Collage

Die große Frage, mit was man sich während 1:39 h die Zeit vertreiben soll. Lesen? Nicht in diesem Buch – ich will abschalten! Nicht die schon längst ausgelesene Frauenzeitschrift.

Nein. Eine neue Zeitung musste her, diesmal für die Wochenzeitung entschieden, schon lange nicht mehr drin gelesen. Und dann: Allein im Zugabteil, Großraum, ganz für mich, der Platz mit dem Bahnprogramm ausgestattet, ich lesend, Ruhe. Wo seid ihr, ihr plärrenden Kinder? Mir fehlen diese Hintergrundgeräusche fast.

Die Durchsage: „Wir wünschen Ihnen eine gute Fahrt durch den Taunus und Westerwald“ – sie befremdet, vermittelt mir das Gefühl, dass ich nicht lesen kann, bei diesem Angebot im Zugkino, was an mir vorbeirauscht, ins schöne Abendlicht. Dann doch irgendwie lesend die Fahrt meisternd, nur kurz gestört von der Schaffnerin, die mich dennoch um meine Bahncard bittet.

Irgendwann, im Feuilleton angekommen, Musik raus, hören. Bei Nada Surf dann doch aus dem Fenster schauen, I wanna know, what it’s like on the inside of love. Ja, jetzt gerade, das wäre schön. Irgendwann Keane, irgendwie doch ein bisschen zu sehr Travis, so happy klingend. Dann, doch nicht. Ach.
Aussteigen, Treppen herunter mit Morrisseys This is not America, no honey, this is not America, it’s this f***ing town. Wie gern wäre ich jetzt in einer anderen Bahn, S-Bahn, U-Bahn, egal, Hauptsache diese andere Stadt.
Fünf Minuten bis zur nächsten Straßenbahn, Straßenbahn rein, mit Blumfelds Jugend von heute. Wie sie die Straßen lang gehn, ja hier auch, aber auch Berufsjugendliche unterwegs. Na, dann herzlichen Glückwunsch, noch ein ganz kleines Stück, Jungs. Schon einmal Schlüssel suchen, aufschließen, im Briefkasten Post von der Bank: Lust auf einen Kredit? Nein, muss nicht. Alles egal. Die Treppen hinauf, trotz Gepäck. Wenn du mit deiner Kraft am Ende bist, singt er mir zu, noch nicht, aber müde, für heute. Deshalb warten Warten auf den Neuen Morgen.

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