Über das Paaren
Vorhin habe ich die Titelgeschichte im SPIEGEL (12/06, S.79) gelesen, da stand folgender Satz: „Man traut sich inmitten der Singlemanie kaum noch guten Gewissens zu zweit aus dem Haus, und wenn, dann fest untergehakt.“ Das ist sicherlich übertrieben, denn es gibt auch genausoviele Singles, die keine Lust haben, auszugehen, weil es dort draußen nur so von Pärchen wimmelt. Aber in einer Gesellschaft, die sich gerade ausladend darüber aufregt, dass zu wenig Kinder geboren werden und sowieso alle nur noch egoistisch durch die Weltgeschichte wandeln, würde ich mir des Öfteren ein wenig mehr Toleranz gegenüber sich in Beziehungen befindenden Personen wünschen.
„Als Single hättest du bestimmt leichter Umzugshelfer bekommen“, sagt meine Mutter. „Das verstehst du halt nicht“, rechtfertigt eine Freundin ihre Parallel-Affären zu Kerlen, die sie in den letzten Monaten ziemlich beschissen behandelt haben und die ich davon zu überzeugen versuche, ihren Stolz nicht aus den Augen zu verlieren. „Und wann heiratet ihr jetzt und bekommt Kinder?“, löchern mich die anderen von allen Seiten, nur weil ich jetzt mit dem Mann meines Herzens in eine Wohnung gezogen bin. Antwortet man, dass das bisher noch nicht geplant sei, gibt es „Das-sagen-sie-alle-und-wahrscheinlich-bist-du-eh-schon-schwanger“-Blicke oder „Steh-doch-dazu-dass-du-jetzt-zum-Spießer-wirst“-Kommentare. „Mit der klassischen Aufteilung Wohn-, Arbeits- und Schlafzimmer?“, fragen diese dann noch. Antworten will ich darauf schon lange nicht mehr.
Ja, ihr habt recht, es gibt da jemanden in meinen Leben, ich habe eine Beziehung, bin liiert, gebunden, momentan wohl irgendwie weg vom Markt. Und ja verdammt, ich fühle mich wohl, habe jemanden, mit dem ich mir vorstellen kann, in einer Wohnung zu leben. Alles weitere muss man sehen. Ich bin auch jetzt kein halber Mensch, der bestimmte Dinge nicht mehr versteht. Ich will nicht nur auf Pärchenabende gehen und mich auch nicht von meinen Single-Freunden abwenden. Weil ich sie nämlich mag, wie sie sind.
toll, daß du gerade das thema heute ansprichst. habe nämlich vorhin gerade mit einer freundin darüber diskutiert, daß ich keine lust mehr habe mich für meinen freund rechtfertigen zu müssen, nur weil ich einen habe. man hat ja eh schon genug damit zu tun nicht zu diesem typischen pärchenverhalten zu mutieren, wenn man dann aber noch manchmal von sogar engeren singlefreunden stichelein hört, daß man sowieso bald zu einem spießerpaar wird, vergeht einem ein wenig die lust diese leute noch gern zu treffen. was ich wirklich schade finde, denn mit ein bißchen mitdenken und feingefühl ihrerseits würde das glaube ich nicht passieren! ich erzähle ihnen ja schließlich auch nicht ständig, daß die uhr tickt!
Ziehen wir einen Strich und stellen fest:
Die womöglich ursprünglich einmal notwendige Hinwendung zur Individualität hat – auch wegen der freundlichen Begleitung durch die in paarbeziehung lebenden – dazu geführt, dass die sozialen Verhältnis auf den Kopf gekippt sind. Singels sind doch in ihrer Mehrjeit nicht unwillig zu Paarbeziehungen sondern unfähig.
Plötzlich soll eine Mutprobe sein, das hin und wieder mal festzustellen?! So ein Quatsch…
Uuhh… Sinnkrise?
Ach, schämen … Eigentlich ist das doch egal, Menschen in Beziehung können glücklich oder unglücklich sein, genauso wie Singles. Schämen muss sich da keiner. Was ich allerdings nicht so ganz verstehe: Wenn diese Gesellschaft so wahnsinnig über die grassierende Kinderlosigkeit aufregt, weswegen sollte man dann Toleranz gegenüber in Beziehungen befindlichen Personen einfordern? Hätten nicht die Singles viel mehr Toleranz verdient, weil sie nichts am Kindermangel ändern, und deswegen von rechts wie von links als verantwortungslose Egomanen angeraunzt werden? Ich mein ja nur …
übrigens funktioniert dieses kommentarabo ding leider nicht.