Zeitschriften im Test Spezial
Frauenzeitschriften schreiben ja gerne mal über Sex, über Liebe, über Männer und natürlich auch über Mode. Da gibt es mal ein Schuh-Special, ein Hosen-Special, Jacken, Blusen oder eben Jeans.
So wie in der aktuellen Ausgabe des Young-Magazins. Unter der großen Frage ‚Welche Jeans passt zu mir?‘ kann die geneigte Leserin sich anhand prominenter Beispiele aussuchen, ob sie eher ‚klein und zierlich wie Nicole Richie‘ oder ‚groß und langbeinig wie Uma Thurman‘ ist. Und wenn sie dann darüber hinweggekommen ist, weder der einen noch der anderen einigermaßen zu ähneln, kann sie sich auch noch anschauen, welche Jeans zu ihr gepasst hätte. Schade, Young, das war wohl nichts.
Macht ja auch nichts, denn glücklicherweise hat auch der Brigitte-Ableger Young Miss ein, na, ihr ahnt es schon, Jeans-Special. Die haben daraus sogar einen Aufmacher gemacht (kann man auf dem Bild nicht erkennen, weil das unter dem Schuhheftchen steht, aber glaubt mir in diesem Fall einfach oder geht zu einem Zeitschriftendealer eures Vertrauens). ‚Lust auf Jeans‘, na mal schauen. ‚150 Jahre und superjung‘ heißt es dort im Anlauf. Netterweise muss ich mir hier keine hungrigen Stars anschauen, sondern kann mich durch die neuesten Trends durchblättern, die einfach nur mit Fotos der Hosen überzeugen wollen. ‚Wash and go‘ ist wieder in, heißt es, es gibt ein paar nette Jäckchen und auch den Hinweis, dass ‚Hot Details‘, sprich lustige Verzierungen aus glitzernden Steinchen oder seltsamen Aufnähern wieder einmal mega-in sind. Mmh, muss ja nicht jeden Trend mitmachen und greife zum nächsten Blatt.
Wesentlich mehr Mühe hat sich da die Maxi gemacht. Die widmen der Kulthose unter dem Titel ‚We love Jeans‘ gleich ein ganzes Sonderheft! Neben langen Bildstrecken und hintergründigen Texten zu einzelnen Marken gibt’s viel Service und eine frauenfreundlichere Version der Geschichte ‚Welche Jeans passt zu mir?‘. Hier wird nämlich mit aufmunternden Sprüchen wie In Jeans wirke ich viel zu dick, sagen Sie? Quatsch, sagen wir! Das ist nur eine Frage der Hose über Problemzonen hinweggesehen, die wahrscheinlich keine sind (ääh, ihr versteht mich).
Doch damit nicht genug: Auch ein weiteres Pocket-Format hat sich DEM Thema des Frühlingsommerherbstundwinter gewidmet, und ihr ahnt es wahrscheinlich schon, die JEANS auf den Titel gehoben. Positiv anzumerken ist, dass sie es wahrlich am originellsten getan hat: Einfach ein Stück des guten Stoffs in die richtige Form bringen, aufkleben, fertig. Super Optik und ich verneige mich ausnahmsweise einmal vor der Glamour, dass sie es geschafft hat, als derzeit einziges Frauenmagazin am Kiosk, KEINE gutaussehende, retuschierte Schönheit auf den Titel gehoben zu haben. Aber zum Inhalt: Auf 25 Seiten verbreiten die Glamour-Schreiberlinge nicht nur den Klassiker ‚Welche Jeans passt zu mir?‘ (natürlich nicht ohne auf die Stars zu verzichten), die neuesten Trends (used, also mit Löchern und so), angesagtesten Labels (Marken), die ’neuen‘ Minis (kurz, sehr kurz), die passenden Schuhe (unterschiedlich) und dann noch eine blöde Fitnessseite, auf der ich erfahre, wie ich zur perfekten Jeans-Figur komme? Hallo? Habt ihr mir nicht gerade gesagt, dass es für JEDE Figur die passende Hose gibt?
Ja, ihr lieben Frauenblätter, ist ja alles sehr nett und sicherlich nur ein doofer Zufall, dass ihr alle das gleiche Thema auf eure Titel gehoben habt. Klar, mit solchen Specials bekommt man Anzeigenkunden, ist schon klar, und bei dir, Glamour, scheint das ja ganz wunderbar funktioniert zu haben. Aber sonst? Wirklich neu waren eure Beiträge zu diesem Thema nicht. Aber muss ja auch nicht, nicht wahr? Hauptsache, die Seiten sind gefüllt. Und in nur wenigen Monaten bekommen wir den gleichen Einheitsbrei wieder vorgesetzt. Diesmal dann als ‚Das große Jeans-Spezial – die tollen neuen Sommerhosen!‘. Bravo.
Hat wie immer spass gemacht. Testen sie doch mal so zeitschriften wie Auto Motor Spocht oder so nen Zeug wie GQ, sehr lustig stell ich mir auch Fachzeitschriften für Angler vor.
Habe mich sehr amüsiert, hielt ich doch letztens als kleine Spende der Marketingabteilung eine „Glamour“ in der Hand, die ich gespannt durchblätterte und: feststellte, daß sie meine Lieblingsmarke schlichtweg mal weggelassen haben, obwohl es doch angeblich DIE angesagte Jeans überhaupt wo gibt sein soll. Tse! Sofort entsorgt ins Altpapier.
Und zur Figur: da las ich letztens irgendwo von einer Okinawa-Diät mit so Bildern von kleinen asiatischen Schälchen gesundester Kost, von der man automatisch schlank wird (kein Wunder bei den Portionen!), um dann zwei Seiten weiter mit dem Bild eines saftigen Brathähnchens gefoltert zu werden, und zwar eines ganzen, keine kleinen dezenten Scheibchen, die liebevoll auf einem Salatbukett angerichtet sind. Fünf Seiten weiter dann das Bauchweg-Workout und danach dann Tips, wie man sein inneres Gleichgewicht wiedererlangt. Har!