Die Frauen in „Werk ohne Autor“


Nun endlich auch „Werk ohne Autor“ gesehen, den Drei-Stunden-Epos von Florian Henckel von Donnersmarck. Und wenn man diesen Film einfach mal als ganz normalen Film ansieht – und all die Diskussionen darum, wie viel man sich da jetzt aus den Biografie realer Künstler:innen inspiriert hat, ausblendet, dann ist das ein durchaus unterhaltsamer, ästhetischer Film, der auch nicht zu lang wird und das hätte ich eigentlich vermutet.

Wozu mich der Film inspiriert hat?

Erstens: Im Nachgang habe ich die Wikipedia-Biografie von Gerhard Richter und Joseph Beuys gelesen und mir vorgenommen, nochmal ein bisschen tiefer insbesondere in diesen Teil der Geschichte Düsseldorfs einzusteigen. Spannend und neu für mich: Beuys‘ Verbindung zu dem Tier-Filmemacher Sielmann.

Zweitens: „Werk ohne Autor“ ist ein Film von Männern über Männer, weil eben viele der handelnden Personen im dritten Reich Männer gewesen sind und es natürlich auch viele männliche Künstler gegeben hat. Daher kann es natürlich sinnvoll sein, die Historie an eben solchen Männern zu erzählen. Zudem gibt es diese eine Szene in der Kunstakademie, in der die Studierenden mit „Meine Herren“ angesprochen werden, obwohl da auch sehr viele Frauen gesessen haben. Das hat mich irritiert und ich habe mich gefragt: Wäre mir das auch schon vor zehn Jahren aufgefallen? Vermutlich schon.

Drittens: Was wäre das eigentlich für ein Film, wenn man die Geschichte solcher Männer mal aus der Frauenperspektive erzählt hätte? Wie sähe beispielsweise ein Film aus der Perspektive der Martha Seeband (der Frau des Professors) aus? Wie hält sie es aus an der Seite dieses Egozentrikers und Mörders? Wie erträgt sie seine Eskapaden? Wie rechtfertigt sie ihre Mittäterschaft an der Abtreibung?

Oder aus der Perspektive von Elisabeth Seeband, der Frau des Künstlers? Wie lebt es sich damit, wenn der eigene Vater über Leben und Tod unzähliger Frauen entschieden und nicht mal vor dem Leben der eigenen Tochter halt gemacht hat? Wie lebt es sich an der Seite eines Künstlers nach der Ausreise in den Westen? Auch ich würde mich darüber freuen, wenn historische Ereignisse auch öfter aus der weiblichen Perspektive erzählt werden würden.

3 Antworten zu “Die Frauen in „Werk ohne Autor“”

  1. Wohl wahr, liebe Franziska! Und bei der „Meine-Herren“-Szene habe ich auch gestutzt…

  2. Stoewhase sagt:

    Heyho,

    ich gehe mit deiner Sichtweise komplett d’accord. Eventuell sind folgende Links als Ergänzung vielleicht von Interesse:

    Eine Kritik als dem Kunstmagazin Monopol zum Film: Warum Florian Henckel von Donnersmarck mit seinem Film „Werk ohne Autor“ Gerhard Richter und die Kunst der 60er-Jahre missverstanden hat.

    https://www.monopol-magazin.de/daniel-kothenschulte-werk-ohne-autor

    Eine Doku über Gerhard Richter, die eine Frau gedreht hat.

    http://www.gerhard-richter-painting.de/

    Herzliche Grüße – Jens

  3. franziska sagt:

    @Jens: Danke dir für die Links – den Monopolartikel hatte ich auch schon gelesen, aber die Doku schau ich mir an!

    @Uschi: :)