Schön aber unzufrieden – warum kalter Kaffee im Seminar Mist ist

In den vergangenen Monaten war ich wirklich viel unterwegs und habe Seminare und Workshops gegeben – Hamburg, Berlin, Stuttgart, Düsseldorf. Und immer wieder sind es andere Locations mit anderen Rahmenbedingungen, mit denen du als als Trainer oder Dozent, aber auch als Teilnehmer klar kommen musst. Ob er schlauer ist oder sich nun endlich traut, neue Tools auszuprobieren, auf neuen Kanäle zu kommunizieren – ja, das ist alles wichtig. Aber es sind meist die einfachsten Dinge, die am Ende auch darüber entscheiden, ob ein Teilnehmer mit der Fortbildung zufrieden war.

Der Raum an sich: Ist es hell dort? Sind die Stühle bequem? Nichts ist schlimmer als zu wissen, einen Tag auf furchtbaren Stühlen zu verbringen. Sind die Tische sauber? Kann ich von meiner Position das Flipchart, die Moderationswand, die Präsentation sehen? Und zwar ohne den Kopf zu verrenken? Zieht es gar? Ein Seminar in einem guten Raum zu geben, ist das A und O. Sonst startet der Tag bereits mit Gemecker und das hat Auswirkungen auf die gesamte Runde. 

Die anderen Teilnehmer: Ob ein Tag, ein ganzes Wochenende oder gar eine ganze Woche – wenn die Chemie unter den Teilnehmern nicht stimmt und die Trainerin oder Dozentin darauf nicht eingeht, kann es ganz schnell knallen. Selbstdarsteller reden gern und viel und können die anderen schnell nerven. Egoisten nehmen keine Rücksicht auf die anderen Teilnehmer, können schnell ein ganzes Seminar dominieren. Die Ruhigeren verstummen ganz und sind gefrustet am Ende des Tages, ihre Fragen gar nicht losgeworden zu sein. Diese unterschiedlichen Charaktere in Einklang bringen – die Lauten mal zu bremsen, die Ruhigen zu fordern – das ist die Herausforderung an jedem Seminartag.

Die eigene Verfassung: Schlecht geschlafen? Schlecht geträumt? Ein blöder Anruf am Vorabend? Die dringende Mail am Morgen, deren Beantwortung eigentlich zwei Stunden Recherche und drei Telefonate erfordert? Was die Teilnehmer außerhalb des Seminars gerade beschäftigt, lässt sich nur erahnen. Aber auch hier gilt es: erkennen, im Notfall ansprechen und ausgleichen.
 
Die Verpflegung: Schmeckt der morgendliche Kaffee nicht oder ist er gar kalt, kann so ein Seminartag ganz schnell gelaufen sein. Kondensmilch statt frische Milch, kein Zucker, pappige Kekse – auch bei Dingen, die eigentlich ganz einfach erscheinen, kann viel schief laufen.

Die Technik: USB-Kabel, Adapter, ja selbst Lautsprecher – diese Dinge habe ich eigentlich immer dabei. Manchmal denke ich darüber nach, einen eigenen Beamer in die Grundausstattung zu nehmen. Wie oft mir der Techniker des Hauses schon vormachen wollte, dass mein Rechner nicht funktioniere, obwohl es am Kabel lag. Und wie nervig es für die Teilnehmer ist, wenn der Bildschirm alle paar Minuten flackert oder das Bild zittert, wenn die Referentin etwas am Flipchart notiert.

Auf all das muss sich jede Dozentin, jede Trainerin, jede Seminarleiterin einstellen – und mit Humor, Feingefühl und Schokolade für Ausgleich und gute Stimmung sorgen. Weil am Ende die Zufriedenheit der Teilnehmer zählt.

(Männliche Trainer, Dozenten und Seminarleiter sind in diesem Text mitgemeint.)

(Dieser Text war Teil meines Newsletters – hier entlang!)

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