Manchmal rege ich mich über Sprachnachrichten auf
Neulich im Meeting. Jemand stellt ein paar Daten vor, da blinkt es auf meinem Smartphone. Ich hatte einer Kollegin vor dem Meeting noch schnell über Whatsapp eine Frage gestellt. Verstohlen schaue ich auf den Bildschirm, um schnell die Antwort zu lesen. Doch nix da: Sie hat per Sprachnachricht geantwortet.
Anderer Fall: Ich habe ein Porträt geschrieben und die Zitate zur Freigabe per Mail verschickt. Was passiert? Ich bekomme über Whatsapp Sprachnachrichten. Zu jedem einzelnen Zitat eine. Entweder ein „Alles fein“ oder eine ellenlange Erklärung, warum man das doch nochmal anders formulieren müsse. Ich höre die Nachrichten dreimal ab, um alle Anmerkungen umsetzen zu können. Und drehe eine weitere Abstimmungsschleife. Per E-Mail.
Sprachnachrichten sind auch 2019 immer noch ein Graus. Besonders wenn es um diese kleinen Absprachen geht. Kannst du mir das kurz schicken? Kannst du das kurz updaten? Holst du die Kinder ab? Soll ich den XY mit zum Turnen nehmen? Statt „Ja“ oder „Später“ oder „Nee, lass uns darüber nochmal reden“ oder – Achtung richtiger heißer Scheiß: Anruf! – kommen Sprachnachrichten.
Warum? Aus Faulheit? Ignoranz? Pseudohipness?
Und gibt es wirklich keine andere Möglichkeit, als diese Sprachnachrichten in voller Lautstärke in öffentlichen Räumen abzuhören? Um dann direkt die nächste Sprachnachricht einzusprechen. Sprecht doch einfach mal wieder direkt miteinander. Zur Not sogar live.