FILM: Caché
Gar nicht so einfach, etwas über diesen Film zu schreiben. Weil ich mir immer noch kein abschließendes Urteil über „Caché“ machen konnte, den neuen Film von Michael Haneke. Genau wie auch schon bei „Wolfzeit“ hinterlässt dieser Film ein merkwürdiges Gefühl, weil er nichts auflöst und die Frage nach dem „Täter“ einfach offen lässt. Weil sie nicht beantwortet werden muss. Wobei das schon wieder meine Interpretation ist.
Der Film beginnt, indem wir ein Haus beobachten. Kurz darauf wird klar, dass wir uns gemeinsam mit dem Literaturkritiker und Fernsehmoderator Georges Laurent und seiner Frau Anne ein anonym zugespieltes Video angeschaut haben. Die Kassette war in ein Blatt Papier gewickelt, das wie eine Kinderzeichnung anmutet, doch eine Gewalttat darstellt. Die beiden wissen nicht so recht damit umzugehen. Doch scheinen die Bilder bei Georges Erinnerungen hervorrufen. Erinnerungen an Ereignisse in seiner Kindheit, die er bisher nicht hat verarbeiten können. Als in den folgenden Tagen weitere Kassetten kommen, sogar in den Fernsehsender, verdichtet sich Georges Verdacht, dass sie irgendetwas mit seiner Vergangenheit zu tun haben muss. Damals war sein Verhalten Schuld daran, dass ein algerischer Waisenjunge nicht mit ihm zusammen auf dem elterlichen Hof aufwachsen konnte. Georges hatte den Jungen angestiftet, den Hahn zu köpfen. Woraufhin er, Majid ins Kinderheim kam.
Doch ist Majid auch die Person, die die Videokassetten an die Familie schickt? Kann sein, muss aber nicht, ist Hanekes Antwort. Einige Details sprechen dafür. Haneke gelingt es, den Zuschauer auf Distanz zu halten. Keine Chance, mit einer der Personen zu sympathisieren. Wir bleiben Beobachter, Voyeure, übernehmen ein bisschen die Rolle der Person, die der Familie die Videotapes zuschickt. Und schauen dabei zu, wie das Sicherheitsgefühl der beiden verschwindet, wie die Angst in den beiden aufsteigt und wie dieser Prozess den Status der Ehe offenbart.
Am Ende bleiben wir als Beobachter zurück. Es könnte sein, dass der Spuk nach dem Selbstmord von Majid ein Ende hat. Es könnte aber auch sein, dass die letzte Szene, in der wir beobachten, wie Majids Sohn sich mit dem Sohn der Laurents vor der Schule unterhält, nur eine weitere Videoaufzeichnung ist. Und der Terror kein Ende nimmt.
Und jetzt, nachdem ich all das aufgeschrieben habe, wird mir klar, dass mir „Caché“ doch richtig gut gefallen hat. Weil es Haneke gelingt, dass ich mich noch Tage später mit dem Film beschäftige, nachdenke. Darüber, wie gut es ihm gelungen ist, zu zeigen, wie es sich anfühlt, wenn einen Schuldgefühle plagen, ja, zerfressen. Ein guter Film, auf Hanekes Art.
Nochsoeinervonmeinerliste. Daswirdmirlangsamunheimlich.
Franzi, ich stimme dir zu: Ein guter Film, ein beunruhigender.
Die Schlusszene kann vielerlei bedeuten: z. B. dass bald ein neues Video eintreffen wird, es also niemals zu Ende sein wird. Oder dass die Söhne in ihrer freundlichen Annäherung den Keim der Aussöhnung zwischen Algeriern und Franzosen legen. Oder das Gegenteil: dass Majids Sohn sich gerade das Vertrauen des Laurent-Sohns erschleicht und sich rächen wird für den Tod seines Vaters.
Das unheimlichste Frage ist die nach demjenigen, der die Videos gefilmt hat. Ich finde diese Frage aber fruchtlos, weil mir das Ganze vorkommt wie eine Metapher für die Unvergänglichkeit von Schuld. Sie vergeht und verblasst niemals, man muss sich ihr stellen. Dahinter scheint sich ein gleichsam metaphysischer Gedanke zu verbergen, eine Art Gottedsidee, was Haneke allerdings bestreitet.
Jedenfalls ein Film, der uns wirklich nicht in Ruhe lässt.
also doch ein offendes ende.und ich dachte,ich sei zu blöd das ende zu kapieren,dem ist nicht so,wie ich beruhigt feststellen kann!;)ist wirklich ein gelungender film der gedanklich nachzieht!super.