Lies mal
‚Karin: Ach ja? Wir lesen die FAZ kaum.
Silvia: Wir auch nicht. Nur wegen des Feuilletons. Eigentlich haben wir die TAZ abonniert. Aber wir finden, das die in letzter Zeit nachgelassen hat, nicht wahr, Florian? Sie könnte ruhig schärfer sein.
Gerhard: Die FAZ?
Silvia: Die TAZ. Die FAZ ist die Zeitung des Großkapitals. Aber gut gemacht.‘
Alt, aber immer wieder gern gelesen.
… und die Taz ist die Zeitung des schlechten Journalismus.
Die F.A.Z. hat „Strizz“. Sie hat wirklich ein recht gutes Feuilleton. Und die Themen Politik und Wirtschaft sind IMHO auch dafür da, dass man sich an ihnen reiben und eine eigene Position aufbauen soll. Meinung und Meldung sind erkennbar getrennt.
Die TAZ versteht sich dagegen bis heute als betont moralische Publikation, so wie sich das Theater als moralische Anstalt verstand. Ich habe die TAZ in meinen Studentenzeiten sehr gern gelesen und den Preis damals auch akzeptiert. Neulich habe ich bei Zweitausendeins ein Buch mit Geschichten von Fanny Müller gekauft, von denen ich einige noch aus dieser Zeit kenne. Aber seit dem Beginn von Rot/Grün macht TAZ-lesen keinen Spaß mehr.
Mir scheint, als ob es da eine engere Verbundenheit zur FAZ besteht, als die des reinen Lesens..
Nein, auf keinen Fall :-)
Mein Menü hat IRL noch ein paar andere Zutaten: Der SPIEGEL ist montags immer noch Pflicht, auch wenn seine Bedeutung abnimmt. Die ZEIT bekomme ich samstags vom Schwiegervater. Das kleine MAGAZIN aus Berlin gibt es als Dessert. Und zwischendurch kommen auch mal ‚Pardon‘ oder ‚Titanic‘ auf den Tisch.
Oh fein, noch ein Titanic-Leser. Aber verkommt der Spruch „Der Spiegel ist montags Pflicht, auch wenn seine Bedeutung abnimmt“ nicht auch langsam zu einer Floskel à la „Ich les die FAZ nur wegen des Feuilletons“?
Nein, das kam bei mir ganz aktuell und war auch so gemeint: wegen der Wikipedia-Sache und des dummen Linux-Artikels bei SPON und weil mir der politische Stil nicht mehr so recht gefällt. Für Floskeln habe ich keine Zeit. Ich habe gerade das Geld für meine SPIEGEL-Rechnung überwiesen (übrigens mein einziges nicht-fachliches Abo). Für mich war das 1990 auch ein Stück Meinungsfreiheit. Aber meine Begeisterung geht zurück.
Und nein, ich lese die F.A.Z. nicht nur wegen des Feuilletons und wegen „Strizz“. Ich lese eigentlich überall die Artikel am liebsten, denen ich widersprechen oder an denen ich mich reiben kann. Und nebenbei: Die F.A.Z. ist IMHO aus typographischer Sicht eine ziemlich gut gemachte Tageszeitung.
So, ich gehe jetzt nacheinander in Linux-Magazin, SPIEGEL, Titanic und der letzten ZEIT lesen. Zu irgendwas muss es doch gut sein, ohne Fernseher zu leben :-)