Zeitschriften im Test: Astroblick

Erika Berger ist mittlerweile 65. Sie war mal Sexberaterin, hatte die eine oder andere TV-Show auf RTL und war immer mal wieder in der einen oder anderen Sendung eingeladen, um ein paar Partnerschaftstipps loszuwerden. Warum sie dann im vergangenen Monat ihr Gesicht für den RTL-Küchen-Reality-Scheiß ‚Teufels Küche‘ in die Kamera hielt, bei der sie mit 9 anderen D-/E- und F-Promis um die Wette kochen musste, passt nicht so recht zu ihrem Image, sondern eher in die Kategorie ‚Ich bin alt und brauch‘ das Geld‘. Deshalb war ich auch nicht wirklich verwundert, als mich ihr Gesicht im Editorial des aus der Schweiz kommenden ‚Astroblicks‘ angrinste. Nur 50 Cent und das Blatt war gekauft!

‚Astroblick‘ kommt zwar aus der Schweiz, wird aber von einer Ablegerfirma des Axel Springer Verlags herausgegeben. Wie dem Editorial von Frau Berger zu entnehmen ist, ist das Blatt erst viermal erschienen, kann aber laut Impressum bereits eine Auflage von 125000 aufweisen. Na, glauben wir dem Eso-Blatt mal und werfen einen Blick in die wunderbare Welt der Horoskope.

Halt, denn bevor ich wirklich einen Blick in das Innere des Hefte werfe, muss ich doch noch ein paar Worte zum Titel verlieren. Wirklich selten habe ich eine so seltsam dreinschauende Dame auf dem Cover einer Zeitschrift gesehen. Ok, der Blick in die Sterne rechtfertigt ihre seltsam nach oben geneigte Kopfhaltung ist aber keine Entschuldigung für dieses leicht debile Grinsen, dass die gute Frau auf den Lippen trägt.

Und es wird noch schlimmer: Denn ich weiß nicht, wie die das hinbekommen haben, aber es ist wirklich so. Auf allen, wirklich ausnahmslos allen Bildern, die ihren Weg in diese Zeitschrift gefunden haben, gibt es grinsende, lachende, fröhliche oder einfach furchtbar glückliche (!!!) Menschen zu sehen. Keine Tränen, keine zweifelnden Blicke, nicht ein erschöpfter Mensch ist in diesem Heft zu erblicken! Die Zukunft wird großartig. Und noch besser: Für uns alle!

Schauen wir uns das also mal genauer an und blättern ein wenig. Zwei Seiten Partnerhoroskop sowohl Chinesich als auch astrologisch, Die Tarotkarten des Monats für jedes Sternzeichen, das große Mondhoroskop, dann vier Seiten Horoskope für jedes Sternzeichen (je eine Seite für eine Dekade), das chinesische Horoskop für den Monat Mai auf den folgenden 30 Seiten. Alles nur Horoskope. Kein Wunder, dass ich nun neugierig bin und wissen will, wie es denn nun weiter geht, mit mir und der Welt.

Also, der Schnelltest: Mein Sternzeichen: Steinbock, erste Dekade, im chinesischen Horoskop bin ich ‚Schlange‘ (nein, bitte keine doofen Sprüche bezüglich der realen Welt, vielen Dank). Schauen wir mal, was die Horoskope sagen: Laut ‚Partnerhoroskop‘ kann ich keine großen Sprünge in der Liebe erwarten, Flirts sind möglich und meine Erwartungen an den Partner soll ich zurückschrauben. Noch auf der gleichen Seite eröffnen sich im chinesischen Liebesbarometer aber gleich andere Perspektiven: ‚Der Mai bietet viele Möglichkeiten, um sich am Parkett der Leidenschaft zu verwirklichen.‘ Ich bin verwirrt, soll ich doch meine Erwartungen an den Partner herunterschrauben.

Laut Tarotkarte auf S. 10 offenbart mir im Mai einen Schicksalsschlag, auf S. 52 wiederum (wir befinden uns mittlerweile auf der ausführlichen Horoskopseite für meine Dekade) wird mir gesagt, dass ich ab dem 11.5. meine Beziehung gründlich unter die Lupe nehmen werde. Bis zum 25. bis 27. Mai soll ich darauf achten, meinen Partner nicht zu sehr in die Enge zu treiben, weil er sonst die Flucht ergreifen könnte. Na, wenigstens das deckt sich mit dem Partnerhoroskop. Angst habe ich mittlerweile trotzdem. Deshalb noch abschließend ein Blick in mein ausführliches China-Horoskop. Dort bietet mir der Mai ‚eine ganze Palette an Möglichkeiten‘. So ‚fällt es mir schwer, meinem Partner die gleichen Rechte zuzugestehen, die ich mir ohne Sorge herausnehme.‘ Zusammenfassend kommt dann folgendes heraus: Ich setze also unter Druck, zweifle ein bisschen und würde dann am liebsten gleich mit nem anderen in die Kiste springen. Bin ich ein Monster? Immer noch kann ich nicht verstehen, warum mich die beiden Frauen auf der Doppelseite so angrinsen. Monster schauen anders. Schnell blättere ich weiter.

Ich bin entzückt, lächelt mich doch wenig später schon wieder Erika Berger an und stellt in ihrer Kolumne ‚Erika and the City‘ (nee, wirklich!) die jetzt alles entscheidende Frage: Ist dauerhaftes Liebesglück überhaupt möglich? Was dann folgt, ist das übliche Blabla. Wer dauerhaft glücklich sein soll, muss an der Beziehung arbeiten. Tausendmal gelesen, tausendmal gähnend beiseite gelegt.

Und das tue ich jetzt auch. Überspringe ein paar Seiten mit Leserfragen wie ‚Ist er den Liebeskummer wert?‘ (Nein), ‚Was ist mit meinem Kind los?‘ (‚Kleine Krebschen‘ sind nun mal sensibel) oder ‚Hat unsere Beziehung noch eine Chance?‘ (Vielleicht!) und verbanne ‚Astroblick‘ schleunigst ins Altpapier.

4 Antworten zu “Zeitschriften im Test: Astroblick”

  1. elle sagt:

    Naja, für sein Blog muss man auch mal leiden.

  2. Remington sagt:

    Der Gesichtsausdruck des Covergirls ist doch leicht zu hinzukriegen. Wirf einfach mal beim nächsten Roland-Kaiser-Konzert einen Blick ins Publikum, wenn Meastro auf der Bühne erscheint. Da sitzen mitnichten nur Omas und in puncto Romantik schwer gefrustete Eheweibsen im Publikum.

  3. vermis sagt:

    für 50 cent hätte man früher (in der verstorbenen währung) 100 brausetabletten bekommen. und da wüsste man dann ganz genau, wie die zukunft wird – lecker:)

  4. […] Die mittlerweile eingestellte Astroblick im Test bei Franziskript. Zitat: … Warum sie (gemeint ist Erika Berger – Anmerkung vom Astroblock)dann im vergangenen Monat ihr Gesicht für den RTL-Küchen-Reality-Scheiß â€˜Teufels Küche’ in die Kamera hielt, bei der sie mit 9 anderen D-/E- und F-Promis um die Wette kochen musste, passt nicht so recht zu ihrem Image, sondern eher in die Kategorie ‘Ich bin alt und brauch’ das Geld’. Deshalb war ich auch nicht wirklich verwundert, als mich ihr Gesicht im Editorial des aus der Schweiz kommenden ‘Astroblicks’ angrinste. … […]