell fest: Auch wenn das immer noch unsere erste Wahl wäre, derzeit ist nicht die Zeit für Live-vor-Ort-Veranstaltungen in dieser Größe. Ausfallen lassen? Nö. Dafür ist die Verleihung für viel zu viele Menschen einfach ein zu großer Spaß, können wir so viele Menschen mit einem Preis für ihre Arbeit glücklich machen, also werden wir gibt es in diesem Jahr eine digitale Ausgabe der Goldenen Blogger. Und nein: Wir kehren nicht auf unser Sofa zurück, das Bügelbrett ist eh nicht mehr im Einsatz. Wir werden euch sehr bald sagen, wie wir das alles gerade planen, wer uns in diesem Jahr unterstützt (Wer noch mitmachen möchte, bitte ganz schnell Kontakt aufnehmen!), aber im ersten Schritt brauchen wir jetzt erst einmal Nominierte!

    Wer kann einen Goldenen Blogger gewinnen?

    Prinzipiell jeder, der hier nominiert wird! Die Zahl der Kategorien liegt derzeit bei 22 – das formuliere ich so, weil sich daran immer nochmal was ändern kann, denn wenn in einer Kategorie gar keine Vorschläge sind oder so viele Kandidaten zu einem bestimmten Thema, das wir bisher nicht vorgesehen haben, nominiert werden, dann nehmen wir uns die Freiheit, ein paar Anpassungen vorzunehmen.

    22 Kategorien. Darunter natürlich Klassiker wie „Newcomer“, „bester Text“, „beste*r Blogger*in ohne Blog“, „Podcast, „Instagram“, „Twitter“. Aber natürlich gibt es auch wieder ein paar Veränderungen: Wir greifen neue Themen auf: Mobilität, Wissenschaft, Storyteller*in (wegen Storys oder Fleets oder so, you know), Lockdown-Versüßung, Telegram-Channel, Youtuber*in – sind nur einige der neuen Kategorien. Und nach dem großen Erfolg wird es auch in diesem Jahr die WTF-Kategorie geben, wir sind schon jetzt gespannt, wer sich da nominiert ;)

    Also: Ran an die Tasten! Hier könnt ihr noch bis zum 31. Januar eure Vorschläge posten! Und denkt dran: Je mehr Vorschläge, desto mehr Arbeit für Daniel, Feli, Thomas und mich ;)

    Social Media 2021: Netzwerke, Strategie und Co.

    Vergangene Woche war ich zu Gast in dem Podcast „Was mit Medien“ und habe dort mit den Hosts Daniel Fiene, Dennis Horn und Sebastian Pähler über Social Media und deren Bedeutung für Medienschaffende und darüber hinaus in 2021 gesprochen. Herausgekommen ist ein launiges Gespräch, das du dir hier anhören kannst. Ich dachte mir: Da kann ich doch auch nochmal hier ein paar Aspekte für dich hervorheben.

    ? Die öffentliche Debatte um Social Media Ich glaube, die wird 2021 noch einmal lauter werden – auch wegen des politischen Drucks. Wie funktionieren die Kanäle, wer entscheidet, wer gesperrt wird? Da werden wir noch viele Diskussionen erleben.

    ? Engagement rules Hast du die jüngste Update-Ankündigung von Facebook gesehen? Auch Seitenbetreiber bekommen mehr Möglichkeiten, mit ihrer Community zu interagieren. In der Arbeitsrealität vieler Redaktionen und Abteilungen hat bisher das Erstellen von Inhalten die größte Aufmerksamkeit bekommen. Das muss sich ändern: Ein Switch zur aktiven Community-Arbeit ist nötig. Bei Instagram und Linkedin hat Engagement in und mit der eigenen Community bereits eine übergeordnete Bedeutung.

    ? Die ultimative erste Frage Was möchte ich eigentlich erreichen? Das ist sie, die Frage, die du dir beantworten solltest. Denn: Nur weil viele gerade über einen Kanal reden, heißt es noch lange nicht, dass du damit etwas bewirken kannst. Zumal du ja auch noch wissen musst, ob der Kanal dann überhaupt geeignet ist, deine Ziele zu erreichen. Gilt nicht erst seit 2021, aber wurscht.

    ? Es gibt nicht DAS Netzwerk, auf dem du sein musst Auf welchem Netzwerk du aktiv werden solltest, hängt damit zusammen, was du erreichen möchtest. Willst du vor allem Millennials ansprechen? Dann könnten Tiktok und Instagram etwas für dich sein. Willst du den gesellschaftlichen Diskurs mitbestimmen? Dann schau dir Twitter genauer an. Willst du eine breite Masse ansprechen, aber gleichzeitig in ganz bestimmte Zielgruppen kommunizieren und eine enge Beziehung aufbauen? Dann könnte es richtig sein, dich doch nochmal ausführlicher mit Facebook zu beschäftigen. Möchtest du dich beruflich positionieren? Dann könnte Linkedin eine gute Möglichkeit sein.

    ? Pinterest Für mich eines der unterschätztesten Netzwerke. Gerade, wenn es um Reichweitenaufbau geht. Und es gibt einige Medienmarken, die dort sehr erfolgreich sein könnten.

    ? Twitch Hast du die Meldung gesehen: Der spanische Twitch-Streamer TheGrefg enthüllte am Montag einen „Fortnite“-Skin und dabei schauten mal eben zwei Millionen Menschen zu. Meldungen wie die zu Otto, werden wir in diesem Jahr sicherlich häufiger hören.

    ? Discord Kein klassisches soziales Netzwerk, aber eine Plattform, die sich extrem gut für alle möglichen Dinge eignet, die vielen Kommunikatoren wichtig sind: Communityaufbau und -pflege, kollaboratives Arbeiten, Gaming usw.

    Der Text war Teil meines wöchentlichen Newsletters. Hier kannst du ihn abonnieren.

    Du willst Social Media stärker nutzen? Regelmäßig biete ich in meiner Akademie Live-Onlineseminare und Workshops an. Schau doch auf meiner Website vorbei, ob ich dir mit eins meiner Seminare helfen kann.

    Die Frauen in „Werk ohne Autor“


    Nun endlich auch „Werk ohne Autor“ gesehen, den Drei-Stunden-Epos von Florian Henckel von Donnersmarck. Und wenn man diesen Film einfach mal als ganz normalen Film ansieht – und all die Diskussionen darum, wie viel man sich da jetzt aus den Biografie realer Künstler:innen inspiriert hat, ausblendet, dann ist das ein durchaus unterhaltsamer, ästhetischer Film, der auch nicht zu lang wird und das hätte ich eigentlich vermutet.

    Wozu mich der Film inspiriert hat?

    Erstens: Im Nachgang habe ich die Wikipedia-Biografie von Gerhard Richter und Joseph Beuys gelesen und mir vorgenommen, nochmal ein bisschen tiefer insbesondere in diesen Teil der Geschichte Düsseldorfs einzusteigen. Spannend und neu für mich: Beuys‘ Verbindung zu dem Tier-Filmemacher Sielmann.

    Zweitens: „Werk ohne Autor“ ist ein Film von Männern über Männer, weil eben viele der handelnden Personen im dritten Reich Männer gewesen sind und es natürlich auch viele männliche Künstler gegeben hat. Daher kann es natürlich sinnvoll sein, die Historie an eben solchen Männern zu erzählen. Zudem gibt es diese eine Szene in der Kunstakademie, in der die Studierenden mit „Meine Herren“ angesprochen werden, obwohl da auch sehr viele Frauen gesessen haben. Das hat mich irritiert und ich habe mich gefragt: Wäre mir das auch schon vor zehn Jahren aufgefallen? Vermutlich schon.

    Drittens: Was wäre das eigentlich für ein Film, wenn man die Geschichte solcher Männer mal aus der Frauenperspektive erzählt hätte? Wie sähe beispielsweise ein Film aus der Perspektive der Martha Seeband (der Frau des Professors) aus? Wie hält sie es aus an der Seite dieses Egozentrikers und Mörders? Wie erträgt sie seine Eskapaden? Wie rechtfertigt sie ihre Mittäterschaft an der Abtreibung?

    Oder aus der Perspektive von Elisabeth Seeband, der Frau des Künstlers? Wie lebt es sich damit, wenn der eigene Vater über Leben und Tod unzähliger Frauen entschieden und nicht mal vor dem Leben der eigenen Tochter halt gemacht hat? Wie lebt es sich an der Seite eines Künstlers nach der Ausreise in den Westen? Auch ich würde mich darüber freuen, wenn historische Ereignisse auch öfter aus der weiblichen Perspektive erzählt werden würden.

    Jahresendzeitfragebogen 2020

    Traditionen soll man nicht brechen. Auch nicht in diesem doch insgesamt besonderen Jahr. Doch war das Jahr wirklich so schlecht? Es war anstrengend, ja. Weil wir alle viele Routinen brechen mussten. Dinge, an die wir uns gewöhnt hatten, die wir lieb gewonnen haben: Arbeitswege, Urlaub woanders, Kinderbetreuung, Kontakte zu anderen. Erst im Verzicht bzw. kompletten Wegfall wurde mir klar, wie wichtig diese Dinge mir eigentlich sind. Einige davon konnte ich kompensieren. Ein Beispiel: Als ab März plötzlich alle beruflichen Reisen wegfielen, wurde mir klar, dass diese für mich nicht nur berufliche Reisen waren, sondern auch Ich-Zeiten. Zeiten, in denen ich mich nur um mich kümmern musste und die ich zum Lesen, Inspirieren, Nachdenken und Nixtun nutzte. Erst als mir das bewusst geworden war, konnte ich mir diese Ich-Zeiten wieder zurück erobern. Zum Beispiel durch eine erhöhte Zahl an Joggingrunden, abendlichen Podcastsessions. Doch eines war gar nicht so leicht zu kompensieren: der Austausch mit anderen, zufällige Begegnungen.

    Alles in allem war 2020 ein gutes Jahr. Trotz allem. Aber auch wegen allem. Denn durch diese Ausnahmesituation habe ich auch viel gelernt. Einiges, was auf den ersten Blick selbstverständlich scheint, schätze ich nun wieder wert und bin dankbar.

    Aber wie gesagt: Traditionen soll man nicht brechen und daher der alljährliche Fragebogen. (Für alle Leser, die erst in den vergangenen Monaten dazu gestoßen sind: Früher (siehe unten) wurde dieser Fragebogen von ziemlich vielen Bloggerinnen und Bloggern ausgefüllt. Einige machen das immer noch. Ich gehöre dazu.)

    Zugenommen oder abgenommen?

    Dank regelmäßiger Jogging-Runden, einigen Yoga- und Freeletics-Betüchtigungen und zahlreichen Spaziergängen weitestgehend gleichgeblieben.

    Haare länger oder kürzer?

    Mehr oder weniger gleich geblieben. War zwar im November schon da, aber noch hält’s.

    Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

    Ich befürchte, dass sich altersbedingt was verändert hat. Habe aber erst im Januar einen Augenarzttermin. Bin gespannt.

    Mehr ausgegeben oder weniger?

    Weniger Urlaubsreisen, also weniger.

    Der hirnrissigste Plan?

    Pläne, die im Januar noch völlig langweilig klangen, erschienen im April plötzlich hirnrissig. Flugreisen, die Bahncard abfahren, Zeit alleine zu verbringen, sowas. In die Kategorie „hirnrissig“ fiel dann auch der Plan, das letzte Fortbildungswochenende im Dezember in Köln in einem Hotel zu verbringen. Und hielt daran bis drei Wochen vorher fest. Tja.

    Die gefährlichste Unternehmung?

    Fällt Weihnachten mit der Mutter zu verbringen da mit rein? Ich befürchte es.

    Die teuerste Anschaffung?

    Ich habe in diesem Jahr ins Office investiert – Videoseminare und -konferenzen zollen ihren Tribut.

    Das leckerste Essen?

    Ich bin ein bisschen stolz darauf, dass die Gänsekeule am 1. Weihnachtstag samt Soße ziemlich gut gelungen ist.

    Das beeindruckendste Buch?

    Am meisten beeindruckt hat mich „Im Grunde gut“ von Rutger Bregman. Was ich sonst noch so gelesen habe – hier steht’s.

    Der berührendste Film?

    Ich habe sehr wenige Filme geschaut. Wenn überhaupt dann Serien.

    Das beste Lied?

    Es gibt so viele gute Lieder, die das 2020er-Gefühl eingefangen haben. Cat Ballou, Bernd Begemann, Die Ärzte, Tocotronic, sogar Scooter haben mich berührt in diesem Jahr.

    Das schönste Konzert?

    Ich habe am 28.12. ein bisschen in das traditionelle Jahresendkonzert von Bernd Begemann reingehört, was schön war, aber auch ein bisschen traurig. 2020 war kein gutes Jahr für Konzerte. Nächste Frage bitte.

    Die meiste Zeit verbracht mit?

    Den Jungs.

    Die schönste Zeit verbracht mit?

    Den Jungs. Und der wenigen Zeit auch mal allein.

    Vorherrschendes Gefühl 2020?

    Nee, oder?

    2020 zum ersten Mal getan?

    Im Februar noch schnell mit meiner Mutter gewellnesst. Homeschooling und dabei versucht, zu arbeiten. Seit März jeden Donnerstag eine virtuelle Kneipe besucht. Fortbildung digital durchgeführt und selbst besucht (Also über ganze Wochenenden am Stück und über Monate hinweg). Masken genäht und getragen. Das zweite Kind in einer Pandemie eingeschult. Webinare gehalten, sowieso die ganzen virtuellen Seminare. Daran gedacht, dass bestimmte Übungen in der virtuellen Version sogar besser funktionieren als vor Ort.

    2020 nach langer Zeit wieder getan?

    Ein Kind eingeschult. Um den Beerster See gelaufen. In Cuxhaven am Strand gewesen. Urlaub an der niedersächsischen Nordsee. Kafka gelesen. Gedacht, dass es im Norden echt schön ist.

    Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?

    Die Sorge um die Angehörigen, die diese Pandemie gebracht hat. Das ständige Rumgehadere, was denn jetzt geht und was nicht. Die Unplanbarkeit dieses Jahres.

    Drei Dinge, auf die ich nicht hätte verzichten wollen?

    Dazu gezwungen worden zu sein, mal richtig intensiv darüber nachzudenken, was wirklich wichtig ist. Unplanbarkeit hat auch was Feines. Zu merken, wie viel dann doch immer noch geht. So viel Familienzeit. Die Ukulelen-Abende im Sommer. Uups, das waren sogar fünf Dinge und wenn ich noch ein bisschen länger darüber nachdenke, fallen mir bestimmt noch mehr Sachen ein.

    Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?

    Kriegen wir hin.

    2020 war mit einem Wort?

    Kräftezehrend.

    Wer sich nochmal durch die vergangenen Jahre klicken will: 2019,
    2018, 2017, 2016, 2015, 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006, 2005, 2004, 2003

    Digitale Kommunikation: 9 Dinge, die 2020 wichtig waren

    Was hast du gelernt in diesem Jahr? Sicherlich viele Dinge, von denen du Anfang des Jahres noch gar nicht gedacht hättest, dass du dich mit ihnen beschäftigen würdest. Auch ich möchte ein paar Dinge teilen, die ich gelernt habe oder die wichtig waren, in diesem besonderen Jahr. Und zwar in Bezug auf digitale Kommunikation.

    1. Es geht sehr viel! Ob Coachings in 1zu1, Workshops oder Seminare – fast alles lässt sich digitalisieren und manches funktioniert so sogar besser als vorher. So wurde aus einer Telefonschalte bei mir plötzlich ein Videomeeting und es kommt nun überhaupt nicht mehr vor, dass wir uns ins Wort fallen, weil die Moderation mit dem Blick in die Gesichter viel leichter fällt. Manche Trainings wurden sogar noch intensiver, weil die Teilnehmerinnen plötzlich viel näher saßen als man das in einem realen Raum getan hätte.

    2. Aber nicht alles. Mir ist nochmal bewusst geworden, warum ich auf Veranstaltungen wie beispielsweise die re:publica gehe. Ja, die zahlreichen inspirierenden Vorträge, alles schön und gut, aber viel wichtiger sind die vielen zufälligen und halb zufälligen Begegnungen, das In-Kontakt-bleiben, Updaten und gegenseitige Inspirieren. Auch da entstehen mittlerweile Formate, die das transportieren können, ich möchte hier den Circle der Kreativwirtschaft nennen, den Christine von Fragstein jeden Mittwoch organisiert.

    3. Fast jeder benötigt eine Digitalstrategie. Spätestens in diesem Jahr dürften das viele bemerkt haben. Selbst Eisläden lernten, die Kraft von digitalen Kanälen zu schätzen: um wertvolles Feedback zu den geänderten Öffnungszeiten oder Produkten einzuholen oder ganz klar – um Umsätze zu generieren. Aber auch Fachzeitschriften bemerkten schnell, dass sie ihre gedruckten Produkte nur schwer an die Kunden bringen können, wenn sich alle im Homeoffice befinden. (Ich biete übrigens jetzt auch ein offenes Seminar zu diesem Thema an)

    4. Aber nicht jede:r braucht einen Podcast. Ja, Podcasts waren einer der Hypes in diesem Jahr, was sicherlich der geänderten Mediennutzung gerecht wird. Aber auch hier zählt das, was unter 3. steht: Strategie zahlt sich aus. Denn nicht für jeden ist ein Podcast bei begrenzten Ressourcen der beste Kanal, um mit seiner Zielgruppe in Kontakt zu treten.

    5. Das Motto des Jahres: auf Sicht fahren. Wahrscheinlich hast auch du die Erfahrung gemacht: Immer wieder wurden die achtsam geschmiedeten Pläne in diesem Jahr wieder umgeworfen, Planung ging oft nur schwierig. Auch in kommunikativer Sicht. Und deshalb schließt 6. hier nahtlos an….

    6. In Kontakt bleiben! Wie wichtig es ist, Kontakte zu pflegen, auch virtuell, auch das ist mir in diesem Jahr sehr bewusst geworden. Aus diesem Grund habe ich in den vergangenen Wochen angefangen, auch mal mit Menschen virtuelle Kaffees zu trinken, die ich sonst eher zufällig getroffen hätte. Und doch tut auch hier Beständigkeit extrem gut. So bin ich im März mehr oder weniger zufällig in eine virtuelle Kneipenrunde gestolpert, aus der mittlerweile ein eingeschworener Kreis aus 14 Menschen in ganz Deutschland geworden ist, die füreinander da sind. (Wir überlegen gerade, ob wir einen How-to-virtuelle-Kneipe-Guide schreiben.)

    7. Flexibel bleiben. Eine weitere Dimension von „in Kontakt bleiben“ lässt sich gut im professionellen Kontext erklären: Diejenigen, die durch Lockdown und Co. nicht abgetaucht sind, sondern für ihre Communitys da waren, einen Weg gefunden haben, auf Augenhöhe weiter im Gespräch zu bleiben, die haben gewonnen. Aber all diejenigen, die gehofft haben, dass diese Phase schnell vorübergeht und man dann einfach dort weiter macht, wo man aufgehört hatte, wurden häufig bestraft.

    8. Jeden Tag was Neues lernen. Wie wichtig das ist, ich glaube, das wurde vielen von uns in diesem Jahr besonders bewusst. Von kleinen Dingen, wie der Frage nach dem besten Videomeeting-Tool bis hin zu größeren strategischen Fragen, auf die wir plötzlich Antworten benötigen und finden.

    9. Neues entstehen lassen. „Dem Gehenden legt sich der Weg unter die Füße“ – ich mag diesen Spruch sehr und ich finde, er passt sehr gut zu diesem Jahr. Nur wenn wir uns auf den Weg machen, Neues ausprobieren, mutig sind, können wir weiter kommen. Das kann der längst überfällige Anruf bei einer alten Bekannten sein, dass kann der längst überfällige Aufbruch einer Redaktion oder Kommunikationsabteilung ins Digitale sein. Letztendlich braucht es nur den Mut, den ersten Schritt zu machen.

    Apropos Neues entstehen lassen: Ich habe mit dazu entschieden, eigene Seminare Zoom anzubieten. Die ersten gibt es schon im Januar:
    15.1. Strategisch digital kommunizieren – hier anmelden!
    22.1. Social-Media-Strategie 2021 – hier anmelden!

    Meine Challenge: Abschalten

    Vor ungefähr vier Wochen habe ich ein Experiment gestartet: Ich schränke meine Smartphone-Nutzung ein. Von 22 Uhr bis 6.45 Uhr morgens habe ich keinen Zugriff auf eine Vielzahl von Apps, außerdem habe ich die Zeit in Social-Media-Apps begrenzt. Das bedeutet nicht, dass ich die Apps nun wirklich immer nur in diesem Zeitrahmen nutze (Es gibt die Möglichkeit, auf „Limit ignorieren“ zu klicken und sich dann entweder 15 weitere Minuten oder sogar durch Klick auf „Heute kein Limit“ unbegrenzten Zugriff bis 0 Uhr zu holen).

    Was sich seitdem verändert hat? Zum einen wird mir nun täglich bewusst, wie häufig ich mein Smartphone für eben diese Aktivitäten nutze. Wenn ich berufsbedingt in den Kanälen recherchierte, poppte die Meldung, dass ich noch fünf Minuten meiner Social-Zeit zur Verfügung habe, bereits um 13.35 Uhr auf.

    Zum anderen liebe ich mittlerweile die 22-Uhr-Schranke. Sie diszipliniert mich ungemein und hat meine Abende verändert. Mal lese ich noch ein bisschen in einem Buch, mal mache ich mir einen Podcast an. Auf jeden Fall schalte ich bewusster ab. Und das tut gut.
    Ebenso entspannend, aber das mache ich schon viel länger so: auch tagsüber keine Pushmeldungen mehr. Nur SMS und Whatsapp lasse ich noch durch. Für alles andere muss ich mich bewusst entscheiden.

    Und jetzt bin ich gespannt: Was machst du, um deine Zeit bewusster einzuteilen? Nichts, weil es ohnehin gut klappt? Oder legst du dein Smartphone an einem Tag der Woche gar komplett beiseite und bist unerreichbar? Hast du nur den „Nightshift“-Modus aktiviert?

    (Dieser Text war Teil meines Newsletters, den ich wöchentlich verschicke. Hier kannst du ihn abonnieren.)

    7 Tipps für virtuelle Seminare und Workshops

    In dieser Woche hatte ich mein letztes zweitägiges Seminar für dieses Jahr. Natürlich haben wir wieder gezoomt. Während ich in den ersten Monaten der pandemiebedingten Heimarbeit immer sehr ausführlich die unterschiedlichen Funktionen des jeweiligen Tools erklären musste und wir diese gemeinsam ausprobiert haben, ist das oft gar nicht mehr in dieser Ausführlichkeit notwendig. Die Mikrofone werden bereits automatisch ausgeschaltet – viele von uns sind Profis in virtuellen Meetings, Workshops und Seminaren geworden.

    Das für mich überraschendste: Die Arbeit im digitalen Raum kann sogar noch intensiver sein! Denn: Zum einen sitzt du deinem Gegenüber ja sonst auch viel mehr auf Abstand und zum anderen kannst du dich in der 1:1-Situation ja auch viel intensiver auf dein Gegenüber einlassen, zuhören und interagieren. Das weiß ich mittlerweile wirklich zu schätzen!

    Aber jetzt sieben Dinge, auf die es in virtuellen Seminaren und Workshops immer ankommt.

    1. Guter Ton: Ha, sogar im doppelten Sinn! Und natürlich Mikros aus, wenn nix gesagt wird, damit Hintergrundgeräusche nicht stören (Wenn die Katze in der Küche Randale schiebt). Ich arbeite mittlerweile mit einem Headset und bin sehr zufrieden.

    2. Licht von vorne: Klingt logisch, ist es auch, denn wenn das Licht von hinten kommt, siehst du von deinem Gegenüber nix. Wer ein bisschen aufrüsten will, besorgt sich ein günstiges Ringlicht.

    3. Bildschirme an: Damit ein Seminar gut gelingt, bitte ich die Teilnehmenden immer darum, die Kameras anzulassen, sofern es die Bandbreite zulässt. Mir hilft das sehr, weil ich dann viel besser die Teilnehmenden einbeziehen kann, aber auch Fragezeichen sehen und direkt ansprechen kann.

    4. Pausen: Nach 1,5, maximal zwei Stunden mache ich mindestens 15 Minuten Pause.

    5. Virtuelle Kaffeeküche: Was ich am meisten am persönlichen Austausch vermisse? Die Gespräche in den Pausen, das Informelle. Einfach einen Breakout-Room (geht zumindest in Zoom) anlegen, in den die Teilnehmenden in den Pausen gehen können zum ungestörten Austausch.

    6. Weniger ist mehr: Es gibt so viele verschiedene Tools, von Miro, über Mural bis hin zu Stimmungsmessern etc. Alles schön, aber für viele eben noch eine technische Hürde. (Kerstin Hoffmann hat das Thema Barrierefreiheit kürzlich ebenfalls thematisiert!)

    7. Führung: Es fängt bei der Vorstellungsrunde an und hört bei der Feedbackrunde und Abmoderation auf: Vieles dauert im virtuellen Raum länger, manche unnötigen Pausen lassen sich aber auch vermeiden.

    Der Text war auch Teil meines wöchentlichen Newsletters. Hier kannst du ihn abonnieren.