Das Ding mit den Anzeigen

Da wird eine Redakteurin gekündigt, weil sie nicht besonders nette Sachen über einen Discounter geschrieben hat. Darüber aufregen? Ja, muss man. Weil die journalistische Freiheit ernsthaft bedroht ist. Stellt sich die Frage, ob es diese journalistische Freiheit bei den meisten kleineren Tageszeitungen überhaupt noch gibt. Und nicht nur dort. Gerade wenn diese kaum noch Anzeigen der regionalen Wirtschaft erhalten und die Abhängigkeit von den Anzeigen der beiden großen Discounter (die ja wöchentlich eine ganze Seite schalten) so groß geworden ist.

Ich erinnere mich an einen Termin in einer Lokalredaktion vor gar nicht langer Zeit, zu dem ich nur gegangen bin, weil die Firma auch ab und zu Anzeigen schaltet. Ich habe es erlebt, dass eine Telekom-kritische Geschichte drei Monate geschoben wurde, weil das Unternehmen gerade Anzeigen geschaltet hat. Und ich habe erlebt, wie eine Geschichte über den Neuen Markt wieder offline genommen wurde, weil es irgendjemanden aus der Chef-Etage nicht gefallen hat, die Unternehmen auf einem Friedhof zu begraben (geile Optik war das…). Drei Beispiele aus drei Redaktionen. Die Liste könnte man wahrscheinlich unendlich fortführen.

9 Antworten zu “Das Ding mit den Anzeigen”

  1. Der Haken sagt:

    Deswegen sind unsere kleinen herzigen kolumnen ja auch werbefrei, gell. Naja oft. …das ist, wenn man die verbindung von uns netzkolumnenschreibern zu journalisten ueberhaupt herstellen will, der grund, warum es diese aufregung um dinge, wie den jamba artikel seinerzeit, ueberhaupt gibt. Wiel unsere kolumnen sich der gegenseitigen abhaengigkeit geld->veroeffentlichung/oeffentlichSein->geldmachen entziehen werden wir hin und wieder so beaeugt. Deswegen sind wir aber auch gut … vielleicht.

    aber gerade deshalb sind wir vielleicht auch gut. Wenn die ethischen massstaebe hochbleiben, was der ‚Freitag‘ artikel, den du uns lesen liessest ja bestreitet. Der Freitag ist auch werbefinanziert!

  2. franziska sagt:

    Mmmh, ich weiß nicht, ob du mich da nicht falsch verstehst. Ich wollte mit diesem Text auf keinen Fall einen Zusammenhang zur Blogospäre herstellen. Und wenn du es schon tust, dann sage ich dir, dass sich doch hier – zwar im kleinen Kreis – im Grunde das gleiche abspielt. Hier wird doch auch plötzlich darüber geschrieben oder gesprochen, wie toll Zippo-Feuerzeuge sind und so weiter. Die gerade hart erarbeitete „freie Meinung“ wird wieder aufs Spiel gesetzt. Kannste doch vergessen, alles.

  3. Ralf sagt:

    Und ich nenne das was die TAZ da veranstaltet einseitigen Journalismus mit Hetzkampagnenqualitäten und angehängten Verschwörungstheorien.
    Es wäre zu schön gewesen wenn man den Artikel der Journalistin irgendwo nachlesen könnte. Denn die zwei Zitate aus ihrem Artikel sind mehr als absurd.
    Bsp.: „20 Beschäftigte haben seit Anfang des Jahres die meist _befristeten_ Arbeitsplätze gewechselt“
    Wo bitte schön ist der Skandal wenn BEFRISTETE Arbeitsverträge nicht verlängert werden? Es wäre definitiv was anderes, wenn seit Jahresanfang 20 LANGJÄHRIGE Mitarbeiter ersatzlos gekündigt worden wären.

    „Handarbeit bei bis zu 24 Grad minus“
    Hä? Sollen die ihr Tiefkühllager jedesmal auf schnuckelige 25 Grad aufwärmen bevor jemand es betritt? Oder sollen dort nur noch Roboter arbeiten?? Was soll DER Satz bitte schön ankreiden? Tiefkühllager sind böse? Green-Card-Eskimos für Deutschland?
    Müssen die Mitarbeiter bei -24 Grad im Lidl-Tshirt arbeiten? Schneeballschlachten während der Pause verboten?

    Tut mir leid. Aber es sieht für mich zum Teil auch so aus, dass da eine Journalistin über etwas geschrieben hat von dem sie absolut Null Ahnung hat (auch bekannt als Patalongscher Journalismus). Und wenn Lidl dann Druck macht weil die Arbeitsbediungungen völlig falsch dargestellt werden, dann hab ich mehr Verständnis für Lidl als für die Journalistin.
    Ich würde zu solchen Geschichten lieber kein Urteil abgeben bevor ich nicht den Originalartikel in der Hand gehabt habe. Einfach zu behaupten da wäre die Pressefreiheit in Gefahr ist absolut absurd.
    Pressefreiheit heisst schließlich nicht das die Presse die Freiheit hat jeden Mist so zu schreiben wie sie meinen das es ihnen grade in den Kram passt. Auch wenn die Bild-Zeitung das ganz gerne mal macht.

  4. franziska sagt:

    Ach, Ralf.
    (Tut mir leid, aber mit Kommentatoren, die mir mit Formulierungen wie dem „Pantalongschen Journalismus“ kommen, setze ich mich nicht ernsthaft auseinander.)

  5. die arbeitsbedingungen bei lidl sind bekannt, die methodik schlechte presse zu unterdrücken ebenfalls.

    nur die geschichte mit der fristlosen kündigung… das geht nicht so ohne weiteres.

  6. Ralf sagt:

    Ach Franziska,
    Bild-Niveau ist anscheinend einfacher

  7. kecks sagt:

    Verständnis für LIDL? Armer Konzern. Mir kommen gleich die Tränen.

  8. Ralf sagt:

    Schön wenn man sich an einzelnen Formulierungen aufhängen und somit eine ganze Meinung inkl. Tatsachen ignorieren kann = Bild(zeitungs)-Niveau