Zeitschriften im Test: BYM

Wenn man seinen Blick durch das Regal von Frauenzeitschriften schweifen lässt, dann fällt eins auf: Die Titel tragen entweder lustige Frauennamen wie Tina, Petra, Emma oder Lisa oder kommen ganz kunstvoll mit Namen wie myself, Allegra oder Vogue daher. Dass sich Titel von Frauenzeitschriften aus seltsamen Abkürzungen ergeben haben, ist bisher – meines Wissens – ziemlich neu. BYM (steht für Brigitte Young Miss) heißt also das gute Blatt, um das sich in diesem Test alles drehen soll. 2 Euro kostet es und stammt wie auch der Vorgänger „Young Miss“ oder das Mutterblatt „Brigitte“ aus dem Hause Gruner & Jahr.
Wie gerade schon angedeutet, ist BYM kein unbekanntes Blatt. Gibt’s schon lange und auch ich habe vor einigen Jahren ganz gerne mal darin gelesen. Irgendwann waren mir die Themen zu brav und das Blatt insgesamt zu langweilig. Das ging anscheinend auch anderen Lesern so. Die Auflage der Zeitschrift nahm nämlich stetig ab. 2001 lag sie noch einigermaßen konstant über 200.000, im dritten Quartal 2005 schafften Cheffe Lebert und sein Team nur noch 166.000. Deshalb wohl auch ein neues Outfit.
Und ja, BYM sieht anders aus als sein Vorgänger. Nicht nur, dass das Blatt in seiner ersten Ausgabe in ein grelles Gelb getaucht ist, auch die Schriften sind anders. Anscheinend ist das jetzt der neueste Schrei, eine Schrift, die dahingekrakelter kaum sein könnte, zu verwenden. Diese hat entscheidenden Einfluss auf das Layout, auf jeder Seite wird die verwandt, was das Blatt äußerst unruhig erscheinen lässt.
Aber kommen wir zum Inhalt. BYM hat sechs Rubriken, die – wer schon die eine oder andere Frauenzeitschrift in der Hand hatte – nicht wirklich überraschen: love – alles was wir lieben, look – alles, was gut aussieht, dossier – alles über Jungs, job – wissen, wie es geht, trip – wegfahren und ankommen, don’t miss – das gibt’s im Februar. Der Hammer, was? Leider sorgt BYM für genauso wenige Überraschungen, wie die anderen Frauenzeitschriften. Wir Frauen lieben laut BYM so Gehäkeltes, Übergangsjacken (????) und nen Backstage-Comic von einer Modenschau (gäähn), die Fotos in der Rubrik look sind ganz nett, aber ich frage mich wirklich, welche Frau bei der Betrachtung dieser Bilder jemals denkt „Och Mensch, das sieht ja toll aus, das kauf ich mir jetzt“. Ich hab das noch nie erlebt. Nie. Auch BYM verrät uns übrigens, dass die 50er Jahre, die ja derzeit durch die Medien getrieben werden, total hip sind und zeigt uns auch, wie wir uns im 50-Jahre-Style schminken können. Super.
Weiterblättern. Ich lande nun im Dossier, das mich stark an die „Brigitte“ erinnert, die Zeitschrift, die ich alle paar Monate bei meiner Mutter lese. Hier geht’s um Jungs. Vier Kerle im Alter zwischen 21 und 30 erzählen uns, was sie anmacht, wann sie das erste Mal Sex hatten und ob sie schon einmal einen Dreier hatten. Und ich dachte, das erfährt das Mädchen von heute bereits in der Bravo. Leider bekommen wir die vier nicht mal zu Gesicht.
Nächste Rubrik: Job. Klar, dass es naheliegt, ein Interview mit Anne Will zu führen. Und klar, dass hier immer noch die seltsame und unlustige Alexa Hennig von Lange interviewen darf. Denn leider sind die von ihr geführten Interviews, die ich im vergangenen Jahr (natürlich nur aus Recherchegründen) immer mal wieder gelesen habe, so langweilig, dass ich oft nicht mal bis zum Ende durchgehalten habe. Was allerdings wirklich lustig ist: Die gute Frau heißt in BYM nun Alexa HENNING von Lange. Warum auch nicht. Sie führt ja schon seit Jahren dort Interviews, da kann man sich auch mal umbenennen.
Die nächste Rubrik „Trip“ überrascht vor allem durch eins: Unter die Reiseberichte und Reportagen hat sich eine Seite versteckt, die sich „Gut zu wissen“ nennt und eigentlich nichts mit dem Thema Reisen verbindet. Dort wird nämlich erklärt, wie man eine Lampe anschließt. Ich danke innerlich und blättere weiter. Anscheinend versteht sich „trip“ nicht einfach so als Reiserubrik, denn schon folgt eine Geschichte über eine Frau, die über ihre Erfahrungen bei der Bundeswehr berichtet und kurz darauf die Erfahrungen eines anderen weiblichen Wesens, das in Istanbul lebt, einem Ort, wo laut BYM andere Urlaub machen. Zum Abschluss dann noch ein paar Buch-, Musik-, Kino- und DVD-Tipps, ein Horoskop und fertig ist die neue Young Miss.
Kurzweilig, solide geschrieben, ein bisschen schicker vielleicht, aber ob das ausreicht, um wieder an Auflage zu gewinnen? Ich werde mir die Zeitschrift zumindest nicht öfter als sonst kaufen. Gehöre ja auch nicht zur Zielgruppe, schließlich sollen sich durch BYM vor allem 19 bis 26 Jahre alte junge Frauen (hahaha) „inspirieren lassen“.

4 Antworten zu “Zeitschriften im Test: BYM”

  1. gela sagt:

    ist ja witzig, genau heute hab ich die werbung gesehen und mich erinnert…ich mochte die zeitschrift früher doch ganz gern bis ich so genau ins zielgruppenalter kam. danach fand ich sie zu… ja zu was?….zu teeny. paßt, schönes wort! werde auch sicher jetzt nicht wieder einsteigen. mal abgesehen vom alter, spricht mich auch die aufmachung nicht besonders an.

  2. Matt sagt:

    Franzi, du hast dich gar nicht mit dem neuen Namen der Zeitschrift beschäftigt. Der scheint mir aber ein gewichtiger Hinderungsgrund für eine ausgeprägte Leserin/Blatt-Bindung zu sein … ;-) Das zeigen auch die Kommentare zu meinem diesbezüglichen Blog-Eintrag.

  3. sehr schön ist übrigens auch der werbespot-slogan: „bym your life!“ – das schlägt beinahe noch „pimp up your life“ von „yam“…

  4. enk sagt:

    >ich mochte die zeitschrift früher doch ganz gern
    >bis ich so genau ins zielgruppenalter kam. danach
    >fand ich sie zu… ja zu was?….zu teeny.
    Das ist ein bekannter Effekt: Die tatsächliche Leserschaft der meisten Blätter liegt deutlich unterhalb der „offizielle“ Zielgruppe. Ist ja auch naheliegend: zumindest Anfang Zwanzig will man älter und „erwachsener“ erscheinen als man ist und orientiert sich an der Altersgruppe über einem selbst.
    Da das sowohl der Verlag als auch die Werbekunden wissen, werden die Blätter natürlich auch gezielt auf das inoffizielle Zielpublikum ausgerichtet.