Über den Stern

In der aktuellen V.i.S.d.P. (leider nicht jetzt auch online verfügbar) hat sich Sebastian Esser mal den STERN vorgenommen und einen Abgesang verfasst: Der STERN sei nicht mehr das, was er mal war, er setze keine Themen mehr, gute Reportagen könne man in vielen anderen Medien auch lesen, das Layout sei so Neunzigerjahre. Fazit: Der STERN ist gedruckter Kerner, so Esser.

Auch wenn ich den STERN seit einiger Zeit wieder sehr regelmäßig lese und das auch durchaus gerne, hat Esser recht. Keine Knallergeschichten, wenig Überraschung. Alles schön solide, manchmal langweilig, ja.

Aber: Ich habe ja auch mal über den STERN nachgedacht und wenn ich meinen Text aus dem Dezember noch einmal lese, stimme ich mir selbst immer noch in beinahe allen Punkten zu. Ich lese immer noch in keiner anderen Zeitschrift zuerst mit Begeisterung die Leserbriefe (steht hier nur zu Beginn, weil ich die auch als Erstes lese), ich mag die Herangehensweise an bestimmte Servicethemen, dieses wunderbare Herunterbrechen auf „Schicksale“, dieses „Geschichten erzählen“. Und ich bin auch immer noch der Meinung, dass in kaum einer anderen Zeitschrift die Sprache eine so klare ist, die Geschichten so sauber recherchiert sind. Für all das steht der STERN. Für mich.

Klar, stellt sich die Frage, ob das ausreicht, dass irgendwann auch wieder die Leser wiederkommen. Oder zumindest nicht weiter abwandern. Deshalb wäre ein Erwachen aus dem Dornröschenschlaf langsam mal angebracht. Da hat der Esser natürlich recht. An sein Untergangsszenario glaube ich aber nicht. Denn diese ständigen Loblieder auf das selbsterklärte Jugendmagazin „NEON“ – ich kann sie einfach nicht mehr lesen.

(Disclaimer (ist ja gerade in): Die Autorin schreibt weder für STERN oder V.i.S.d.P. noch für die direkte Konkurrenz. Und sie hegt auch keine sexuellen Interessen gegenüber Sebastian Esser.)

9 Antworten zu “Über den Stern”

  1. DonDahlmann sagt:

    Komisch, das Esser das so sieht. Ich hatte neulich nach Monaten zum ersten Mal wieder den Stern in der Hand, und hab nur gedacht, dass die wirklich besser geworden sind. Nicht so gut wie früher, aber nah dran. Ich hab mindestens zwei Artikel gelesen, die ich mich sehr interessiert haben und hab wegen einem meine Mittagspause sogar verlängert.

  2. franziska sagt:

    Tja. Bist halt (wie ich) auch ein bisschen Kerner. Scheiße, was?

  3. DonDahlmann sagt:

    Ich glaube ja, ich bin eher so eine Mischung aus Fuchsberger und Beckmann.

  4. Setza sagt:

    NEON – ein Jugendmagazin.
    Ach?!

  5. Hagersfield sagt:

    Franzi hat mich dazu animiert, wieder mal den stern zu kaufen, seit ca. drei Jahren. Bin etwas enttäuscht über die Themenstruktur. Ein Blatt, das unsere Kanzlerin „schwach schreiben“ will, wird dadurch noch lange nicht stark! – El Masri-Entführung, Nelson Mandela, Michael Ballack, WM-Hysterie in Rom – alles abgetakelte Themen, nichts Neues. Ganz interessant der Artikel über den deutschen TV Hersteller Loewe. Ohne den immer noch starken Markennamen „stern“ hätte das Blatt es schwer, sich am Markt zu halten. Nun müssen die sternies nächste Woche auch noch über Klinsi schreiben, obwohl auch dazu alles gesagt ist. Nur nicht, dass er schon vor der WM für sich beschlossen hatte aufzuhören – und noch dieses Jahr die Nationalelf der USA übernehmen wird. Von wegen „ausgebrannt“. Franzi kann mir bei Gelegenheit die 2,80 Euro für das Testexemplar erstatten.

  6. franziska sagt:

    Herr Hagersfield: Du solltest diese 2,80 als Investition in einen erweiterten Horizont ansehen…;)

  7. Hagersfield sagt:

    Frau Franzi: Kann ich das von der Steuer absetzen, das mit dem Horizont? – Ist schließlich eine Art Weiterbildungsmaßnahme.

  8. franziska sagt:

    Vielen Dank, ändere ich.