Stillen, my Ass (2)

Möglicherweise folgt hier ein Beitrag aus der Kategorie „Too much information“. Hatten wir ja schon mal.

Das Thema schreit nach einem Update, auch weil Melanie bei „Glücklichscheitern“ was aus Sicht der Nicht-Stillenden geschrieben hat und ich da jetzt auch meinen Senf dazu geben will.

Als ich schwanger war, wurde ich oft gefragt, ob ich stillen will. Schnell – beispielsweise im Geburtsvorbereitungskurs – merkte ich, dass man auf diese Frage am besten „Ja, natürlich“ antwortet, wenn man moralisch aufgeladenen Diskussionen aus dem Weg gehen wollte. Ich habe den Fehler gemacht, zu antworten „Wenn’s klappt schon“ und erntete allein dafür schon vorwurfsvolle Blicke, wie ich das denn meinem Kind antun könnte.

Jetzt stille ich. Seit fast fünf Monaten. In den ersten Wochen habe ich das oft als Belastung angesehen: Dieses Ständigverfügbarseinmüssen, die durchnässten T-Shirts, wenn der feine Herr mal keine Lust hatte, nachts zu trinken oder einfach wenn ich die Stilleinlage vergessen hatte, die Schweißausbrüche, die schlaflosen Nächte. Stillen ist ein Job und er ist neben dem Babyrundumdieuhrbetüdeln ein verdammt harter. Klar, man bekommt natürlich auch was zurück. Weil es doch so gut funktionierte, habe ich mir gesagt: Ist gut fürs Kind, drei Monate machst du das jetzt, dann sehen wir weiter. Wie gesagt, jetzt sind fast fünf Monate um, das Früchtchen hat sogar schon zwei Zähne, die jeden Tag ein bisschen mehr wachsen, und ich stille immer noch.

Man könnte es dramatisch formulieren: Ich sitze in der Stillfalle. Fünf Monate hat das Früchtchen nix anderes als meine Brust gesehen und findet das offenbar sehr super (was ich natürlich gut verstehen kann). Das Problem: Wegen der Zähne (Und jetzt kommt mir nicht mit „Du legst ihn nur falsch an“) habe ich beschlossen, mich da so langsam rauszuschleichen. Da die Breieinführung und das Mahlzeitenersetzen sich ja nun noch ein bisschen hinziehen, wollte ich einfach mal eine Mahlzeit mit Fertigmilch ersetzen. Doch das Früchtchen scheint sehr eigen und verweigerte die Flasche. Und für den harten Schnitt bin ich noch nicht bereit genug, auch weil das ja sehr schmerzhaft für mich werden kann. Es ist schon ein pain in the ass, dieses Stillen.

9 Antworten zu “Stillen, my Ass (2)”

  1. Melanie sagt:

    toitoito für die ‚probezeit‘. auch ich habe auf diese wohl jeder schwangeren bekannten frage geantwortet: „wenn das baby und ich das hinkriegen und damit klar kommen, schon“. aber wie gesagt, dann folgen hinweise auf stillberaterinnen und technische hilfsmittel und eben auch das ‚moralische’drumherum. nach dem motto: ‚kann nicht, gibts nicht und nicht wollen ist kein argument‘. jaja, die wonnen des mutterdaseins.

  2. Julia sagt:

    Ich drück dir die Daumen, dass du bald irgendwie aus der Stillfalle rauskommst…
    Meine Erfahrung aus zwei Stillgruppen ist, dass auf die elementar wichtige Frage: „Wie bringe ich das nun vernünftig zu Ende?“ dort nicht so recht eingegangen wird. Es sind hauptsächlich zwei Gruppen vertreten, nämlich frisch gebackene Mamis mit vielen ‚Einsteiger-Fragen‘ und Langzeitstillende, die stolz berichten, dass sie auch noch im zweiten oder dritten Lebensjahr nach Bedarf stillen, was meist so alle drei Stunden bedeutet – abstillen ist also nicht so ihr Thema.
    Und was einem am Anfang auch keiner sagt, ist der Tip dass man einem Stillkind immer mal wieder die Flasche geben sollte, damit es diese nicht irgendwann verweigert.
    Meine Hoffnung ruht jetzt auf einer Trinklernflasche, die findet mein kleiner Prinz ganz toll. Zum Brei gebe ich ihm da etwas Wasser. Nun will ich mal testen, ob man da nicht auch einfach Milch mit füttern kann.

  3. Melanie sagt:

    Achja, zwischendurch ist man total genervt vom Stillen und wenn’s zu Ende geht damit, ist man tottraurig??
    Noch ein Tipp für den Flaschenverweigerer: versuch es mal mit ein paar Tropfen Saab Simplex auf dem Nuckel. Das hat damals bei KleinN den Durchbruch gebracht…:)

  4. Melanie sagt:

    Der erste Satz meines Kommentars bezog sich übrigens auf mich und die Fragezeichen waren ein virtuelles Kopfschütteln über mich selbst :) (Hab gerade beim noch mal Lesen gedacht, dass das irgendwie missverständlich klingt.)

  5. Julia sagt:

    Ja, das war in der Tat missverständlich ;-)
    Ich hatte auch mal so ungefähr den Plan 6 Monate voll zu machen und dann langsam zum Ende zu kommen und habe mich zwischendurch darauf gefreut, weil es doch oft nervig war.
    Jetzt ist es fast soweit und – irgendwie gefällt mir das Stillen aktuell doch wieder ganz gut. Mal sehen, wann das nächste Tief kommt und wie ich dann entscheide…

  6. […] das Kindergartenzeitalter nach. Franziskript hat unter anderem einen Text mit dem schönen Titel Stillen, my ass geschrieben, ebenso wie einen Beitrag beim ZDF-Hyperland über die auf vielen Websites heftig […]

  7. anna sagt:

    Jau, ich wollte da auch „raus“ und hab schließlich ein halbes Jahr voll und nachts gestillt, bis sie ein Jahr alt war.
    Als sie (mit 3 Monaten) die ersten Zähne bekam hat sie mich einmal so krass blutig gebissen, dass ich tagelang eine blaue Brust hatte. Und sie hat weiterhin öfters gebissen! Soviel zum Klugscheisser-Spruch „einmal aufschreien, dann erschrecken sie sich und machens nie wieder“.
    Was geholfen hat: Hunger. Einfach knallhart die 4-Stunden Pausen einhalten, und dann hat sie brav getrunken. So musste ich zwar vorwurfsvollste Blicke aushalten, weil das Kind die letzte Stunde geschrien hat, aber es war herrlich zu sehen, wie die Blicke noch viel entsetzter wurden, wenn ich gesagt habe: „Joah, die hat tierisch Hunger. Aber jibt nüscht.“
    xD
    Es geht ihr gut und sie schläft auch viel besser und endlich durch, seit ich sie nicht mehr stille.

    Und ick gloob, ick bin schon wieder schwanger… *facepalm* xD Harr!

  8. sanna sagt:

    Ich hab, als die Kurze Zähne bekam und diese prompt ausprobierte, nach 6 Monaten die Nase gestrichen voll gehabt. Mir ist auch noch kein Kind begegnet, das freiwillig die Flasche nimmt; ich musste das jedenfalls wochenlang probieren, immer wieder, aber sanft, ohne Krampf und Kampf. Irgendwann hat es geklappt – und ich konnte stehenden Fußes eine ganze Nacht durchschlafen! (Der Mann musste ab sofort nachts ran) Eine wirklich feine Sache! Von todtraurig keine Spur! Ich konnte mal wieder ein Bier trinken (und rauchen). Also, ich drück Dir die Daumen.

  9. roggen sagt:

    Kleiner Tipp für Flaschenverweigerer: Das Baby denkt sich doch „Die Mama hat diese tollen Brüste, also soll sie mit denen auch gefälligst rausrücken. Das Gummiding kann sie selbst lutschen.“ Oft klappt es dann, wenn Mama nicht da ist, aber Om/pa, FreundIn, PartnerIn oder sonstwer die Flasche anbietet. Die sind dann ja nicht, wie Mama, so frech, dem Baby die coolere Alternative vorzuenthalten. Wenn das Baby dann irgendwann gecheckt hat, dass die Flasche auch ok ist und viel weniger Arbeit macht, ist das dann kein Problem mehr.
    Ich finde Stillen, auch jetzt, wo bei uns gelegentlich auch Brei angesagt ist, extrem praktisch. Andere Eltern schleppen ständig Gläschen, Milchpulver, abgekochtes Wasser oder son Quatsch mit sich rum und haben Stress, wenn sie das mal vergessen oder länger unterwegs sind, als geplant. Meine Brüste sind immer da, wo sie hingehören :-) Aber ok, bei uns gibts auch keinen Partner, der sich mit einer Flasche nützlich machen könnte.

    Ich finde auch „kann nicht, gibts nicht“ (oder zumindest extrem selten). Bei dem vielen „Kann nicht“ fragt man sich, wie die Menschheit eigentlich überleben konnte – aber wenn man gute Gründe hat, sind die vorwurfsfrei zu akzeptieren und dann kann und sollte man auch dazu stehen, nicht oder nur kurz zu Stillen.

    Aber ja, Stillen ist ein harter Job, ich habe zum ersten Mal in meinem Leben richtige Ringe unter den Augen und ich freue mich sehnsüchtig auf den Moment, wenn Junior endlich nachts nicht mehr gestillt werden möchte. Tagsüber stresst es mich gar nicht, ich bin aber auch in der luxuriösen Situation, mit freier Zeiteinteilung von Zuhause arbeiten zu können. Gleichzeitig bin ich aber auch begeistert vom Stillen und werde auch todtraurig sein, wenns vorbei ist. Aber das wohl bei allen Schritten eines Babies in Richtung Selbständigkeit wie der erste Tag in der Kita oder gar der Auszug.