Der Journalismus der Karla Kolumna

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Fotoquelle: benjaminbluemchen.de

Seit Monaten gehört ein sprechender Elefant zu fast jeder Autofahrt dazu. Die meisten von Euch werden ihn kennen, ich kannte ihn auch, aber die Hörspiele selbst kenne ich eigentlich auch erst seit einigen Monaten. Als ich klein war, hörte ich andere Dinge, Märchen oder den „Traumzauberbaum“ oder „Mimmelitt, das Stadtkaninchen“. Benjamin Blümchen gab es bei uns nicht.

Während sich der Sohn vor allem für Benjamin, Otto oder Stella interessiert, verfolge ich – vermutlich berufsbedingt -, wie die Journalistin Karla Kolumna sich so schlägt. Als „rasende Reporterin“ bezeichnet sie sich gerne selbst, findet fast jede Geschichte „sensationell“, „knipst“ Fotos. Sie ist oft im „Terminstress“. Und sie nutzt ihre Macht. Um die Eisdiele der Familie Stellini zu retten, setzt sie einen Aufruf in die Zeitung, um Baumaterial zu organisieren. Laut Wikipedia verdreht sie oft auch gerne mal die Fakten, um ihre Geschichten rund zu bekommen, wir haben bisher nur Folgen, in denen sie sauber recherchiert und einen guten Ruf in Neustadt hat. So sagt eine Neustädterin in der Folge „Benjamin und das Geschenk“ über ihre Arbeit, dass ja immer alles stimme, was sie schreibe.

Nun sind die Folgen oft allesamt Jahre, wenn nicht Jahrzehnte alt. Gibt es eine Karla Kolumna auch heute noch? Journalisten, die man auch früh am Morgen aus dem Bett klingeln kann und die dann innerhalb einer halben Stunde am Ort des Geschehens sind? Mit Sicherheit. Aber es werden leider immer weniger. Gerade die Lokalredaktionen wurden in den vergangenen Jahren ausgedünnt, oft betreuen Reporter gleich mehrere Dörfer und Städte, so dass die Recherche vor Ort, die Geschichten darüber, was die Menschen wirklich bewegt, seltener werden und ausgetauscht werden gegen schlimmen Terminjournalismus oder Wohlfühlgeschichten, weil die oft schneller geschrieben sind.

Ein wenig wehmütig dachte ich vorhin wieder einmal an Karla Kolumna. Lensing will die Münstersche Zeitung loswerden. Wenn die Hörspielserie heute erfunden werden würde? Gäbe es dann noch eine Karla Kolumna? In einer ähnlich tragenden Rolle? Ich glaube nicht. Schade eigentlich.

Trivia: Bisher gab es nur eine Sprecherin der Karla Kolumna: Gisela Fritsch. Sie verstarb im Juli 2013.

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