Ende des Monats

Normalerweise freue ich mich immer über die letzten Tage eines Monats. Das Konto ist gerade aufgefüllt. Eine neue Ausgabe der Satirezeitschrift befindet sich im Briefkasten und im Badezimmer-Kalender darf ich auch bald die März-Pose (nein, ich schreibe nicht, wer da immer in der Badewanne auf mich herablächelt…) sehen. Viel Grund zur Freude also.

Wenn da in diesem Monat nicht dieser Druck hinzukommt. Einmal natürlich der notwendige, denn schließlich wird das Schreiben an die Wohnungsverwaltung dem innigen Verhältnis, welches ich zu dieser Wohnung in den letzten beiden Jahren aufgebaut habe, ein Ende setzen.

Dann muss ich mich noch von dem Vertrag trennen, den ich natürlich nicht so häufig genutzt habe, wie ich es eigentlich vorhatte. Wie es so läuft. Erst nimmt man sich vor, mindestens dreimal die Woche zum Sport zu gehen. Schnelll reduziert sich die Anzahl der Tage, bis man es gerade noch schafft, einmal die Woche den Hintern zu schwingen.

Schlau, wie ich bin, will ich den großen Trennungsschmerz zum Anlass nehmen, auch all die anderen finanziellen Verpflichtungen unter die Lupe zu nehmen. Muss die tägliche Belieferung mit der Tageszeitung wirklich sein? Sollte ich dann lieber was regionales konsumieren? Kann ich die Frauenzeitschrift nicht auch am Kiosk kaufen? Muss Brand Eins wirklich sein?
Mit Schrecken stelle ich fest, wie viel ich so im Monat für Zeitschriften und Zeitungen ausgebe. Denn das, was im Briefkasten landet, ist ja nicht meine einzige Lektüre, vom Internet ganz abgesehen. Zeitschriftensüchtig nennt man das wohl im Fachjargon.

Verlustängste steigen auf. Könnte ich mich sehen, wäre mein Kopf wahrscheinlich knallrot. Zum Glück klingelt genau in diesem Moment das Telefon. „Du musst doch nicht dein ganzes Leben ändern!“ Muss ich nicht? Du hast Recht. Muss ich nicht. Und so entscheide ich mich, die Satirezeitschrift zu behalten. Das Wirtschaftsmagazin gibt’s vielleicht in der neuen Redaktion und die tägliche Dosis Regionales hol ich mir mit Probe-Abos. Dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin.

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