Karen Duve: Regenroman

Der Schriftsteller Leon und Martina haben gerade geheiratet. Jetzt wollen sie aufs Land ziehen, raus aus Hamburg, damit Leon Ruhe zum Schreiben hat. Die braucht er auch, schließlich arbeitet er gerade an der Biographie von Pfitzner, einem Boxer aus dem Milieu. So kommt es, dass die beiden in ein Haus im Osten Deutschlands ziehen, umgeben von einer Moorlandschaft, der nächste Ort nur mit dem Auto zu erreichen.
Leider regnet es die meiste Zeit und so richtig scheint den beiden das Landleben nicht zu gefallen. Leon entwickelt eine Schnecken-Phobie und muss sich gefallen lassen, dass Pfitzner die ersten Entwürfe seines Buches nicht wirklich gefallen. Martina, die eigentlich Roswitha heißt, freundet sich in der Einsamkeit schnell mit dem vom Vorbesitzer zurückgelassenen Hund an und beschäftigt sich vornehmlich mit Zeitschriften und sich selbst. Zudem leiden beide darunter, dass so gut wie nichts in dem Haus zu funktionieren scheint. Hinzukommt, dass beide handwerklich nicht sonderlich begabt sind.
Auch wenn ich gestern Nacht überzogen habe, weil ich unbedingt wissen wollte, wie die Geschichte denn nun ausgeht. Ich wollte eine Erklärung dafür, dass ich mit keiner der Figuren richtig warm wurde. Ich wollte mehr darüber erfahren, warum Martina essgestört, Leon so ein Oberarschloch, die beiden Schwestern so seltsam sind. Ich wollte endlich erfahren, warum Martina diesen Typen geheiratet hat und warum die Autorin mich mit diesen seltsamen Details belästigt, die – vielleicht habe ich ja das gesamte Buch nicht verstanden, wer weiß – mit der Geschichte nicht so richtig etwas zu tun hatten.
Leider, ja, und das ist wirklich schade, erfahre ich das alles nicht. Das ist schade. Und ob ich noch einmal etwas von Karen Duve lesen wollte? Nur, wenn ich mal wieder wert darauf lege, sehr plastisch beschrieben zu lesen, wie jemand im Moor erstickt, vergewaltigt wird oder über der Kloschüssel hängt. Das kann sie wirklich gut.

4 Antworten zu “Karen Duve: Regenroman”

  1. Remington sagt:

    Richtig gut sind Schreiber nur, wenn sie über eigene Erfahrungen schreiben…

  2. fragmente sagt:

    Diese schreckliche, sich über Seiten hinziehende Vergewaltigungsszene. Ich mag sowas nicht lesen.

  3. Remington sagt:

    Wäre die Szene wirklich echt, hätte sie nicht mehr als neun Sätze gebraucht. Konzentriert allein auf den Schmerz und die Wehrlosigkeit. Das zählt.

  4. Bert sagt:

    Für mich war es die Freude am Fiesen, Traurigen. Bodenlosen. Und die Lust daran, einen absoluten Verlierer zu beschreiben.