Vorbei.

Vorbei am Alex. Dort läuft seit 1.4. der Derrick-Film. Am Hackeschen Markt. Vorbei an der Strandbar, in der ich meinen letzten Sommer in der Hauptstadt verbrachte. Grandios. Am Pergamonmuseum, in dem ich das letzte Mal war, als ich italienischen Besuch hatte. Vor drei Jahren? An der Friedrichstraße. Ein kurzer Blick aufs Hauptstadtstudio. Der Bundespressestrand lässt sich erahnen, war eh nicht oft dort. Das Kanzleramt. Direkt daneben die Schweizer Botschaft. Wer das wohl erlaubt damals erlaubt hat? Es folgen Siegessäule und Glockenturm, an dem man sonst nur auf Touritouren mit dem 100er vorbeikommt.

Einfahrt in den Bahnhof Zoo. Von hier bin ich immer losgefahren. Überall hin. Vorbei am Schleusenkrug, tolle Fußballspiele dort geschaut. Die Menschenmassen am Bahnsteig, zu denen ich eigentlich immer gehörte. Und die Leute beneidete, die sich schon am Ostbahnhof einen Platz sichern konnten.

Raus aus der Stadt. Am Delphi vorbei. Mein letzter Film dort: Whale Rider. Schön. Im Theater des Westens war ich nie. Kein Interesse an dem, was dort meist gegeben wurde. Der Bahnhof Berlin-Charlottenburg. Die Schrebergärten an den Gleisen. Der Funkturm, zu dem ich nie eine engere Verbindung aufbaute. War nie dort. Und hab auch erst im letzten Jahr erfahren, dass man da sogar rauf kann. Sowieso Charlottenburg.

Dann der Rest: Bahnhof Heerstraße. Schrebergärten. Ein paar Stadtvillen kurz vor dem Bahnhof Ruhleben. Dort ging es immer lang, wenn man zu Ikea wollte. Entweder mit dem Bus oder mit der Bahn. Je nachdem, wie bepackt man am Ende eines solchen Shoppingtrips war. Dann nur noch Spandau. Der letzte Stop. Bevor es raus geht. Raus aus der Stadt.
Aus. Vorbei. Es war schön mit dir.

Vermiss dich.

Was trage ich in meiner Tasche?

Super Idee von hier. Besonders, weil der Inhalt in den letzten Tagen ständig wechselt. Einpacken, auspacken. Wo tu ich denn das jetzt noch hin? Also:
– Schlüsselbund. Mit Übergangsschlüssel, Wohnungschlüssel in zweifacher Ausfertigung, wegen der Wohnungsübergabe morgen.
– Tesa.
– Middlesex von Eugenides.
– Block
– Brieftasche.
– Beleg für die 10-Euro-Praxisgebühr.
– Fahrzeugpapiere.
– Portemonnaie.
– Zettel.
– Waschmaschinenkabelverbindungsstück. Oder wie auch immer das heißt.
– Pickelaustrocknestift.
– Kopfhörer.
– Feuerzeug.
– Handcreme.
– Herpescreme.
– Stift.

Alles gut

Es gibt diese Momente, in denen man sofort weiß, dass alles gut ist. Zwischen den beiden, die seit Stunden in einem Auto sitzen. Die Situation: Irgendwo auf der Autobahn. Im Radio: Das neue Lied von Rosenstolz, Nummer 1 der Hitparade vom Radiosender Eins Live. Die einhellige Meinung: Furchtbares Gedudel. Obwohl der Beifahrer weder die Band kennt, noch von irgendwie geartete Kenntnissen in Sachen Popmusik vorweisen kann. Zumindest hat er sich in dieser Hinsicht bisher nicht hervorgetan.
Ob das gut gehen kann? Eine Frage, die die Fahrerin ab und an doch immer wieder beschäftigte. Es kann. Breit ist ihr Grinsen, als er plötzlich den Nirvana-Klassiker fröhlich mitpfeift. Glück gehabt. Auch wenn er keine Ahnung hat: Die Intuition stimmt.

Umzug

Die Bilanz des Wochenendes: Kisten eingepackt und geschleppt, Auto mit lieben Freunden und Ex-Kollegen beladen, rund 560 Kilometer gefahren, Auto entladen, zu zweit, wobei ich gleich zu Beginn meines Aufenthalts in dieser Stadt die rheinländische Herzlichkeit zu schätzen wusste. Zwei Nachbarn packten nämlich mit an, als es ans Sofa schleppen ging.

Bett aufbauen, duschen, essen, schlafen. Wachwerden, Schrank aufbauen, essen, Tisch aufbauen, ein paar Kisten bewegen, zurückfahren. Einen Freund überreden, beim Waschmaschine umziehen mitzuhelfen, Waschmaschine umziehen, Auto zurückbringen. Duschen, nicht schlafen können. Weil mir kalt war und ich zitterte. Irgendwann dann doch zur Ruhe kommen, schlafen können. Beruhigt.

Jetzt heißt es noch bis Ostern die alte Wohnung auf Vordermann bringen, noch ein bisschen entrümpeln und aufs Wochenende freuen. Dann ist nämlich noch mal Kurzurlaub angesagt, bevor dann in der nächsten Woche das Neue beginnt. Mit neuer Wohnung, die noch fertig eingerichtet werden muss und neuem Job. Und mittlerweile freue ich mich richtig drauf!

Schlafen?

Schon über eine Woche geht das nun so. Nicht einschlafen können. Sich hin und herwälzen. Unruhig sein. Von Schränken träumen. Immer und immer wieder. Kisten. Auch welche, die nicht mehr ins Auto passen. Wird alles gut gehen? Hab ich nicht irgendwas vergessen? Sind wir genug Leute? Die anpacken? Wird genug Kaffee da sein? Damit die Helfenden wenigstens nicht mit schlechter Laune wieder abfahren?
Wann ist es endlich soweit? Nächte, die ich genießen kann. Ruhe finden. Entspannen. Heute Nacht war es besonders schlimm. Auch der warme Körper neben mir konnte nicht helfen. Beim Entspannen. Und Wohlfühlen. In der eigenen Haut.

Nachwuchs

So kannte ich ihn nie. So menschlich. Immer korrekt, bloß kein privates Wort. Nicht einmal sein Alter war mir bekannt. Verstanden haben wir uns stets gut. Wir scherzten, und meist lag auch ein dummer Spruch auf unseren Lippen. Gespräche waren konstruktiv, so machte das Schreiben Spaß, und obwohl er immer einen vollen Terminkalender hatte – es fand sich meist ein halbes Stündchen für den Gedankenaustausch, damit ich weiter kam.

Auch nach dem Projekt gab es Zeit für einen Plausch, den Kontakt pflegen, auch wenn wir meist Oberflächlichkeiten austauschten. Und heute? Ein Abschiedstreffen war es. Aber auch ein werdender Vater zeigt Gefühle und nach nur fünf Minuten schaute ich in glänzende Augen, die begeistert von der Namensfindung und dem baldigen Geburtstermin berichteten.

Wie können Menschen nur so gemein sein und bei dem Wunschnamen einer jungen Familie mit den Worten reagieren: Nimm diesen bloß nicht! Ich finde das herzlos. Gemein und überhaupt nicht taktvoll. Und schon gar nicht, wenn es ein schöner Name ist.
Was ich aus diesem Treffen mitnehme? Zwar weiß ich immer noch nicht sein Alter, dafür aber kenne ich ein anderes wunderbares Detail, welches in den nächsten Wochen sein Leben bereichern wird. Und das ist großartig.

FILM: Gegen die Wand

Endlich mal wieder im Kino gewesen. Weil ich mich meist unter der Woche nicht entscheiden kann: Geh ich rein oder warte ich bis zum Wochenende? Man könnte dann ja gemeinsam reingehen… Diesmal hatte ich gewartet. Auf Freitag. Und hab ihn nun endlich gesehen.

Eigentlich erzählt der Film die Liebesgeschichte von Cahit und Sibell. Die junge Sibell sucht nach einem Mann, der sie ehelicht, damit sie aus dem Elternhaus ausbrechen kann. Cahit hat nach einer durchzechten Nacht ein Auto gegen eine Wand gefahren. Die beiden treffen in einer Klinik aufeinander.

Sie überzeugt ihn von der Scheinehe. Alles läuft bestens, die Familie spielt das Spiel mit, sie ziehen zusammen, gehen zusammen aus, jeder vögelt einen anderen. Und doch finden die beiden zueinander. Er lässt sich von ihrer Lebenslust mitreißen, entdeckt längst verloren gegangene Gefühle und Stimmungen an sich. Und wie im richtigen Leben entwickeln die beiden irgendwann Gefühle füreinander. Alles hätte so schön werden können. Doch es läuft anders. Cahit schlägt einen Nebenbuhler tot und landet dafür ins Gefängnis. Sibell, aus der Familie gestrichen, flieht nach Istanbul.

Bis hierhin macht der Film Spaß. Trotz aller Gewalt. Als Sibell nach Istanbul geht, verliert „Gegen die Wand“ an Schnelligkeit und Spannung.

Sie bricht noch einmal aus ihrem Leben aus, säuft, feiert und dröhnt sich mit Drogen zu. Wird missbraucht. Es muss ihr noch einmal richtig schlecht gehen und als sie irgendwann blutüberströmt in einer dunklen Gasse liegt, meint man, dass hier das perfekte Ende des Films gewesen wäre.

Aber nein, sie soll noch einmal auf Cahit treffen. In Istanbul, in ihrem neuen Leben. Sie sollen noch einmal miteinander ins Bett gehen, denn vögeln ist anders. Und sie sollen merken, dass ihre Zeit abgelaufen ist. Er, nur noch Wasser trinkend, sie, mit kurzen Haaren, Brille und Kind. Gesettelt. Ein guter Film mit einem langweiligen Ende.

Immer wieder wundern. Welche Beiträge zum Kommentieren anregen. Und welche nicht. Und von wem. Usw.

Spieleabende

Samstag Abende. Ich wusste nicht mehr, dass man auch solche miteinander verbringen kann. Zu lange hatte ich mich vor ähnlichen Versammlungen gedrückt. „Nee, lass mal“ – „Hab schon was vor…“ – oder die ehrliche Variante: „Steh ich nicht so drauf…“ dienten immer wieder als Ausreden.

Die Zutaten: Ein herrliches Essen. Mit Suppe, Hauptgang und Nachtisch. Ein Trivial Pursuit-Spiel, Globetrotter-Ausgabe, in englischer Sprache versteht sich. Wahlweise Wein, Bier, Saft oder Wasser. Drei Pärchen.

Und was macht man dann den lieben langen Abend? Spielen. Während des Essens, nach dem Essen. Bloß keine wirkliche Unterhaltung beginnen. Und so erfährt der geneigte Mitspieler nicht, was die Menschen um ihn herum gerade treiben, wer sich mit wem versteht, welche neuen Herausforderungen anstehen, welche Perspektiven sich durch eine Kündigung auftun könnten. Warum auch? Unterhalten kann man sich ja auch wann anders.

Auch als zu späterer Stunde dann noch Tabu herausgekramt wird, wird’s nicht viel besser. Weder der Spielewechsel noch die bisher zugeführten Alkoholmengen sorgen dafür, dass die Stimmung aufkocht. Schade. Und wohl der letzte Spieleabende für die nächste Zeit.

Berlin.

Wenn der Zug in Spandau einfährt. Rechts die Springer-Druckerei. Irgendwann der S-Bahnhof Messe-Süd. Beim Bahnhof Charlottenburg heißt es Sachen packen. Aufstehen, Jacke überziehen. Der Zug wird langsamer. Immer langsamer, wenn er die letzte Kurve zum Bahnhof Zoo nimmt. Dann fährt er ein. Ein komisches Gefühl. So werde ich Berlin bald wieder öfters empfangen.
Ich hasse Kisten packen. Auf ins Schlafzimmer. Entrümpeln und soweit räumen, damit wir das Bett abbauen können. Und den Schrank.