Reisejournalisten sind dem Alkohol und langen Abenden an der Hotelbar wesentlich zugeneigter als Wirtschaftsjournalisten. Diese ziehen es vor, früh ins Bett zu gehen, um am nächsten Tag in guter Verfassung zu sein. Reisejournalisten sind es dann trotzdem.

FILM: Muxmäuschenstill

Irgendwie hinterlässt dieser Film bei mir vor allem Wut. Wut auf die Menschen. Es gibt so viele Verrückte auf den Straßen, die Tag für Tag irgendwelche Scheiße anstellen, kleinere und größere Straftaten. Das ist die eine Seite. Andererseits gibt es aber verdammt viele Menschen auf den Straßen, die sich „verantwortlich“ fühlen. Sie wollen die Welt retten und klagen andere Menschen dafür an und bestrafen diese mit einer Selbstverständlichkeit, mit der sie nicht einmal sich selbst richten. Und es gibt sie, diese Menschen, die sich über diese Sachen noch amüsieren, sitzen im Kino, lachen sich tot, wenn da einer völlig über die Stränge schlägt, einfach mal einen Typen fast um sein Leben bringt, weil dieser eine Wand besprüht hat. Recht so! Recht so? Was bleibt: Es gibt verdammt viele Idioten. Gut gemacht, Herr Mittermeier.

„Machen die die Baguettes so wie bei Irina?“ – Sätze, die man nur zu ganz wenigen Menschen sagen kann.

Collage

Die große Frage, mit was man sich während 1:39 h die Zeit vertreiben soll. Lesen? Nicht in diesem Buch – ich will abschalten! Nicht die schon längst ausgelesene Frauenzeitschrift.

Nein. Eine neue Zeitung musste her, diesmal für die Wochenzeitung entschieden, schon lange nicht mehr drin gelesen. Und dann: Allein im Zugabteil, Großraum, ganz für mich, der Platz mit dem Bahnprogramm ausgestattet, ich lesend, Ruhe. Wo seid ihr, ihr plärrenden Kinder? Mir fehlen diese Hintergrundgeräusche fast.

Die Durchsage: „Wir wünschen Ihnen eine gute Fahrt durch den Taunus und Westerwald“ – sie befremdet, vermittelt mir das Gefühl, dass ich nicht lesen kann, bei diesem Angebot im Zugkino, was an mir vorbeirauscht, ins schöne Abendlicht. Dann doch irgendwie lesend die Fahrt meisternd, nur kurz gestört von der Schaffnerin, die mich dennoch um meine Bahncard bittet.

Irgendwann, im Feuilleton angekommen, Musik raus, hören. Bei Nada Surf dann doch aus dem Fenster schauen, I wanna know, what it’s like on the inside of love. Ja, jetzt gerade, das wäre schön. Irgendwann Keane, irgendwie doch ein bisschen zu sehr Travis, so happy klingend. Dann, doch nicht. Ach.
Aussteigen, Treppen herunter mit Morrisseys This is not America, no honey, this is not America, it’s this f***ing town. Wie gern wäre ich jetzt in einer anderen Bahn, S-Bahn, U-Bahn, egal, Hauptsache diese andere Stadt.
Fünf Minuten bis zur nächsten Straßenbahn, Straßenbahn rein, mit Blumfelds Jugend von heute. Wie sie die Straßen lang gehn, ja hier auch, aber auch Berufsjugendliche unterwegs. Na, dann herzlichen Glückwunsch, noch ein ganz kleines Stück, Jungs. Schon einmal Schlüssel suchen, aufschließen, im Briefkasten Post von der Bank: Lust auf einen Kredit? Nein, muss nicht. Alles egal. Die Treppen hinauf, trotz Gepäck. Wenn du mit deiner Kraft am Ende bist, singt er mir zu, noch nicht, aber müde, für heute. Deshalb warten Warten auf den Neuen Morgen.

Arschgeweih

Ich habe gestern ein neues Wort gelernt und das kam so. In der Mittagspause daher flanierend darüber geplaudert, was einen echten Flipflops ausmacht. Dass es ganz besonders auf dieses Platschen ankommt und diesen ganz spezifischen Gang. Irgendwie kamen wir dann auch auf dieses Wort zu sprechen. Und dann konnte der Kollege glänzen, indem er mir erklärte, dass sich dahinter diese Tattoos kurz über dem Hintern von weiblichen Geschöpfen meist unter 25 verbergen. Später ließen wir uns dann über die Unansehnlichkeit der meisten Exemplare aus, die meist mit einem glitzernden Stein im Bauchnabel am Strand rumliegen. Wenig später fühlte ich mich sehr alt, weil ich weder mit dem einen, noch mit dem anderen aufwarten konnte. Die einzigen Verunstaltungen, die ich aufweisen kann, sind Narben an den Beinen, durchs Rasieren und kindliche Leichtsinnigkeit hervorgerufen sowie langweilige Ohrlöcher. Wenn auch am linken Ohr zwei Löcher vorhanden sind – ich Rebell!

Zurück am Schreibtisch dachte ich dann darüber nach, ob es stimmt, was ein Freund letztens zu mir sagte. Chauvinistisch sei ich. Manchmal.

Der supercoole Star-Anhänger

Was hatte man eigentlich früher an seinem Schlüssel? Einfach nur einen Ring? Ich weiß, dass ich schon immer irgendein Spielzeug oder zumindest etwas Auffälliges benötigte, um ihn in meinem Kram in der Tasche oder im Zimmer zu finden. Nur dunkel kann ich mich daran erinnern, dass ich mal eine – da war ich sehr jung! – pinkfarbene Telefonschnur hatte, die mein Schlüsselbund für mich kenntlich machte. Furchtbar. Alle anderen Peinlichkeiten scheine ich verdrängt zu haben, denn ich erinnere mich nicht.

Derzeit, und das dauert nun schon so ungefähr zwei Jahre, habe ich ein rotes langes Band(?) dran, total hip und angesagt, lief doch eine Zeit lang jeder mit sowas rum. Jede Firma war sie ihren Kunden und anderen Menschen auf der Straße hinterher, total cool waren die, die ein Exemplar von Becks ihr Eigen nennen konnten. Mittlerweile fühle ich mich wie ein Auslaufmodell, die meisten haben diese überaus praktischen Anhängsel wieder verdrängt, letztens musste ich mir gar von einem Düsseldorfer(!) sagen lassen, dass die total out seien. Ts. Dabei fische ich seitdem immer unter einer Minute meinen Schlüssel aus der Tasche!

Allerdings habe ich heute was Neues entdeckt. Grund: In der aktuellen Bravo, ja ich bekomme sie jetzt jeden Mittwoch und werde immer über die neuesten Trends berichten, gibt’s den total chicen KEY-HOLDER mit 56 starken Motiven zum Wechseln! Mit dem werde ich in meiner Clique für Aufsehen sorgen, steht da und ich bin schon mal gespannt, wer alles dazu gehören wird. Allerdings: Ganz schön viele, total coole Motive, aus denen ich wählen kann.

Jeanette? Britney? X-Tina? Justin? Eminem? Oder Robbie? Oder doch lieber eines der Dream-&Fun-Pics?

Irgendwie war ich dann aber doch neugierig und öffnete das Plastiktütchen, indem mein neuer Schlüsselanhänger verpackt war. Und dann das: Kaputt. Ich hoffe, dass ich nicht die einzige bin, die von diesem Schicksal getroffen wurde. Keine neuen Freunde werde ich nun finden, es sei denn ich kaufe mir heute Abend am Kiosk noch ein Exemplar. Dann kann ich mir das Superposter von Blue nicht nur im Badezimmer übers Klo sondern auch noch über mein Bett hängen. Damit das mit den Alpträumen auch endlich mal wieder klappt.

Weggefährten

Immer noch schaue ich verwundert, wenn ich auf der Straße jemanden treffe, der mir irgendwie bekannt vorkommt. ‚Kann ja nicht sein, du kennst in dieser Stadt ja gerade einmal 20 Leutchen‘ geistert es in meinem Kopf herum und doch konnte ich nicht anders, als dem Rotschopf in der gestrigen Mittagspause verdutzt hinterher zu starren. Irgendwie war mir dieses Gesicht vertraut. Aus Berlin? Kann nicht sein – zu jung. Aus dem Job? Fehlanzeige, aber mir schien, als sei ich auf der richtigen Spur. Und dann heute morgen das große Wiedersehen. In der Straßenbahn dann erblickte ich ihn. Schnell war er noch in die Bahn gehüpft, als diese bereits die Türen schloss. Hatte ich mich nicht schon des Öfteren gefragt, wer von den mitreisenden Personen ebenfalls immer an der Endhaltestelle ausstieg. Spannend irgendwie, dass man diese Gemeinsamkeit erst nach fast drei Monaten wirklich wahrnimmt, wenn feststeht, dass wir im selben Viertel, wenn nicht sogar Bürogebäude arbeiten. Dass wir die selbe Kantine nutzen.
Und so frage ich mich, ob auch er sich bereits diese Gedanken gemacht hat, ob auch er auf der Straße in seinem Kopf nach meinem Gesicht suchte.

For your interest

Uups, beinahe hätte ich mein Jubiläum vergessen. Damals, der erste Eintrag, der sogar schon am 1. Juli 2003 bei Blogger entstand. Es war eine schwierige Zeit, mitten in der Diplomarbeit. Ablenkung suchend, unglücklich.

Aus diesem Grund meine gerade erfundenen Tuesday Six:
1. Hier habe ich zuerst gelesen: rageboy
2. Hier habe ich zuletzt gelesen: wortschnittchen
3. Mein erster Eintrag: Jetzt geht’s los
4. Mein peinlichster Eintrag: Das Kondom des Grauens
5. Die Top 3 am Morgen: Anke, Marie, Sonrisa
6. Die Top 3 am Abend: Jens, Emily, Wirres

Na, und den Rest müsst Ihr selbst beurteilen. Ich danke für die bisherige Aufmerksamkeit. See you around.

Kindisch

Dieses Gefühl, in der Straßenbahn sitzend, gegenüber eine rastabezopfte Schönheit mit fiesen Blick, die Attitüde unterstreichend, dieses Gefühl eben diesem Mädchen höchstens Anfang 20, einfach die Zunge rauszustrecken.

Brunch

Man nehme vier Frauen im besten Alter, Kaffee, viel Obst, Orangensaft und was sonst noch zu einem ausgedehnten Frühstück nötig ist, setze besagten Damen in einen Raum und schließe die Tür. Herauskommen gelungene sieben Stunden, die in einer Regenpause dann doch abrupt enden, weil irgendwann auch mal genug geklatscht, gekichert, geredet und geklamottenanprobiert wurde. Ach, was war das schön. Vielleicht hat mich Berlin ja doch noch lieb.