Zeitschriften im Test: Amica

Es gibt nur noch wenige Frauenzeitschriften, die mir beim Lesen Freude bereiten. So war es einige Zeit recht amüsant, Glamour zu lesen, aber seitdem die meisten Frauenblätter auf das so genannte Pocket-Format umgestiegen sind und sich nur noch mit halbseidene Sextipps beschäftigen, ist frau auf der Suche nach einer Alternative.

Vor einigen Monaten schien ich eines dieser Blätter gefunden zu haben. Seit Jahren hatte ich Amica keines Blickes gewürdigt, gingen mir die langen Single-Vorstell-Strecken viel zu sehr auf die Nerven. Durch Zufall warf ich dann also wieder einmal einen Blick in das Heft und war begeistert. Schöne Themen, schön aufbereitet und vor allem – schön geschrieben. Die Redakteure haben Lust an der Sprache und ich bekomme dabei Lust am Lesen.

Amica erschien in der Verlagsgruppe Milchstraße. Der aufmerksame Leser bemerkt, dass die Schreiberin hier die Vergangenheitsform benutzt und das hat seinen Grund: Milchstraße wurde nämlich vom großen Burda-Verlag gekauft, woraufhin die Frauenzeitschrift dann ihre Chefredakteurin verlor. Jetzt gibt es zwei Stellvertreter und zwei Chefs, unter anderem Patricia Riekel, die ja auch Chefin der Bunten ist. Tja, und neue Chefs wollen ja immer erstmal was verändern.

Genau der richtige Zeitpunkt also, noch einmal schnell einen Lobgesang auf die derzeitige Ausgabe der Amica zu verfassen.

Amica nennt sich auf dem Titel „Die große Frauenzeitschrift“. Das ist richtig, denn im Vergleich zu den Pockets ist diese Zeitschrift wirklich viel größer! Passend zum Mädchen von Seite 1 gibt es die Titelgeschichte „Bikini-fit bis zum 1. Juni“. Eine Diätgeschichte wie sie sicherlich auch in jedem anderen Blatt zu finden ist. Allerdings wird hier nicht die große Ananas-/Erdbeeren-/Spargel- oder was-auch-immer-Diät angepriesen. Die Autorin, deren Texte übrigens immer sehr schön zu lesen sind, hat sich die Mühe gemacht, der Leserin für einen Zeitraum von 6 Wochen genau aufzuschreiben, was sie zu tun hat. Denn eigentlich liegt’s natürlich an der Bewegung. Trotzdem ist das der unterhaltsamste Hinweis, mich zu bewegen und viel Wasser zu trinken, den ich jemals gelesen habe.

Von der gleichen Autorin ist dann auch die nächste Geschichte, die auf dem Titel angekündigt wird: „Kekse, Quickies, Fußmassage: Wie man die perfekte Frau wird“. Ja, wollen wir das nicht alle? Wollen wir unsere Männer nicht immer nur glücklich machen? Die Autorin beschreibt ebenfalls auf sehr amüsante Art und Weise, wie eine Freundin ihr einen US-Bestseller von Laura Schlessinger empfohlen hat. Die Tipps von Dr. Laura hat sie dann sogleich in die Tat umgesetzt und an ihrem Freund erprobt, der sich nach einer Woche die „zynische, neurotische Zicke zurück wünscht, in die er sich verliebt hat“. Das wollen Frauen lesen: Die wollen uns also zickig!

So könnte es noch stundenlang weitergehen und weil ich wahrscheinlich gerade ohnehin mit einer Lobhudelei auf diese Zeitschrift unendlich langeweile, weil ihr lieben Leser doch Verrisse viel lustiger, spannender und wahrscheinlich auch besser findet, will ich mich kurz fassen.

Natürlich kommt Amica wie alle anderen Zeitschriften auch nicht um die üblichen Frauenthemen herum: So finden wir Schminktipps, schöne Schuhe und schöne Anziehsachen in dem Heft. Und auch die Singles, wegen denen ich dieses Blatt jahrelang gemieden habe, sind immer noch mit dabei. Allerdings sind’s nur noch 10 Männer, in die ich mich bald verlieben soll und da sie sich am Ende des Heftes befinden, überblättere ich sie einfach.

So und falls ihr es immer noch nicht bemerkt habt, bekenne ich mich nochmal ganz öffentlich dazu: Ja, ich bin Amica-Fan. Passe anscheinend perfekt in die Zielgruppe! Und ihr solltet auch Fan werden, finde ich. Vielleicht ja auch wegen eines weiteren Schmankerls: Die letzte Seite. Dort schreibt „das redaktionseigene Liebespaar über die kleinen und großen Unterschiede“. Sehr schöne Kolumne, bei der wir vom männlichen Schreiberling auch aus einer anderen Sphäre (ergänze: Blogo-) schon einmal gehört haben.

8 Antworten zu “Zeitschriften im Test: Amica”

  1. Anke sagt:

    Ich mag das Wort „Anziehsachen“. Dabei muss ich an meine Omi denken und ihre selbstgestrickten Pullis und dass sie zu T-Shirts immer „Tiet-Schörts“ gesagt hat.

    (Ja, TOLL, dass ich durch die Amica jetzt auch noch sentimental werde, doo.)

  2. blanca sagt:

    … ich bin seit über 5 jahren bekennende amica-leserin … und diese woche habe ich es zum ersten mal verpennt, mir die neue ausgabe zu kaufen … wie gut, dass ich in deinem blog drüber gestolpert bin ;-)

  3. Lydia sagt:

    Schön. Dear Franziska, du machst das gut. Es hat sich so manches gemausert, seit aus franziskript.blogspot.com einfach nur franziskript wurde.
    Endlich traust du dich. ,)

  4. Jeremin sagt:

    Ich lese sog. Frauenzeitschriften regelmäßig, einfach weil mich interessiert, was Frauen heutzutage nach dem Willen der RedakteurInnen zu denken haben. Amica hatte schon früher diese starke Phase, die dann leider im Mainstream versackte. Das hat sich glücklicherweise wieder gewandelt wie es scheint, die Texte sind wirklich wieder ein Quell der Lesensfreude. Aber ich kann mich dennoch nicht des Gefühls erwehren, immer noch so eine Art von „Denkanweisung“ zu studieren.

    Die komischen Blicke im Studio, wenn mal ein Mann auf dem Hometrainer statt Spiegel und Mens Heath mal Brigitte oder eben Amica liest und dann recht oft in schallendes Gelächter ausbricht, sind immer noch ein Vergnügen.

  5. praschl sagt:

    oh danke, das hat mich gefreut & gerührt.

  6. mir sagt:

    …also mich erinnern diese Frauenzeitschriften immer an eine Art „Bravo“ für die über 20-Jährigen Singlefrauen…

  7. Diane sagt:

    Dein glück, dass du sie monate/jahrelang nicht gelesen hast. Sonst wäre dir aufgefallen, dass auch dieses heft, das vor vielen jahren mal wirklich toll und spannend und originell war, einfach zu einer masse von den immer selben themen geworden ist. und ddass jetzt sogar die die unsäglichen diät-geschichten machen, ist doch traurig. auch wenn es „andere“ unsägliche diätgeschichten sind. hatten sie vor einigen ausgaben auch schon, nur mit anderen worten.

    und die kolumne ganz hinten ist doch auch nur noch vorhersehbar. außerdem: so selbstbespiegelnd, wie die Frau von den beiden ohnehin schon in ihren Artikeln schreibt, wäre diese Kolumne gar nicht mehr nötig.

    Nee, ich lese das ab sofort nicht mal mehr beim Zahnarzt. irgendwann sollte jede frau bemeerkt haben, dass sie erwachsen geworden ist und so etwas nicht mehr braucht.

  8. juli sagt:

    hmmm… die neon ist dir nicht ernst genug? nicht liebevoll gestaltet? hat nur langweilige, *dahingeklatschte* themen? du fühlst dich zu alt dafür? und von den aufgebrezelten modeseiten gar nicht erst zu sprechen…?

    entschuldige bitte, aber wenn du amica-leserin bist – und besonders dann! – solltest du neon schon seit jahren abboniert haben