Reflexion

Herlinde Koelbl macht einfach wunderbare Filme. Die Meute, der zu ihrer Fotoausstellung „Spuren der Macht“ und nun also hautnah mit Benjamin. Beeindruckend, weil ich finde, dass es ihr gelungen ist, ihn zu enttarnen. Diese unstete Person, die sich zu Beginn immer noch selbst inszeniert – trotz Drogen. Er wusste genau, warum er die Koelbl zu sich bat und ich unterstelle ihm, dass es nicht unbedingt nur der Grund war, zu reflektieren. Er wusste, dass er in einer erbärmlichen Situation war und war nicht sicher, ob er da wieder herauskommt.

Dieser Mann, der sich immer gerne in den Mittelpunkt gestellt hat. Mit den Medien spielte und sie benutzte und immer noch benutzt. Das zeigt die Koelbl und eigentlich enttarnen ihn auch diese hellen Momente, in denen er ganz bei sich ist: Und clean. Sie zeigen, dass er immer noch nichts gelernt hat, aus all dem, was er durchgemacht hat. Dass es gerade dieses Spiel mit den Medien war, seine Geltungssucht.

Der Film zeigte die Rückfälle, Klinikaufenthalte und dann die Tour mit Retter Udo. Als der alte Mann in die Kamera blickte, war ich irgendwie froh darüber, dass er seine Sonnenbrillen nahezu immer trägt. Denn ansehnlich kann man diesen Mann nicht nennen, schon gar nicht seine Augen. Aber Geschmäcker sind verschieden und ich muss wohl doch nochmal ein ernstes Wörtchen mit meiner Mutter reden.

Eine Frage bleibt jedoch offen, auch weil sie nicht Gegenstand des Films war: Was ist unsere neue Late-Niterin eigentlich für Eine? Sicher sind die Äußerungen des Herrn Stuckrad-Barre getragen von zutiefster Verletztheit, dass diese Frau ihn anscheinend nicht so abgöttisch liebte wie er sie. Und diese offene Frage bestätigt mich darin, dass es noch spannend: So lange hat sie es ja nie bei einem Mann ausgehalten und ob das dann gut geht in ihrer kleinen Sendung? Wer weiß.

Und bevor ich’s vergesse: Ich würde wieder in eine Lesung mit ihm gehen. War bei der Premiere zu „Deutsches Theater“ im Berliner Deutschem Theater. Und es hatte sich gelohnt, weil er nun mal weiß, wie man sich selbst inszeniert. Auch wenn die Person dahinter eine traurige ist.

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