Tagebuch einer Volontärin (12)

Ja, schon lange nicht mehr gehabt, hatte diese Art von Überschrift ja eigentlich dazu genutzt, immer mal wieder Schnipsel über meinen Magdeburg-Aufenthalt zu schreiben. Zwar bin ich zwar bereits seit einigen Wochen wieder in Düsseldorf, allerdings sollte das kein Grund sein, nicht auch von hier ein bisschen was aus dem Berufsalltag kund zu tun.

Heute morgen war ich bei einem Aachener Familienunternehmen bei der Präsentation der Geschäftszahlen. Lang und breit wurde erklärt, dass man als einzigen ausländischen Produktionsstandort auch ein Werk in Polen habe. Allerdings sei die Nachfrage in Osteuropa mittlerweile so groß, dass die Produktionskapazitäten nicht mehr ausreichen und rund 35 Prozent der osteuropäischen Ware aus Deutschland zugeliefert werden müssen. In der späteren Diskussion ging es dann darum, warum man denn nicht mehr in den polnischen Standort investieren würde, damit die dort produzierte Ware auch ausreicht, um die Nachfrage zu befriedigen. Das Unternehmen erklärte, dass man die hohe Nachfrage dort auch dazu nutzen wolle, die Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten und vorerst kein Ausbau des polnischen Standorts geplant sei. ‚Das, was dort mehr nachgefragt wird, können wir auch von Deutschland aus bedienen‘, war die Antwort des Firmenchefs. ‚Das macht doch betriebswirtschaftlich überhaupt keinen Sinn‘, kommentierte einer der Anwesenden dieses Vorgehen. Höhere Produktionskosten, höhere Löhne und dann auch noch die Transportkosten. ‚Eigentlich ist das doch bekloppt‘, schoss es mir in den Kopf. ‚Man kann es bekloppt nennen oder mittelständisch‘, antwortete mein Sitznachbar. ‚Denen liegt eben etwas daran, dass in Deutschland produziert wird‘, fügte er hinzu. Und ich fühlte mich schlecht, dass ich bereits in den Kategorien eines McKinsey-Beraters gedacht hatte.

3 Antworten zu “Tagebuch einer Volontärin (12)”

  1. wenn sich das trotz der steigenden rohstoffpreise durchhalten lässt, umso besser. aachen wirds freuen, 3200 arbeitsplätze gesichert.

    bahlsen das das ja mal anders. uns ist von denen nur noch der fabrikverkauf geblieben. das zeugs an sich kommt ausm ostblock…äh na die gegend da… *g*

  2. Simon sagt:

    Wie, dir schießt etwas in den Kopf, und dann antwortet darauf dein Sitznachbar? (Dieser Kommentar darf gelöscht werden)

  3. franziska sagt:

    Manchmal artikulieren sich Geschosse ganz automatisch!