Zwei Monate zu viert

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Lieber E.,
vorhin hast du mich wieder so angeschaut. Du machst das jetzt seit ungefähr zwei Wochen so. Du grinst mich an und strampelst ganz wild mit Armen und Beinen, so als ob du mir jedes Mal zeigen möchtest, was du alles schon kannst. Und ich freue mich sehr, dass du mir das zeigen willst, auch wenn du kurz vorher noch vor Müdigkeit geweint hast und auf den Arm genommen werden wolltest.

Meistens bist du so wunderbar entspannt. Du liegst sehr gerne in dem Kinderwagen und lässt dich durch die Gegend fahren. Nun schläfst du auch nicht mehr die ganze Zeit, sondern betrachtest die Schattenspiele. Du hast das Pferd und Entchen von deiner Kinderwagenkette entdeckt und trainierst mit ihnen das Greifen. Heute hast du mich damit überrascht, dass du auch im Auto kein Auge zugemacht hast, während dein Bruder völlig fertig neben dir schlief.

Alles, was dein Bruder macht, findest du wahnsinnig interessant. Wenn er beim Essen rumkaspert, schaust du dir das genauso konzentriert an, wie wenn er als Pirat wild durch das Wohnzimmer rennt und „Hisst die Segel“ ruft. Ich kann mir schon jetzt vorstellen, wie ihr in ein paar Jahren gemeinsam durch die Wohnung lauft.

Wenn du weinst, also weinst und nicht nur rummeckerst, dann zerreißt es mir das Herz. So wie heute, als du dich so sehr erschrocken hast, weil ich so laut niesen musste. Es ist ein gellendes Weinen, mit Tränen, die ich dann ganz schnell wegküssen muss.

Wir alle können uns gar nicht mehr vorstellen, wie es ohne dich war. Dein Bruder geht morgens erst dann aus dem Haus, wenn er dir einen Kuss gegeben hat. Oder deine Hand gehalten hat. Meist muss ich aufpassen, dass er mit seinem Übermut nicht wehtut. Aber so ist sie wohl, die Bruderliebe. Dein Papa genießt die Momente, in denen du auf seiner Schulter einschläfst, auch wenn das nicht so häufig passiert, weil wir dich oft einfach ins Bett legen und du da auch gut schläfst.

Immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich dich mit deinem Bruder vergleiche. Ob ihr euch ähnlich seht. Ob ihr in bestimmten Momenten ähnlich reagiert. Du erinnerst mich ganz oft an die erste Zeit mit ihm, ich entdecke Gefühle und Gedanken wieder, die ich damals gehabt habe und ich bin so unendlich dankbar, dass ich trotz all der Anstrengung, die schlaflose Nächte und all das Drumherum mit sich bringen, das alles erleben darf. Mit dir. Mit euch. Zu viert.

Mein kleiner Mann, ich hab dich lieb.

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