Buch: Astrid Rosenfeld – Adams Erbe

Ich bin mir sicher, dass ich das schon mal geschrieben habe: Ich gehe unheimlich gerne in Buchläden, besonders wenn ich mich gerade gar nicht über die Neuerscheinungen informiert habe, und lasse mich beraten. Überlege mir vorher genau, welche Autoren ich als Referenz angebe, auf deren Basis die Buchhändlerin dann bitte mal in die große Wundertüte greifen soll. In den letzten Tagen vor der Geburt wagte ich dieses Experiment mal wieder: zunächst in der Mayerschen Buchhandlung in der Innenstadt. Leider waren die dortigen Empfehlungen alle mittelmäßig bis öde. Auch wenn die Cover natürlich nienienie etwas über die Qualität eines Buches aussagen, die Buchhändlerin empfahl mir nur Sachen, die mich nicht interessierten und gleichzeitig auch noch doof aussahen.

Anders beim Sternverlag auf der Friedrichstraße. Tolle Buchhändlerin, die mir gleich drei interessante UND toll aussehende Bücher empfahl, ok, Diogenes sieht irgendwie immer gleich aus, aber ja deshalb nicht gleich ganz schlecht. Und nach der Lektüre des erste Buches muss ich sagen: der Schein trüget nicht.

„Adams Erbe“ erinnert ein wenig an die großen Familienromane von Jonathan Franzen, wobei das natürlich Quatsch ist, kann wohl kein zweiter so detailliert Charaktere erschaffen mit all den unterschiedlichen Facetten. Es geht um einem jungen Mann, der mit seiner Mutter zunächst bei den Großeltern aufgewachsen ist und dort immer wieder ob seines Aussehens auf Adam trifft, den Bruder seines Großvaters. Doch welch tragisches Schicksal Adam ereilte, davon erfährt er erst, als er sich auf Spurensuche in der Vergangenheit macht.

Die Geschichte von Adam ist gut und leicht erzählt. Schmunzelnd die Welt des naiven Adam entdecken, gleichzeitig das Schaudern über die Grausamkeiten der Nationalsozialisten. Gutes Buch!

Buch: Brief an Deutschland

Man kann über Franz Josef Wagner viel sagen, auch viel Schlimmes, aber eines kann man nicht behaupten: dass er nicht schreiben kann. Er ist ein Boulevard-Mann aus Fleisch und Blut, auch wenn er in seinem Buch schreibt, dass ihm das Witwenschütteln nicht so lag. Ein, ja, man muss diesen floskeligen Begriff benutzen, Möchtegern-Poet. Und noch viel mehr: der Ghostwriter von Boris Becker und Franz Beckenbauer, der von der Super-Illu, der Ex-Bunte-Chefredakteur, später dann der der BZ und irgendwann wurde er Kolumnist der Bild-Zeitung. Fast jeden Tag schreibt er da eine Kolumne, einen manchmal gelungenenen, oft auch misslungenen Brief an etwas, jemanden, das/der die Welt gerade bewegt. Und aus dieser Kolumne ist irgendwie dieser „Brief an Deutschland“ entstanden. Ein Brief in Form eines Buches, in dem FJW sein Deutschland beschreibt, sein Verhältnis, das durch die Flucht seiner Mutter aus dem Sudetenland geprägt war, seine Zeit in Genf, in der er sich als Holländer ausgab. Er erzählt aus seinem Reporterleben. Geschichten, die das Deutschland prägten und die er als Journalist begleitete. Und weil er eben schreiben kann, habe ich das Buch gerne gelesen. So.

Wer will, kann sich auch noch das Interview von Giovanni di Lorenzo mit FJW angucken.

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(Wie gut, dass man in Blogeinträgen auch mal Dinge weglassen kann.)

Buch: Kinderkacke

Ich hatte das Buch schon seit einigen Monaten auf meinem Nachttisch liegen, aber war bis vorgestern nicht so richtig in der Lage, es zu lesen. Es war mir empfohlen worden bei der Arbeit, als ich einem Kollegen mitteilte, mich demnächst in Sachen Nachwuchsförderung zu engagieren (Schöne Formulierung, oder? Hat gestern jemand gesagt und ich übernehme das einfach mal ganz dreist.). Vorgestern war es dann also soweit. Ich traute mich und begann zu lesen. Wer von dem Buch mit dem Untertitel „Das ehrliche Elternbuch“ noch nicht gehört hat: Es geht darum, dass die beiden Autoren aus ihrem Leben mit zwei Kindern im schönen Berlin erzählen. Sie berichten nicht nur von den schönen Dingen, sondern von ihrem Alltag, ihren Ängsten, ihren Problemen. Dabei sparen sie nichts aus: Wie das Sexleben oder überhaupt das Leben als Paar leidet, wie familienfreundlich dieses Deutschland eigentlich ist, wie Freunde und Arbeitgeber reagieren und wie man sich selbst verändert.

Nun ist es natürlich extrem schwierig, über dieses Buch zu urteilen, ohne dieses Leben „danach“ wirklich zu kennen. Auch wenn ich schon jetzt eine Ahnung habe, dass mir viele Gefühle, die da beschrieben werden, sicherlich bald bekannt vorkommen werden. Doch eines kann ich auf jeden Fall sagen: Es ist sehr unterhaltsam geschrieben. Trotzdem. Wie die beiden ihr Verhältnis zu ihren Eltern und Schwiegereltern beschreiben, die natürlich eine Meinung zur Kindererziehung haben, wie Thomas zum Optiker geht und in Kindersprache seine Brille richten lassen will, ich habe teilweise Tränen gelacht. Aber: Ich habe mir auch Gedanken gemacht. Über unser Gesundheitssystem, in dem – das war mir nicht bewusst – Geburten in Krankenhäusern von den Krankenkassen offenbar so dermaßen bevorzugt werden; über die Flexibilität unseres Arbeitsmarktes; über Familienförderung bzw. -behinderung in unserer Gesellschaft; über meinen Körper und mein Gefühl für ihn.

Ich würde dieses Buch nicht unbedingt Menschen empfehlen, die überlegen, Kinder zu bekommen. Aber hat das mit der Befruchtung erst einmal geklappt und der Countdown zum Auswurftermin läuft, kann ich dieses Buch nur jedem empfehlen. Es gibt so viele Eideidei-Bücher da draußen. Da kann ein bisschen Erdung nicht schaden.

Aber wer weiß, vielleicht sehe ich das bald alles schon ganz anders.

Dieses Buch von Dirk Stermann

Ich gebe auf. Ich bin jetzt auf Seite 147 und könnte nicht mal richtig ausführlich zusammenfassen, was ich bisher gelesen habe. Es ist anstrengend, dieses Buch zu lesen. Weil ich mich ständig frage, warum ich das lese. Nur: Stermann ist in Wien angekommen, trifft auf Wiener und Zugezogene, bekommt nen Job beim Radio und hat ein paar schräge Freunde, die auf einem Dorf wohnen und dort Schlamm schippen. Das Buch wird mit den Worten von Thomas Glavinic gepriesen, der schreibt:

Jeder Mensch trägt einen Roman in sich. Dirk Stermann hat seinen geschrieben. Zum Glück, denn es ist ein kluger, furioser, fesselnder, drastischer, umwerfend komischer, großartiger Roman geworden.

Schade. Ich hätte es gerne genauso gesehen.

Benjamin Lebert – Flug der Pelikane

Es gibt so bestimmte Autoren, die verfolgt man über die Jahre. Weil sie ein verdammt gutes Buch abgeliefert haben. Weil sie ein überraschendes Buch abgeliefert haben. Und manchmal auch weil sie ein ordentliches Buch abgeliefert haben trotz ihres jungen Alters. Benjamin Lebert passt bei mir zumindest in die letzte Kategorie. Die meisten haben wohl seinen Erstling „Crazy“ gelesen oder zumindest den Film geschaut. Wie ich gerade in meinem Blog nachlese, war ich 2006 von seinem letzten Buch „Kannst du“ ganz und gar nicht begeistert, na, offenbar hatte ich das beim Kauf dieses „Werks“ schon wieder vergessen (Öfter im eigenen Blog lesen kann sich lohnen).

Nun also „Flug der Pelikane“. Die Geschichte von Anton, der sein Studium abbricht, aufgrund seiner psychischen Erkrankung einige Monate in einer Klinik verbringt und dort ein Mädchen kennenlernt. Nach Klinikaufenthalt und Trennung von besagter Dame (sie trennt sich) reist er nach New York, um den Sommer bei einer verflossenen Liebe seiner Mutter zu verbringen. Sie heißt Jimmy, besitzt einen Grill und dort arbeitet Anton also den Sommer lang. Jimmy ist fasziniert von dem Gefängnis Alcatraz. Besonders angetan hat ihm die Geschichte des Ausbruchs dreier Männer in den 60er Jahren. Auch Anton begeistert sich schnell für Jimmys Leidenschaft.

Es ist also sein viertes Buch, ein Buch, das wiederum vom Erwachenwerden handelt, ein verlorener junger Mann, der nicht so recht weiß, wo er hingehört und am Leben scheitert. Spannend ist, wie Lebert die Erzählstränge verbindet. Realität in New York, die Erläuterungen zum Leben auf Alcatraz, die Geschichte des Ausbruchs und am Ende erfahren wir dann auch noch, wie es eigentlich zu der Beziehung mit Eleonor kam.

Trotzdem ist das alles ein bisschen verworren und nicht klar ausgearbeitet. Die Verlorenheit von Anton bleibt dennoch vage, die Personen verbleiben hinter dem Schleier des Ungewissen. Schade. Vielleicht sollte ich aufhören, mich für Leberts Werk zu interessieren.

Oh, eine Leseprobe.

Abschied

Die wohl kryptischsten Worte, eine Beziehung zu beenden, habe ich in einem Buch gelesen. Man kann sich nur wünschen, dass sie auf einer wahren Geschichte beruhen.

Weißt du eigentlich, dass Schollen, wenn sie klein sind, noch aussehen wie ganz normale Fische? Erst wenn sie größer sind, werden sie platt. Und ein Auge dreht sich nach oben.“

Benjamin Lebert, Flug der Pelikane

Heinz Strunk – In Afrika

Ich mag ja eigentlich den Humor von Heinz Strunk: trocken mit ein paar Prisen Zynismus und Ignoranz. Und so habe ich mich wirklich gefreut, als ich vor ein paar Tagen sein neues Buch „In Afrika“ im Stern-Verlag sah. Hey, ich bin in Mutterschutz, da braucht es Unterhaltung, waren meine Gedanken. Doch so richtig unterhaltsam ist „In Afrika“ leider nicht. Eher ein sehr langer Aufsatz über Urlaub in einem fremden Land, wobei es eigentlich bis auf die letzten 30 Seite egal ist, wo dieser stattfindet. Denn Heinz Strunk ist nach eigenen Angaben – ich gehe einfach mal davon aus, dass der Autor sich für dieses Buch nicht komplett in ein anderes Ich flüchtet – ein Nicht-Erlebnisurlauber. Heißt: Solange möglichst wenig passiert, ist eigentlich alles super. Für diese Reisen hat Strunk seinen Freund C. gefunden. Sie fahren seit Jahren gemeinsam in den Urlaub und verbringen die Zeit vor allem mit Rumliegen, essen, daddeln, saufen und Spielchen, um andere Urlaubsgäste von begehrten Orten zu verdrängen („Würdest du dich für 20.000 Euro einen Vormittag in einen Ameisenhaufen einbuddeln lassen?“). Das ist einmal erzählt, ganz amüsant, aber auf mehr als 200 ein wenig ermüdend.

Da kann man nur froh sein, dass an den Weihnachtstagen in Kenia gewählt wird, denn so endet das Buch dann wenigstens noch mit einem Höhepunkt: Die beiden nehmen die Warnungen, an diesem Abend nicht nach Mombasa zu fahren, nicht ernst und werden mitten in der Nacht noch Zeuge von Schießereien und bekommen es mit der Angst zu tun. Wenigstens.

Naja, ich habe das Buch wenigstens zu Ende gelesen. Bei „Die Zunge Europas“ bin ich leider gescheitert. Und nach „Fleckenteufel“ hatte ich mir eigentlich vorgenommen, einen Bogen um weitere literarische Ergüsse des „Heinzers“ zu machen. Hab ich nicht geschafft. Und so schlimm war es nun auch wieder nicht.

Elisabeth Rank – Und im Zweifel für dich selbst

Wieder ein Buch, das über das Internet zu mir gelangt ist. Nicht nur dass ich es von einer Freundin mit Blog geschenkt bekommen habe, nein, die Autorin kenn ich zumindest aus dem Internet, auch wenn wir uns im realen Leben noch nie begegnet sind. Ich kann das Buch nur empfehlen, wer vorher ausführlich etwas darüber lesen will, dem seien die Texte von Isa und der Kaltmamsell empfohlen, da will ich gar nicht in Konkurrenz treten.

Und nein, geweint habe ich nicht.

Bücher 2010

Jedes Jahr der Vorsatz, aufzuschreiben, welche Bücher ich im Laufe des Jahres so lese. Klappt natürlich nicht und so durchstöbere ich immer am Jahresende das Blog, weil ich über ein paar ja was schreibe bzw. wenigstens ein paar Worte verliere. Wie immer sind es viel zu wenige, was auch daran liegt, dass ich einige nicht beendet habe und weil ich so viel anderen Kram lese, dass für die schönen Geschichten auf gedrucktem Papier keine Zeit übrig bleibt. Jedes Jahr das große Bedauern, dass das doch eigentlich eine falsche Prioritätensetzung ist, aber vielleicht ändert sich das ja im nächsten Jahr, mal sehen.

Markus Feldenkirchen – Was zusammengehört
Jonathan Franzen – Freiheit
Sascha Lobo – Strohfeuer
Alexander Osang – Königstorkinder
Birgit Utz – Weggefahren
Kirsten Fuchs – Die Titanic und Herr Berg
Kirsten Fuchs – Heile, heile

Ach ja, da wären auch noch die ganzen Schwangerschaftsbücher, die hier rumliegen. Aber über die schreibe ich nochmal ausführlich. Mit Empfehlungen und so.
Katja Kessler – Das Mamibuch
Caroline Flint – What to expect when you expecting
Christian Busemann – Papa to go: Schnellkurs für werdende Väter

Und ein Kochbuch.
Sophie Dahl – Verführerisch: Kochen mit Sophie Dahl

Ein Buch, bei dem du nur lachen kannst

Es gibt keine Bücher, bei denen man „nur“ lachen kann. Es gibt aber sehr wohl Bücher, bei deren Lektüre ich mich köstlich amüsiert habe. Das ging mir schon so, als ich von diesem Buch erfahren habe: Beim Zappen durch die Programme stieß ich auf die Lesesendung von Jürgen von der Lippe, der sich beim Vorlesen so derart kaputt lachte, dass es regelrecht ansteckend war. Ich musste dieses Buch haben. Und ich habe es nie bereut. Seitdem: Fan von David Foster Wallace. Aber an „Infinite Jest“ habe ich mich noch nicht rangetraut.

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