Tagebuch einer Volontärin (7)
Samstag Sonnabendvormittag (ja, auch das dämliche Wort Sonnabendabend steht hier sogar in der Zeitung) in der Supermarktkassenschlange. Aus Versehen schiebt der junge Mann vor mir seinen Einkaufswagen einige Zentimeter nach vorne. Die Reaktion des Vordermanns ist übertrieben. „Müssen Sie mich auch noch anfahren?“, blökt er. Ich weiß nicht, ob es etwas zu sagen hat, dass der zugegebenermaßen etwas übermütige Mann von schwarzer Hautfarbe ist.
Einige Stunden später im Kaffeeladen. Eine Frau asiatischen Ursprungs kommt mit einer Kuchentüte herein. Ich kann nicht verstehen, was sie möchte, doch da sie auf den Kuchen vor ihr zeigt, wird schnell klar, dass sie „Spritzkuchen“ möchte. Sie hatte sich wohl in der Bestellung geirrt, denn in der Tüte vor ihr ist Apfelkuchen. Die Bedienung schaut sie mit großen Augen an. Die Mundwinkel sacken nach unten, ihre Oberlippe zuckt, man könnte ihren Blick als angewidert bezeichnen. Widerwillig tauscht sie den Kuchen aus. Zwei Spritzkuchen wandern in die Tüte. „Und einen Kaffee bitte zum Mitnehmen“, sagt die junge Frau nun verständlicher. „Macht dann einen Euro“, sagt sie und reicht den Pappbecher über die Theke. Als ich an der Reihe war, lächelte sie noch.