2022: Das Jahr in Büchern

Aus meiner Sicht war 2022 ein gutes Lesejahr – ein Buch mit vielen Geschichten, die mich immer wieder aus dem Alltag herausgezogen haben, mich dazu gebracht haben, mich zu zerstreuen, abzuschalten. Kleine Auszeiten zwischendurch. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich viel zu selten hier diese kleinen Geschichten, die schönen Formulierungen geteilt habe. Das wird sich 2023 ändern. Und in alter Tradition hier die Bücher, die ich 2022 beendet habe.

Samira El Ouassil, Friedemann Karig: Erzählende Affen
Eines der besten Bücher in diesem Jahr. Storytelling und welche Geschichten wir erzählen sollten. Hier mehr.

Khuê Pham: Wo auch immer ihr seid
Ich habe das Buch dafür geliebt, dass ich in eine mir fremde Welt abtauchen durfte.

Manfred Krug: Ich sammle mein Leben zusammen. Tagebücher 1996-1997
Hab ich gehört. War interessant in das Leben dieses Mannes abzutauchen und faszinierend, wie gut sein Sohn den Worten seines Vaters eine Stimme gab. Hier mehr dazu.

Manfred Krug: Abgehauen
Musste ich dann direkt im Anschluss an die Hörbücher hören, denn irgendwie wollte ich dann wissen, wie es gewesen ist, als Prominenter die DDR Ende der 70er Jahre zu verlassen.

Stine Pilgaard: Meter pro Sekunde
So viele wunderbare Formulierungen. So viele Impulse, um über das Älterwerden, Kinderkriegen – eigene Leben – nachzudenken.

Ewald Arenz: Der letzte Sommer
Eines dieser Bücher, dass ich diesem Jahr in einem Rutsch durchgelesen habe. Weil ich es nicht beiseite legen konnte. Ein tolles Sommerferienbuch.

Benedict Wells: Hard Land
Typisches Coming-of-Age-Buch. Das ist ok, aber kennste eins, kennste alle. Trotzdem hat es mich gepackt. Ein Geheimtipp ist dieses Buch schon lange nicht mehr. Aber jetzt weiß ich auch warum. Sam, 15, lebt in einer Kleinstadt, ist überfordert mit dem eigenen Leben und weiß, dass seine Mutter sterben wird. Besonders berührt hat mich hier nicht, diese erste Liebe, sondern eben genau dieses Familiending zwischen ihm und seiner Mutter, der abwesenden großen Schwester und die Art und Weise, wie sich das Verhältnis zu seinem wandelt. Das war traurig und irgendwie auch sehr schön. Gutes Buch.

Carolin Hagebölling: Ein anderer Morgen
„Ein anderer Morgen“ handelt von Eva, zwei Kinder, verheiratet mit Doppelhaushälfte, die sich in die Freundin ihres Chefs verliebt. Liest sich gut weg, kann aber nicht mit „Der Brief“ mithalten. Finde ich.

Ewald Arenz: Alte Sorten
Natürlich musste ich nach „Der letzte Sommer“ auch „Alte Sorten“. Es ist anders, handelt von zwei Frauen, die sich zufällig finden und eine Verbindung haben, die nicht viele verstehen. Sie haben beide ihre Geschichte, die die Leser*innen nach und nach kennenlernen. Was das Buch aber or allem bei mir ausgelöst hat: eine riesige Lust auf genau diesen Bauernhof. Birnensorten kennenlernen, Brot backen, Schnaps brennen, mit dem Traktor über die Felder, die Weinlese. Für sachdienliche Hinweise, wo ich den finde, bin ich dankbar.

Alena Schröder: Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
Eines der Bücher, das ich nicht weglegen konnte und bis tief in die Nacht gelesen habe. Tolles Buch.

Elin Wägner: Die Sekretärinnen
Der Roman „Die Sekretärinnen“ von Elin Wägner ist bereits 1908 erschienen. In diesem Jahr ist er in einer deutschen Neuübersetzung herausgekommen und er ist aktueller denn je. Denn noch immer wird über die Chancengerechtigkeit von Männern und Frauen gestritten, noch immer gibt es so viele Frauen, die in Altersarmut leben. Das Buch hinterließ mich mit gemischten Gefühlen: Ich bin froh darüber, dass sich in den vergangenen 100 Jahren doch ein paar Dinge geändert haben. Ich bin begeistert, wie modern Elin Wägners Sprache bereits war (kann auch an der guten Übersetzung liegen). Ich ärgere mich, dass wir nicht schon viel weiter sind und das Modell „Heirat als Chance für materielle Sicherheit“ auch heute noch ein vielgewähltes ist.

Heinz Strunk: Es ist immer so schön mit dir
Die einen mögen es als große Kunst sehen, wenn Autoren Menschen schaffen, die man allesamt nicht mag. Heinz Strunk hat diese Gabe, die es mir nicht einfach macht, seine Bücher zu lesen und das ist vermutlich auch der Grund, warum ich dieses Buch gehört habe. Denn da gab es Strunks Stimme obendrauf und SEINE Interpretation dieses Textes. Trotzdem hatte ich immer wieder den Impuls, abzubrechen. Aber dann war da doch diese schlimme Faszination, dem Scheitern der Protagonisten beizuwohnen.

Sabine Asgodom: Queen of fucking everything – So bekommst du das großartige Leben, das zu dir passt
Eine lange Zugfahrt. Gibt bestimmt ein paar Menschen, die sich hier gut abgeholt fühlen.

Sabine Asgodom: So coache ich: 25 überraschende Impulse, mit denen Sie erfolgreicher werden
Nun ja. Auch gehört. Hab ich aus Coachingausbildungsgründen gehört. War sozusagen Teil meiner Ausbildung.

Hannah Bervoets: Dieser Beitrag wurde entfernt
Das Buch zu lesen, ähnelt einem Rausch. Immer tiefer wirst du in die seelischen Abgründe der Protagonist*innen hineingezogen. Und es wirkt nach. Welche Aufgaben haben Contentmoderator*innen für die Plattform, aber auch für die Gesellschaft? Machen sie soziale Medien erst sozial? Was tun wir dafür, dass es Menschen, die diese Aufgabe übernehmen, gut geht? Ein Buch, das nachwirkt.

Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit
„Ich kenne den Tod schon lange, doch jetzt kennt der Tod auch mich.“ Schon der erste Satz ist so stark und war sicherlich auch einer der Gründe, warum ich dieses Buch mal wieder innerhalb eines Wochenendes gelesen habe. Ein großartiges Buch über das Erwachsenwerden, die große Liebe, was Familie ausmacht und machen kann, den Umgang mit Einsamkeit.

Oliver Burkeman: 4000 weeks
„In the long run, we are all dead.“ Es gibt tausende Selbstoptimierungsbücher, Ratgeber, wie wir ein besseres Leben führen. Und vielleicht war es genau dieser Satz, der mich dazu animierte, weiterzulesen. Zumal die ungefähr 4000 Wochen, die wir im Schnitt auf der Erde lebend verbringen, gar nicht mal so viel klingen. In zahlreichen Kapiteln erklärt uns Oliver Burkeman, warum und wie wir achtsamer mit unserer Zeit umgehen sollten, wenn wir sie sinnvoll nutzen wollen.

Anthony McCarten: funny girl
Was ist, wenn eine Londonerin mit kurdischen Wurzeln, mit Burka bekleidet als Comedian auftreten und Witze erzählt? Das ist die Geschichte von Azime. Ich mochte das Buch, auch wenn das Ende dann für mich irgendwie zu glatt läuft. Aber vielleicht ist das ja auch alles nicht immer so kompliziert, wie ich glaube. Könnte mir aber vorstellen, nochmal was von Anthony McCarten zu lesen.

Dror Mishani: Drei
Drei Frauen, die an den gleichen Mann geraten. Drei Schicksale. Eine Kriminalgeschichte und eigentlich meide ich solche Bücher. Trotzdem ist das Ende einigermaßen überraschend, auch wenn es auf eine Weise vorhersehbar war. Was das Buch aber ausmachte: Es war eines von denen, dass ich nicht weglegen mochte und innerhalb eines Tages durchgelesen habe.

Magdalena Rogl: Mitgefühl
In 14 Kapiteln plädiert Magdalena Rogl für Emotionen in der Arbeitswelt. Leicht zu lesen, gespickt mit persönlichen Erfahrungen.

Celeste Ng: Unsre verschwundenen Herzen
US-Bestseller. War ok.

Svenja Hofert: Hört auf zu coachen
Da ich mich ja durch meine systemische Coachingausbildung und der damit verbundenen zahlreichen Tools viel in Theorie und Praxis mit Coaching auseinandergesetzt habe, war das eine inspirierende Lektüre. Denn in der Praxis ist es nach meiner Ansicht nicht hilfreich, sich zu sehr an den Tools entlangzuhangeln, sondern sich eher voll und ganz auf den auf die Klienten einzulassen. Die Kunst des guten Coachings beruht darauf, gut zu erkennen, wo diese stehen und darauf passend zu reagieren. Das vermittelt das Buch ganz gut und bietet hier das eine oder andere Hilfsmittel.

Ewald Arenz: Das Diamantenmädchen
Berlin in den 20ern des vergangenen Jahrhunderts. „Das Diamantenmädchen“ ist Krimi und Liebesroman zugleich, es entführt in eine vergangene Zeit. Arenz bedient sich an Sprache und Lebensgefühl und ich habe das Gefühl, dass das alles sehr authentisch ist. Eine wirklich schöne Geschichte.

Natürlich waren auch wieder jede Menge Kinderbücher dabei.

David Walliams: Gangster-Oma
Es ist lustig, es ist traurig und handelt von pupsenden Omas, die gerne Kohl essen. Und von der Queen. Tolle Geschichte. Und sehr gut geeignet zum Vorlesen!

Bettina Göschl und Klaus-Peter Wolf: Die Nordseedetektive
Bisher haben wir zwei Teile gelesen: „Fahrraddieben auf der Spur“ und „Die Entführung“. Die sind sogar recht spannend erzählt – zumindest für 8-Jährige und machen mir sehr viel Lust auf Nordsee und Norden. Will dringend mal ins echte Café ten Cate.

Lasse und Maja
Hab den Überblick verloren, aber würde behaupten, dass wir jetzt alle Bücher der Reihe gelesen haben.

Und wenn du wissen willst, was ich in den vergangenen Jahren so gefeatured habe – hier die alten Ausgaben:
2021, 2020, 2019, 2018, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006

11 spannende Erkenntnisse aus dem Digital News Report 2022

Einmal im Jahr erscheint der Digital News Report, eine groß angelegte Studie des Reuters Institute: eine Nabelschau, wie sich Journalismus, Vertrauen in Journalismus und Medienkonsum verändert. 164 Seiten ist diese Studie dick. Du kannst sie selber lesen. Ich habe es gestern getan und dir die aus meiner Sicht spannendsten Punkte zusammengefasst.

1. Vertrauen in Nachrichten ist auf dem Sinkflug. Am schlechtesten sieht es bei den untersuchten Ländern in den USA aus. In Deutschland ist es noch relativ hoch, auch wenn hier ein leichter Rückgang zu verzeichnen war. Öffentlich-rechtliche Medienmarken genießen das größte, die BILD das geringste Vertrauen.

2. Traditionelle Medien wie Fernsehen oder Papier werden noch weniger konsumiert. Diejenigen, die sich abwenden, wenden sich nicht im gleichen Maße Online-Medien oder Social Media zu. Das Interesse an Nachrichten geht grundsätzlich zurück. Über alle untersuchten Länder hinweg sinkt das Interesse von 63 Prozent in 2017 auf 51 Prozent in 2022. Auch in Deutschland mit seinem eher traditionelleren Medienverhalten lassen die traditionellen Kanäle Federn. Seit 2013 ist der Nachrichtenkonsum auf Papier von 63 Prozent auf 26 Prozent gesunken. Der TV-Konsum ging von 82 auf 65 Prozent zurück.

3. Die Zahl derer, die Nachrichtenkonsum aktiv vermeiden, steigt in vielen Ländern. 43 Prozent der Befragten sagen, dass es um zu viel Politik und Pandemie gehe, 36 Prozent, dass Nachrichten einen schlechten Effekt auf ihre Stimmung haben. 29 Prozent sagen, dass sie die Menge an News erschöpft. Glück gehabt: In Deutschland ist der Anteil der News-Vermeidenden (noch) vergleichsweise niedrig.

4. Der Ukraine-Krieg führt in Deutschland dazu, dass sich viele von Nachrichten abwenden. Gleichzeitig wurden Nachrichten vor allem am Fernseher verfolgt.


5. Die Zahlungsbereitschaft für Online-Nachrichten ist in Deutschland gestiegen – und liegt jetzt bei immerhin 14 Prozent. Das ist ein Sprung von fünf Prozentpunkten im Vergleich zu 2021. Damit ist man immer noch weit von Werten wie in Norwegen (41 Prozent) oder Schweden (33 Prozent) entfernt. Global betrachtet scheint in Sachen Zahlungsbereitschaft eine Sättigung einzutreten. Vor allem Jüngere zu überzeugen, scheint immer noch extrem schwierig. Der durchschnittliche Digitalabonnierende ist fast 50.

6. In Sachen Digitalabos profitieren eher große Marken. Die Zahl derer, die auch in Deutschland für einzelne Journalist*innen zahlen, ist gering.

7. Um Nachrichten zu konsumieren, nutzen die meisten ihr Smartphone und gehen dafür auf Social-Media-Plattformen, erst danach folgen Websites und Apps. Die Mehrheit will Nachrichten immer noch lesen, in Deutschland sind das 58 Prozent der Befragten. Insgesamt tendiert die jüngere Alterskohorte eher dazu, Nachrichten zu schauen. Die Textnutzung von Nachrichten ist in Mexiko mit 45 Prozent am geringsten. Die Gründe für die Textnutzung: Schnelligkeit, schlechtes Videoerlebnis, Kontrolle. Die Gründe für Videonutzung: einfach, ansprechend, bequem.

8. Facebook ist noch relevant, aber die junge Generation setzt auf visuelle Netzwerke. Global betrachtet sind Instagram, TikTok und Telegram die einzigen Netzwerke, deren Nutzung im vergangenen Jahr gestiegen ist. Für den Konsum von Nachrichten liegt Facebook immer noch vor Youtube, Whatsapp und Instagram.

9. Podcast werden in Deutschland beliebter. 29 Prozent der Befragten in Deutschland haben im vergangenen Monat einen Podcast gehört – am ehesten über Spotify und Youtube. Da steckt ein Wachstum von vier Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr drin.

10. 19 Prozent der Befragten für Deutschland sagen, dass sie in der vergangenen Woche News via E-Mail konsumiert haben – meistens von größeren Marken und News Outlets und weniger von Einzelpersonen. Interessant auch die Gründe für die Nutzung: 65 Prozent loben die Praktikabilität, 30 Prozent schätzen diverse Perspektiven, 28 Prozent den persönlichen Stil, 24 Prozent schätzen die Exklusivität der Inhalte.

11. Einzelne Journalist*innen spielen in der öffentlichen Wahrnehmung von Nachrichten eine eher untergeordnete Rolle. Wenn einzelne Namen genannt werden, sind die meist männlich und TV-Gesichter. Immerhin ist Marietta Slomka am populärsten. Auf Platz 2 und 3 folgen Claus Kleber und Peter Klöppel.

Dieser Text war Teil meines Newsletters, den du hier abonnieren kannst.

2021: Das Jahr in Büchern

In jedem Jahr ziehe ich ein wenig Bilanz: Was habe ich geschaut, gehört, woran habe ich gearbeitet, woran nicht? Was waren eigentlich die großen Themen in diesem Jahr. Und regelmäßig veröffentliche ich auch eine Liste der Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Es waren weniger als im vergangenen Jahr. Was zum einen daran lag, dass ich mir in diesem Jahr aus bekannten Gründen wenig Zeit zum Lesen genommen habe bzw. ich oft nicht die Ruhe hatte, es zu tun. Und zum anderen habe ich viele Bücher zumindest zum Teil vorgelesen – ich muss sagen, da ich ahne, dass das irgendwann auch beim kleinen Sohn aufhört, genieße ich das sehr. Also los.

Carolin Hagebölling – Der Brief
Dieses Buch ist ein einziger Rausch. Die Autorin hat einen richtig guten Stil, der so mitreißt, ich konnte das Buch nicht beiseite legen. Das Ende lässt ein bisschen ratlos zurück, ich hätte mir da irgendwie mehr gewünscht, aber die Autorin hat mir auf Instagram geschrieben, dass das so sollte.

Daniel Schreiber – Allein
Nur gehört, aber dieser Essay hat mich extrem beeindruckt, wie präzise er Gefühlslagen beschreibt, über die ich mir selbst noch gar nicht so bewusst gewesen bin.

Isabel Bogdan – Mein Helgoland
Große Helgolandliebe, große Isabel-Bogdan-Liebe, tolles Buch. Und durch das Buch ist mal wieder James Krüss auf meine Mal-wieder-lesen-Liste gelangt. Hier steht noch ein bisschen mehr.

Vanessa Giese – Die Frau, die den Himmel eroberte
Schöner Erstling von Vanessa. Normalerweise nicht mein Genre, aber durchaus packend geschrieben und ich habe viel gelernt. Perfekter Stoff für einen ZDF-Epos.

Johanna Ardorjan – Ciao
Hier steht was dazu.

Juli Zeh – Über Menschen
Mein allererstes Buch, was ich von Juli Zeh gelesen habe, und es hat dazu geführt, dass ich meinen Sommerurlaub mit Juli Zeh verbracht habe. Ich mochte dieses Buch sehr gerne, hab lange drüber nachgedacht, ein paar Podcasts mit Zeh zur Entstehung des Buchs gehört. Schön.

Juli Zeh – Leere Herzen
War ok. Packend geschrieben und so, aber die Story hat mich nicht so gepackt.

Juli Zeh – Corpus Delicti. Ein Prozess
Das war toll. Richtig toll. Und wahnsinnig berührend und erschütternd. Wegen der Parallelen zu unserer Pandemielage, dem Umgang mit Themen wie der Impfpflicht usw.

Hengameh Yaghoovufarah – Ministerium der Träume
Wieder so ein Buch, was mich gefesselt hat und dafür gesorgt hat, dass ich es an einem Tag durchgelesen hatte. Tolle Dynamik, die dieses Buch entwickelt und covert das wichtige Thema, wie präsent der Nationalsozialismus heute immer noch in Deutschland ist. Das Buch zeigt, wie schwierig es für Geflüchtete ist, in Deutschland Fuß zu fassen und anerkannt zu werden. Es zeigt, wie unterschiedlich Frauen und Frauenbilder sind und das ist auch in 2021 noch erfrischend. Das Ende ist arg räuberpistolig.

Sophie Passmann – Komplett Gänsehaut
Ich hatte das Gefühl, ich muss es aus popkulturellen Gründen lesen. Habe dann aber gemerkt, dass es vermutlich nicht mehr meine Popkultur ist.

Bov Bjerg – Serpentinen
Große Bov-Bjerg-Liebe.

Noch nicht fertig, aber das kann sich nur noch um Tage handeln:

Maryanne Wolf – Schnelles Lesen, langsames Lesen: Warum wir das Bücherlesen nicht verlernen dürfen

Evke Rulffes – Die Erfindung der Hausfrau

Kinderbücher:
Wir haben viel probiert. Und seit dem Frühjahr lesen wir jeden Tag mindestens ein Kapitel in der Lassemaja-Detektivreihe. Ich mag diese Reihe aus mehreren Gründen: Sie ist wirklich für Lesemuffel geschrieben, denn jedes Kapitel endet mit einem richtig gutem Cliffhanger. Und ich mag, dass es völlig normal ist, dass hier ein Junge und ein Mädchen gemeinsam ermitteln und es völlig normal ist, dass hier keine geschlechtsspezifischen Vorurteile gespiegelt werden.
Das Weihnachtsbuch ist auch zu empfehlen – das Rätseln macht selbst Erwachsenen Spaß.

Und wenn du wissen willst, was ich in den vergangenen Jahren so gefeatured habe – hier die alten Ausgaben:
2020, 2019, 2018, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006

Acht Erkenntnisse aus der ARD/ZDF-Onlinestudie

Die ARD/ZDF-Onlinestudie ist raus – eine der wichtigsten Studien, um zu verstehen, wie Menschen das Internet nutzen. Natürlich habe ich mir angeschaut, was sich in den vergangenen zwölf Monate getan, welche Veränderungen es gegeben hat. Die spannendsten Aspekte habe ich für dich hier zusammengefasst. Auf geht’s.

Erstens: Die Internetnutzung erreicht im zweiten Jahr der Corona-Pandemie neue Höchstwerte. Es wird wird für noch mehr Menschen zum Tagesbegleiter. Insbesondere die Zahl derjenigen, die mindestens einmal am Tag das Internet genutzt haben, ist gestiegen. Das liegt vor allem daran, dass die Älteren das Internet intensiver nutzen als bisher.

Zweitens: Wie nutzen die Menschen in Deutschland das Internet? Hauptkategorie ist die mediale Nutzung. Die Haupttreiber: Video-Streamingdienste, Musikhören über Streamingdienste und das Lesen von digitalen Artikel auf verschiedenen Plattformen. Die Bewegtbildnutzung erhält einen starken Schub, genauso wie die Audionutzung. 

Drittens: Das Comeback des Textes: In der Corona-Pandemie sind vielen Menschen Artikel oder Berichte im Internet wichtiger geworden. Besonders die Nutzung von „Artikeln im Internet bei anderen Anbietern“ hat hier zugelegt. Was sich dahinter wohl verbirgt?  Ebenfalls an Bedeutung gewonnen: Chatten oder Whatsapp und Videoangebote im Internet. 

Viertens: E-Mail und Newsletter: Die E-Mail ist nach wie vor bei allen Altersgruppen in täglicher Verwendung – ein Drittel der Bevölkerung ab 14 Jahren schreibt oder liest täglich private E-Mails. Viele Medienunternehmen ignorieren diese Form der digitalen Kommunikation immer noch: Gut jede Fünfte liest mindestens einmal wöchentlich Newsletter – nach Altersgruppen aufgesplittet ist die Nutzung bei den 30- bis 49-Jährigen mit 27% am höchsten, gefolgt von 50 bis 69 Jahren (25%). Aber auch bei den unter 30-Jährigen beziehen 17% wöchentlich einen Newsletter. Oder um es im Studiensprech zu sagen: „Der Kommunikationsweg über E-Mail, der schon vor Jahren immer wieder als angestaubt und in die Jahre gekommen bezeichnet wurde, und der Versand von Newslettern bei der privaten Nutzung bergen ein größeres Potenzial, als zu vermuten gewesen wäre.“

Fünftens: 83% der Menschen in Deutschland nutzen Messengerdienste – an Whatsapp geht hier immer noch kein Weg vorbei. Je jünger, desto eher ist auch mal ein anderer Messenger in Nutzung, wobei die Nutzung dann eher eine Erweiterung des Messengerportfolios ist als ein Ersatz für Whatsapp. 

Sechstens: 60% der Gesamtbevölkerung nutzt Social-Media-Kanäle. Hier gibt es natürlich große Unterschiede je nach Alter – bei den 14- bis 29-Jährigen liegt der Wert bei 91%, bei den 40- bis 69-Jährigen immer noch bei 45%. Die beliebtesten Netzwerke in der Gesamtbevölkerung in der täglichen Nutzung: Instagram vor Facebook (hat im Vergleich zu 2020 sogar zugelegt!) vor Snapchat  und Tiktok.

Siebtens: Wer mit U30 kommunizieren will, kommt an Instagram nicht mehr vorbei. 73% der 14- bis 29-Jährigen nutzen mindestens wöchentlich den Kanal. Spannend aber auch: Während die mediale Aufmerksamkeit vor allem auf tiktok liegt, ist Snapchat in der jungen Zielgruppe mit 44% (TikTok 32%) deutlich relevanter.

Achtens: Die Rolle von Facebook als täglicher Begleiter wird von Instagram übernommen, allerdings bleibt  Facebook ungeachtet der Nutzungsfrequenz  das am häufigsten genutzte Social-Media-Angebot bei der Bevölkerung ab 30 Jahren. Nur in der jungen Zielgruppe sinkt die Relevanz von Facebook weiter.

Fazit: Wer keine Strategie hat, mit seinen Zielgruppen digital zu kommunizieren, hat ein Problem. Wer seine Zielgruppen nicht kennt, auch. Passgenaue Kommunikation ist in der sich immer weiter diversifizierenden Medienwelt und der einhergehenden zunehmenden Flut an Inhalten unabdingbar. 

(Selber lesen? Viel Spaß!)

(Dieser Text war Teil meines wöchentlichen Newsletters. Hier kannst du ihn abonnieren!)

Die Kunst des guten Erzählens am Beispiel von Helgoland

Zum ersten Mal war ich als Mitglied der Theater-AG meiner Schule auf Helgoland. Wir sollten dort unser Stück aufführen – „Der Geizige“ von Molière. Danach folgten noch einige Besuche. Und nach jedem Besuch auf Deutschlands einziger Hochseeinsel fuhr ich mit dem Gefühl: War schön, aber ich muss wiederkommen. Weil sie so schön ist, ich fasziniert bin von der Leere, wenn die Tagesbesucher wieder in ihre Katamarane gestiegen sind, weil es dann doch noch so viel Unentdecktes gibt. Und nach der Lektüre von Isabel Bogdans neuem Buch „Mein Helgoland“ habe ich nun noch ganz viele andere Gründe gefunden, die Insel noch einmal zu besuchen.

“Mein Helgoland” ist eine Erzählung von Isabel Bodgan, die lange Zeit vor allem als Übersetzerin tätig war. Als sie vor einigen Jahren selbst einen Roman veröffentlichte, wurde der gleich zum zum Bestseller. (Sie ist zudem eine Bloggerin der ersten Stunde, aber das ist eine ganz andere Geschichte.) Bodgan erzählt über ihr Helgoland, das sie sehr stark mit dem Schreiben verbindet, denn dort verbrachte sie die eine oder andere Schreibzeit – allein und mit befreundeten Autor*innen. Und deshalb erzählt sie nicht nur von Helgoland, sondern auch vom Schreiben, worauf es ankommt, was ihr hilft, wie Romane und Geschichten entstehen. Das Allerschönste an dem Buch sind die Parallelen, die sie zieht, zwischen dem Geschichten erzählen, dem Schreiben und einem Besuch auf Helgoland. Was es für gutes Storytelling benötigt – auch hierfür liefert sie Inspiration.

„Schreiben ist auch eine Insel. Man ist allein mit dem Text, abseits von allem anderen, und man bleibt gedanklich auch dann, wenn man gerade nicht am Schreibtisch sitzt, immer irgendwie bei der Geschichte, bei den Figuren, bei dem Thema, mit dem man sich gerade befasst. Man findet im Alltag plötzlich Dinge, die man für den aktuellen Roman gebrauchen kann, man hält immer die Augen offen nach verwendbarem Material (…).“

Viele dieser unverwechselbaren Helgoland-Momente bringt sie mit dem Schreiben in Verbindung. Die Düne als Abschweifung, Nebenthema, die dadurch zum heimlichen Star der Geschichte wird. Sie verdeutlicht das am Besuch in den Bunkergewölben von Helgoland: „Für eine gute Geschichte muss man ebenfalls tief hinuntergehen, mitten rein ins Fundament. Dahin, wo die Verletzten und die Toten sind. Wo die Traumata sitzen. Man muss das nicht alles im Detail erzählen, aber als Autorin muss ich wissen, wie das Fundament aussieht. Ich muss wissen, in welchem tiefen Loch meine Figuren gesessen und sich zu Tode gefürchtet haben.“

Ein bisschen Unterstützung holt sie sich dabei von Helgolands berühmtestem Autor James Krüss, vor allem, wenn es um die Kunst des Erzählens geht und zitiert ihn wie folgt: „Kästner hat mir sehr viele Ratschläge erteilt, wie man Kinderbücher schreiben muss. Zum Glück habe ich keinen einzigen seiner Ratschläge befolgt. Denn jeder muss sich seine eigenen Rezepte machen.“

Zum Schluss findet Isabel Bogdan eine wunderbare Parallele zwischen dem drohenden Ende des Aufenthalts auf der Insel und der Frage, wann eine Geschichte eigentlich fertig ist. „Fertig ist man nie, man kann immer noch weitermachen, immer noch mal überarbeiten, etwas ergänzen, streichen, komplett ändern. Wann ist es fertig? Fertig ist immer auch eine Entscheidung (powered by deadlines).“

Hier kann ich wiederum Parallelen erkennen: Fertig werde ich mit Helgoland nie. Aber ich entscheide mich dafür, in das Schiff zu steigen und vorerst zurückzufahren. Genauso wie ich jetzt der Meinung bin, dass ich dir am Ende dieses Textes den Link zum Buch darreiche, den Fun-Fact, dass die Ärzte in der ersten Demofassung des Songs „Westerland“ Helgoland besungen haben und einen dazugehörigen Youtube-Beweis. Viel Spaß mit dem Ohrwurm.

(Dieser Text war in einer abgewandelten Version Teil meines Newsletters, in dem ich jede Woche Inspiration, Best Practice und Tipps und Tricks zur Digitalen Kommunikation verschicke. Hier kannst du ihn abonnieren.)

2020: Das Jahr in Büchern

Mittlerweile auch eine Tradition, dass ich einmal im Jahr drauf schaue, welche Bücher ich so gelesen habe. Deshalb hier auch ein paar Bücher, wie immer ohne Anspruch auf Vollständigkeit, besonders in der Rubrik Fachbücher, aber was soll’s.

Libby Page: Im Freibad

Thees Uhlmann: Die Toten Hosen

Katja Oskamp: Marzahn, mon amour: Geschichten einer Fußpflegerin

Philippa Perry: Das Buch, von dem du dir wünscht, deine Eltern hätten es gelesen
Tolles Buch über Erziehung, Kommunikation und allem drum und dran. Titel stimmt.

Rutger Bregmans: Im Grunde gut
Darüber habe ich ja hier und hier schon geschrieben. Mein Highlight-Buch des Jahres.

„>Elisabeth Wehling: Politisches Framing
Hier schon drüber geschrieben . Seitdem antworte ich auf die Frage: „Und was muss man für die Corona-Impfung zahlen?“ Steuern.

Ian McEwan: Die Kakerlake
Hier schon drüber geschrieben. Das Buch hat mich inspiriert, mal wieder Kafka zu lesen.

Franz Kafka: Die Verwandlung
Siehe oben.

Christine Thürmer: Laufen. Essen. Schlafen. Eine Frau, drei Trails und 12700 Kilometer Wildnis
Das habe ich gehört und fand es insofern extrem bereichernd, weil ich seitdem dann auch verfolgt habe, wie Thürmer im Corona-Jahr durch Europa gelaufen ist und dabei auf Instagram so viele schöne Fotos geteilt hat, dass ich da jetzt auch überall hinmöchte und auf meiner Bucketlist des Lebens nun auch eine Alpenüberquerung steht.

Karsten Dusse: Achtsam morden
Das Buch hätte ich vermutlich so nicht gelesen, aber es wurde mir von meiner Fortbildungskollegin empfohlen. Jetzt habe ich hier noch den zweiten Teil liegen.

Im November habe ich Meg Wolitzer: Die Zehnjahrespause
Ich mag Meg Wolitzer. Dieses Buch handelt davon, was sich im Leben verändert, wenn Frauen Kinder bekommen. Es wirft einen Blick auf die Vielschichtigkeit und darauf, dass jeder Weg, den eine Frau dann geht der richtige ist, solange er für sie passend ist.

Ein paar Kinderbücher waren auch noch dabei:
Wir haben viel Zeit mit Snöfrid verbracht, einem mürrischen Wesen, das eigentlich immer nur „Mmh“ sagt und dabei ziemlich viele Dinge meint, was die anderen Wesen erstaunlich häufig richtig verstehen.
Andreas H. Schmachtl: Die ganz und gar unglaubliche Rettung von Nordland (Snöfrid aus dem Wiesental #1)

Andreas H. Schmachtl: Die ganz und gar unglaubliche Reise zu den Nebelinseln (Snöfrid aus dem Wiesental #2)

Andreas H. Schmachtl: Das ganz und gar fantastische Geheimnis des Riesenbaums (Snöfrid aus dem Wiesental #3)

Andreas H. Schmachtl: Die ganz und gar unglaubliche Suche nach den drei Siegeln (Snöfrid aus dem Wiesental #4)

Andreas H. Schmachtl: Das wahrlich sagenhafte Rätsel der Trolle

Timo Parvela: Ella in der Schule
Bei diesem Buch habe ich ziemlich häufig gelacht, was bei nicht vielen Kinderbüchern gelingt. Ich hoffe sehr, dass ich den Sohn überzeugen kann, die anderen Teile von Ella ebenfalls zu lesen.

Erich Kästner: Emil und die Detektive
Wahnsinn, dass ich den Kinderbuchklassiker erst jetzt lese. Und Wahnsinn, wie aktuell Kästner immer noch ist, selbst 100 Jahre nach Ersterscheinung.

Und wenn du wissen willst, was ich in den vergangenen Jahren so gefeatured habe – hier die alten Ausgaben:
2019, 2018, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006

Inspirieren wie Kafka

Ich bin in meiner Sommerpause, war an der Nordsee, um etwas genauer zu sein, mitten im Grün. Wenn ich aus dem Küchenfenster schaute, sah ich ein Kornfeld, Weizen um genau zu sein. In der Ferne sah ich den Deich und manchmal fuhr dort ein „Turm“ vorbei, der zu einem der großen Schiffe gehörte. Für mich war das in diesem Jahr nicht nur ein Sommerurlaub, sondern auch eine Reise zurück in die alte Heimat, denn hier habe ich meine Jugend verbracht, Abitur gemacht.

Apropos Abitur, mein Deutsch-Abitur habe ich über Franz Kafka geschrieben, den ich in den vergangenen Wochen wiederentdeckt habe. Grund: Nachdem ich im Buchladen gehört hatte, dass dort das Buch „Die Kakerlake“ von Ian McEwan empfohlen wurde, in dem eine Kakerlake in den Körper des britischen Premierministers Jim Sams schlüpft, um mal eben das Wirtschafts- und Gesellschaftssystem umzudrehen. Wer Satiren mag, wer wissen will, wie die Kakerlake das anstellt und welche Rolle die deutsche Bundeskanzlerin dabei hat, dem empfehle ich die Lektüre.

Du ahnst nun vermutlich bereits, was das ganze mit Kafka zu tun hat. Denn vor knapp 100 Jahren ist „Die Verwandlung“ erschienen, in der ein junger Mann namens Gregor Samsa sich in einen Käfer verwandelt und das Leben seiner Familie sagen wir mal vorsichtig ziemlich durcheinander bringt.

Was mich nach der Lektüre so beeindruckt hat? Vor allem die Kraft, die ein 100 Jahre altes Buch noch haben kann, so dass selbst Autoren wie Ian McEwan diese in ihren aktuellen Werken huldigen. Die Aktualität, denn Kafka spricht Dinge an, die uns natürlich auch heute noch beschäftigen und die durch die Corona-Krise aktueller denn je erscheinen. Welche Rolle spielt Familie in deinem Leben? Was ertragen wir, weil Familienmitglieder hinter bestimmten Handlungen stecken? Welche Rolle spielt Arbeit in deinem Leben? Welche Werte sind dir wichtig und wie sehr vertrittst du sie auch sichtbar?

Eine Frage beschäftigt mich seitdem besonders: Wäre es nicht ebenso faszinierend, wenn es dir gelingen könnte, heute einen Inhalt zu erschaffen, ein Produkt, das deine Nachfahren noch in 100 Jahren inspiriert? Oder müssen wir das auch dann noch Kafka überlassen?

Dieser Text ist zuerst in einer abgewandelten Version in meinem Newsletter erschienen. Abonniere ihn hier.

Harry Potter

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Wenn ich jemanden nach langer Zeit wieder treffe, weiß ich wieder, was mir gefehlt hat.

So oder so ähnlich geht einer dieser Eso-Sprüche, die derzeit ja auch gerne mal bei Facebook und Co. rumgereicht werden, um Reichweite zu generieren. Aber das Schlimme ist ja, dass da was dran ist. Triffste eine Freundin nach langer Zeit wieder und letztendlich kommt es auf die ersten Minuten an: Ein paar liebe Worte und die große Frage, klappt das noch? Geht man inspiriert, beseelt auseinander, weil die Vertrautheit sofort wieder da ist, man nicht um den heißen Brei herumredet, sondern die Dinge beim Namen benennt, weiß, dass auch ein bisschen Lästern sofort wieder geht. Oder endet es steif nach ein bisschen Höflichkeitstalk und einem „Wir sehen uns“, was sich hinziehen wird, bis man sich noch einmal traut, einen Neuanfang zu starten oder man sich aus den Augen verliert.

Und mit Harry Potter ist es ein bisschen so. Ich habe die Bücher verschlungen, bin abgetaucht in die Welt von Hogwarts, habe gebangt, Nächte durchgemacht, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weiter-/ ausgeht. Habe auf den nächsten Band gewartet und alle in englischer Sprache gelesen, weil bis zur Übersetzung warten? Pfft. Dauert zu lange.

Und dann gibt es plötzlich mit „Harry Potter and the cursed Child“ ein Buch, was so ganz plötzlich erschien, ich hatte die Ankündigungen irgendwie übersehen und sah das Buch plötzlich in meiner Snapchat-Timeline oder vielleicht war es auch Twitter. Buchcover gesehen und dann war es geschehen, ich musste es haben. Interessanterweise ausgedruckt, auch wenn ich in letzter Zeit auch sehr viele Bücher in der E-Book-Variante auf dem Smartphone gelesen hatte, Harry Potter musste ich ausgedruckt haben. Und dann machte ich etwas, was ich auch schon lange nicht mehr getan habe: Ich ging in eine Buchhandlung und bestellte das Buch dort vor, weil bei Amazon als nächstmöglicher Liefertermin der 22. August angegeben wurde. Dienstag bestellt, Donnerstag zum Abholen bereit und am Freitagabend hatte ich es komplett durchgelesen.

Durchgelesen und glücklich, weil dieses vertraute Gefühl sofort wieder da war, obwohl ich keinen Wälzer gelesen hatte, sondern ein Theaterstück, schön mit verteilten Dialogen, aber so wunderbar weiterentwickelten Personen. Das Trio ist erwachsen geworden und kämpft nicht nur für das Gute sondern auch mit ihren Kindern. Harry und Ginny haben drei Kinder in die Welt gesetzt und man kann sich so richtig vorstellen, wie schwierig es sein muss, einen so prominenten Vater zu haben. Meine Lieblingsfigur Hermione Granger hat zwei Kinder und ist Minister of Magic, was sonst.

Aber ich will gar nicht so viel verraten und hoffe, dass meine Zeilen hier zumindest dafür sorgen, dass auch ihr dieses Buch lest oder euch nach all den Jahren einfach doch noch dazu entscheidet, der Potter-Reihe noch eine Chance zu geben. Es sind einfach ganz wundervolle Bücher.

Next step: Theaterkarten in London besorgen.

Warum eigentlich das Flow-Magazin?

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Eine Zeitschrift mit Platz für Kritzeleien? Basteleien? Ideen? Ich spreche nicht von einem Malbuch für Kinder, nein, ich spreche von Flow, dem „Magazin für Achtsamkeit, Positive Psychologie und Selbstgemachtes“. So steht es zumindest auf der Facebookseite

Passend dazu gibt es auch ganz andere Rubriken in dieser Zeitschrift, Rubriken die ich in anderen Frauenzeitschriften nicht finde: mal leicht esoterisch angehaucht „Live mindfully“, mal „Spoil yourself“ und zum Schluss etwas optimistisch „simplify yourself“. Und ja: Flow richtet sich an Frauen, vielleicht an so genannte Latte-Macchiato-Mädchen, wie Spiegel Online schreibt, auch wenn ich mir darunter wenig vorstellen kann.

Für mich passt Flow sehr gut in den seit Jahren andauernden Hype, Dinge wieder mehr selbst zu machen. Kochen, selber Nähen, Häkeln, Stricken, Gartenarbeit, Scrapbooking. Das ist alles nicht neu, aber eben doch in bestimmten Schichten sehr angesagt. Ich selbst schließe mich da gar nicht aus. Es sind kleine Rückzugsräume aus dem Alltag, die man sich da erschafft. Und wenn es nur um das das abendliche Gießen der Blumen auf dem Balkon geht oder kleinen Basteleien während des Tatorts. Portale wie Dawanda oder Etsy profitieren davon, Pinterest dient für einige als Inspiration in Form eines digitalen Fotoalbums und für mich fungiert Flow da als die gedruckte Variante. Flow soll inspirieren, Ruhe geben, zum Nachdenken über das eigene Leben anregen. Work-Life-Balance, das etwas überhypte Wort der Achtsamkeit spielt in diesem Zusammenhang natürlich eine größere Rolle. Eine Prise Träumen und kreatives Austoben eben.

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Was Flow so besonders macht, ist die Art der Aufbereitung der Geschichten. Das Layout scheint wenig begrenzt, unterschiedliche Papierqualitäten werden verwendet, Postkarten zum Rausreißen sind mit dabei und auch ein Malbuch in einem Sonderformat gibt es dazu. Man kann es sicherlich auch als mutig bezeichnen, wenn in einem Magazin einfach mal ein paar blanke Seiten dazwischen geschoben werden – Raum für Notizen. (So geschehen in dem derzeit noch im Handel erhältlichen Ferienbuch, das sogar schlappe 12,95 Euro kostet.)

Die Frage, ob man Flow wirklich braucht, lässt sich ganz einfach mit dem Wort „Nein“ beantworten. Trotzdem hat es Charme, weil es so liebevoll gestaltet ist, weil es durchaus ein paar Ideen liefert, über deren Umsetzung man zumindest kurz nachdenkt, aber dann doch aufgrund der fehlenden Zeit scheitert. Man könnte aber. Flow ist das Magazin für den Daskönnteichmalmachen-Moment. Wer das gerne auf Papier hat, sollte Flow ruhig mal kaufen.

Preis: 6,95 Euro. Erhältlich im gut sortierten Fachhandel.

Was mich interessieren würde: Laut Spiegel ist Flow ja recht erfolgreich. Wer hat’s schon mal gekauft und wie gefunden?

Donna Tartt – Der Distelfink

In einer perfekten Welt bekäme man bei jedem analogen Buchkauf auch einen Code für die digitale Version des Buches. Ich hätte niemals so lange gebraucht, den „Distelfink“ von Donna Tartt zu beenden. Auf den kurzen Reisen blieb er zuhause, weil ich mich nicht mit einem so dicken Buch belasten wollte und auch im Urlaub hätte ich auch gerne mal zwischendurch zum Smartphone oder iPad gegriffen, um ein paar Seiten zu lesen. Aber gut, die Welt ist nicht perfekt und deshalb habe ich nur abends gelesen. Auf dem Sofa, im Bett und irgendwann war ich endlich durch. Es ist nicht so, dass ich es zu lang fand, nur eben ein wenig unpraktisch.

(Donna Tartt, eine der wenigen großen Erzählerinnen der Gegenwart. Was habe ich „Die geheime Geschichte“ geliebt. Noch Jahre nach dem Lesen war ich beeindruckt ob der Komplexität, Dichte und Erzählweise der Geschichte. Diesen Eindruck hat der Distelfink diesmal nicht bei mir hinterlassen, was an der Konstruktion der Hauptfigur gelegen haben könnte, dass ich mich nicht allzusehr in ihn hineindenken konnte. Trotzdem gut gewesen. Aber eben nur gut und sicherlich nicht mit so einem nachhaltigem Eindruck wie es Donna Tartt in den 90ern gelungen ist.)