Zeitschriften im Test: Rosenkrieg

Wo sucht man ein Magazin, in dem es um „Trennung, Scheidung und Neuanfang“ geht? Natürlich im Regal für Haus, Familie und Tiere. Logisch oder? Schließlich geht es ja genau darum: Um die Aufteilung des Hauses, die zerrüttete Familie und die Frage, wer von nun an den Hund nimmt. Nur leider war ich da nicht selbst drauf gekommen und musste die überaus hilfsbereite (‚Fragen Sie mal an der anderen Theke‘) Kassiererin danach fragen.

Beinahe jede zweite Ehe wird in Deutschland mittlerweile aufgelöst und damit wir alle nicht im finanziellen Desaster enden, gibt es jetzt RosenKrieg – das Magazin für Scheidungswillige und solche, die es werden wollen. Das Heft erscheint im Lutz von Gratkowski Verlag, der auch das Magazin „Zwillinge“ herausgibt (Kennt das jemand?).

Doch ich will nicht lange herumplänkeln und mich schleunigst dem Inhalt des Heftes widmen. Hat mich schließlich um 3,90 Euro ärmer gemacht (Ja, leider schicken mir die Verlage immer noch keine kostenlosen Exemplare zu und meine Anfrage bei „Spießer“ führte auch zu keiner Zusendung eines Exemplars). Der erste Schock ereilte mich beim ersten Durchblättern: Stümperhafte Bildbearbeitung, langweilige Bildauswahl, unprofessionelle Grafiken – was haben sich der Verlag und die beiden Chefredakteure (die eine glücklich verheiratet, der andere seit einem Jahr geschieden) nur dabei gedacht? Sollte man auch bei einem solchen Thema nicht ein wenig auf die Optik achten? Aber o.k., vielleicht ist das für die Zielgruppe nicht so wichtig, vielleicht reichen ‚Fakten, Fakten, Fakten‘ und ‚Nur nicht an den Ex denken‘ wirklich aus. Beim zweiten Durchblättern dann der zweite Schock: Übersieht man mal die drei Seiten Buchtipps, ist von den 68 Seiten gerade einmal eine Viertelseite des Heftes mit Werbung gefüllt. Die Frage nach dem Geschäftsmodell drängt sich auf und ein Blick auf die Internetseite verrät, dass man wohl mit Kleinanzeigen (Suche Scheidungsopfer, die eine richtig dreckige Story zum Erzählen haben.), Kanzleianzeigen und dem Buchshop Geld verdienen will.

Tja. Und sonst? Die Titelgeschichte (Warum gibt’s eigentlich so viele Scheidungen – die wahren Gründe) liest sich ein wenig wie ein Text aus einer Selbsthilfegruppe. Zunächst werden viele mögliche Gründe aufgezählt (Sind es die Emanzen? Ist der Werteverfall Schuld?), bis es am Ende knüppeldick kommt. Der Autor hebt den pädagogischen Zeigefinger und mahnt, an uns zu arbeiten. Wenn das mal kein Nutzwert ist.

Nein, ich bin nicht wirklich begeistert von der Neuerscheinung. Zum einen liegt das daran, dass die Texte in den Rubriken Recht, Kirchenrecht, Kinder, Rosenkrieg Live (die Schicksale dürfen natürlich nicht fehlen), Leben danach (Internetdating, Horoskop), Tipps & Tricks und Lesestoff alle nicht besonders spannend sind. Müssen sie ja auch nicht, könnte man jetzt sagen. Schließlich will man doch einfach nur wissen, wie das jetzt läuft, mit der Scheidung. Doch hätte man sich vielleicht auch ein bisschen Mühe geben können. Und wie man mit dem Thema alle zwei Monate immer wieder ein ganzes Heft füllen will (wieder mal die Düsseldorfer Tabelle abdrucken?), ist mir ebenfalls noch unklar. Aber vielleicht können wir alle dann einfach noch mehr Schicksale und noch mehr Tipps & Tricks à la „Semmelbrösel in die Socken, hält den ärgsten Schweißfuß trocken“ lesen. Darüber würde mich wahnsinnig freuen.

2 Antworten zu “Zeitschriften im Test: Rosenkrieg”

  1. im deutschen recht werden alle 2 wochen irgendwelche verordnungen geändert. das kann man schön mit irgendwelchen horrorszenarien verbinden und den leuten präsentieren.

  2. sabbeljan sagt:

    wenn ich mal in ich-ag machen muss, dann eroeffne ich eine agentur fuer trennungs- und scheidungspartys.