FILM: Die große Depression
Konstantin Faigle ist ein schwäbischer Filmemacher und geht in seinem Dokumentarfilm der Frage nach, warum es Deutschland eigentlich so schlecht geht. Oder besser: Warum wir Deutschen eigentlich so viel jammern. Diesen Fragen nachgehend fährt er durchs ganze Land. Er interviewt Touristen, die eifrig Vorurteile wiedergeben. Er spricht mit Menschen aus Starnberg, die laut Studie zu den glücklichsten Menschen Deutschlands gehören sollen. Er testet auf Schloß Neuschwanstein, ob Deutschland wieder einen König braucht. Aber er macht sich auf in den Osten auf, nach Dessau, die Stadt mit den unglücklichsten Menschen. Und nach Leipzig, wo er zur Montagsdemo geht und auf jammernde Menschen trifft. Aber er spricht auch mit allerlei Experten. Ein Psychiater des Max-Planck-Instituts attestiert Deutschland eine „gehemmte Depression“, Walter Jens spricht über Depressive an sich und auch Alice Schwarzer darf ein paar Worte zum Rollenverteilung in der modernen Familie los werden.
Womit wir bei dem Teil des Textes angekommen sind, der das Problem des Films beschreiben soll. Denn eigentlich will Konstantin Faigle sich ja mit dem Problemen von UNS Deutschen beschäftigen, dennoch driftet er irgendwann ab und beschäftigt sich vor allem mit seinen Problemen: Seiner Beziehung, seiner Rolle als werdender Vater. Er nennt diesen Teil des Films einen Exkurs, leider keinen gelungenen.
Ansonsten bemüht sich Faigle um die distanzierte Rolle des Beobachters, der mal ironisch, mal witzig, über weite Teile hinweg aber leider sehr albern, die Geschichte der Deutschen erzählt (der Barbarossa-Tanz zum Beispiel). Und, wie sollte es anders sein, am Ende seines Films will er natürlich auch noch Bild-Chef Diekmann vor die Kamera holen, den Mann, den er dafür verantwortlich macht, dass in Deutschland so eine schlechte Stimmung herrscht. Michael Moore lässt grüßen. Gelingt ihm aber nicht.
Man kann nicht sagen, dass der Film mich nicht unterhalten hätte. Nein, das ist ihm durchaus gelungen. Andererseits war er für einen Dokumentarfilm zu belanglos. Es gab nur wirklich wenige Momente, in denen er wirklich nah dran war, am Thema. In denen es ihm wirklich gelang, die Stimmung einzufangen bzw. klar zu machen, wo das Problem der Deutschen liegt.