Das Berater-Gerede
Seit Wochen geht es nun schon so. Erst wird der Chef der Bundesagentur abgesägt. Grund genug für eine Vielzahl Journalisten weiter zu recherchieren. Was dahinter steckt. Und Parallelen ziehen. So geschieht das derzeit und keine Zeitung oder Zeitschrift umgeht das Thema. Die einen schreiben ab, die anderen decken neue Details auf.
Fakt ist: Es ist Wahlkampf. Also ein guter Grund, die Machenschaften vergangener Jahre aufzudecken. Wer glaubt, dass es Klüngel nur in Köln gibt, glaubt nur an das Gute. Auch in Niedersachsen ging es scheinbar heiß her. Was genau, können wir derzeit im Spiegel lesen. Oder in den anderen Medien, die alle fleißig abschreiben.
Fakt ist wahrscheinlich: Bestimmte Kräfte wollen, dass hauptsächlich die Verbindungen zu einer Beratungssfirma offengelegt werden. Die der damaligen Regierung nahestand und den damals agierenden Personen auch noch steht. Weil sie keinen Hehl aus dieser Nähe macht. Weshalb deren Verträge hauptsächlich in der Kritik stehen. Als es nur um den Chef der Bundesagentur ging, rückte sie zwar zeitweise ein wenig in den Hintergrund, doch spätestens nach dem Christiansen-Auftritt des Namensgeber haben sie es wieder geschafft, allen voran zu schreiten.
Fakt ist wahrscheinlich: Die Verträge scheinen teilweise auf nicht ganz sauberen Weg zustande gekommen zu sein. So zumindest der Anschein, wenn man die vielen Artikel liest. Das ist sicherlich nicht in Ordnung, auch wenn immer wieder gesagt wird, dass der Vergabeprozess ein schwieriger und die Praxis eine andere ist.
Fakt ist: Es gibt eine Regelung bezüglich der Vergabe von Aufträgen. Von der beide Seiten abweichen, weil diese unpraktikabel zu sein scheinen. Beide handeln – die Regeln wissend – und regen sich dann darüber auf, wenn darüber berichtet wird, dass sich beide Seiten nicht an diese Regeln halten. Kritisch zu sehen ist jedoch, warum dies zwar angeprangert wird, aber Sündenbock eigentlich nur diese Firma ist. Nicht die Verwaltung, die sich die „Expertise“ ins Haus holt.
Es ist sicher nicht richtig, dass es hauptsächlich um diese eine Firma geht. Denn jede politische Partei holt sich für das eine oder andere Thema eine außenstehende Meinung ins Haus. Doch so stellt sich die Frage, ob bei der Nähe zwischen dieser Politik und dieser Wirtschaft wirklich noch von einer außenstehenden Meinung geredet werden kann.
Doch muss sich auch und vielleicht auch gerade ein Unternehmen bewusst sein, dass es fatal ist, sich zu sehr auf eine politische Richtung festzulegen. Wissentlich Verträge abzuschließen, weil die Praxis eine andere ist und sich dann darüber zu erzürnen, dass Medien darüber berichten. Dass Medien in einem bestimmten Ton berichten, so, wie eine Geschichte draus wird, ist altbekannt. Da wird nun einmal weggelassen. Und ganz besonders, dass bei vielen Projekten den verursachten Kosten auch ein Nutzen gegenüberstand. Und da wird in Gesprächsrunden im TV nun einmal bestimmten populistischen Äußerungen Raum gegeben, ohne zu relativieren.
Doch wenn man in eben diesen Sendungen sogar die Möglichkeit hat, sein Gesicht zu wahren und Fakten gerade zu rücken, dann muss man diese Chance auch nutzen. Der Namensgeber hätte vielleicht selbst Beratungsdienste nutzen sollen. Denn so und nicht anders funktioniert sie nun mal – unsere Mediengesellschaft.