Über Fussballfernsehen

Klar, dass in Köln bei der Begegnung Schweiz gegen Ukraine das Publikum lauthals „Lukas Podolski“ begröhlt. Oder auch „Ohne Holland fahrn wir nach Berlin“. Die Schweizer und Ukrainer müssen denken, dass die Deutschen wohl bekloppt sind. Fußballbekloppt.

Mmh, eigentlich wäre dieser Eintrag dann auch mal eine gute Gelegenheit, mich ein wenig über die Fußballexperten auszulassen. Sozusagen Fußballexperten aus weiblicher Sicht.

Jürgen Klopp. Den find ich ja spitze. Ein bisschen spitzbübisch, sehr ehrlich und sehr sympathisch. Kannte ich vor der WM noch nicht. Jetzt erwische ich mich dabei, am liebsten die Übertragungen gucken zu wollen, die im ZDF übertragen werden.

Oder Günter Netzer und der Delling. Geht gar nicht. Wie angestrengt fundiert die schon die erste Frage nach einem aufregenden Spiel formulieren. Kein: Mannmannmann, das war ein Spiel, sondern gleich ins Eingemachte. Ich mag das nicht. Ich brauch erstmal seichtes Dahingeplänkel, um das Spiel zu verdauen. Danach können die auch anfangen, fachzusimpeln. Aber zwei, drei Minuten brauch ich zum Abkühlen.

Was ich nicht gedacht hätte: Der Effenberg hat gestern überraschend gute Dinge zum England-Spiel gesagt. Ich selber habe gelitten (nicht nur, als ich Beckham kotzen sah), das Spiel war so schlecht, dass ich hoffte, dass sie verlieren. Ein Weiterkommen kann man den Jungs fast nicht antun, so mitleidserregend haben die gespielt.

Aber nicht jeder ehemalige Fußballstar ist auch ein guter Kommentator. Vorhin: Jürgen Kohler. Furchtbar: Keine TV-Präsenz, also überhaupt nicht. Man muss ja nicht auf Effenberg oder Becker machen, aber ein wenig weniger verhuscht tut gut. Und als er dann auch noch den Mund öffnete und lustige Fußballweisheiten kloppte, nee, muss nicht sein. Und dieses ständige Vergleichen mit 1986, 1990, der lebt halt doch in einer anderen Welt.

Boris Becker. Ihr merkt schon, ich schaue sehr viel Premiere in den vergangenen Tagen. Boris Becker wird ja gerne mal auf Fußballer losgelassen und darf die interviewen. Sinnfreier geht’s kaum. Am schlimmsten gestern beim England-Spiel: Darf der erst Gary Lineker (!!!) befragen und wenig später wird er dann auch noch selbst interviewt. Als so genannter England-Experte. Warum das denn? Nur weil er Wimbledon gewonnen hat???

Rudi Völler. Erst ist es mir gar nicht aufgefallen, aber hat jemand gesehen, wie peinlich sich Rudi Völler die Haare über die Geheimratsecken gelt? Nicht nur grau, sondern auch noch Haarausfall, wird er sich wohl gedacht haben. Schon doof, wenn man zu faul ist, einfach mal die Frisur zu wechseln.

Otto Rehhagel. Noch so einer von der Trainerschar. Der ist niedlich. Besonders, weil er, wenn er von der deutschen Nationalmannschaft immer in der Wir-Form spricht. Das ist süß. Auch weil er sich die Haare färbt.

(Bitte, bitte, lieber Otto, keine Abmahnung!)

13 Antworten zu “Über Fussballfernsehen”

  1. setza sagt:

    -> Franzi
    Chapeau!
    Und trotzdem: Das alles ist doch viel, viel zu unwichtig…

  2. lucy sagt:

    ja, klopp ist toll. und der urs meier hat mir grad so leid getan, rührende szenen.

    was sagst du zu pierre littbarski und karl-heinz riedle? littbarski hat beim spiel japan-ichglaubkroatien alle paar sekunden divenhaft angeödet geseufzt, weils so langweilig war. das war sehr witzig. (und ansonsten hat er nur blödsinn erzählt.)

    florian könig find ich ganz, ganz schlimm. genau genommen, die komplette rtl-berichterstattung.

    (setza? setz dich. da hinten steht ein kaktus.)

  3. BelleNoir sagt:

    Und wer hat da heute das Italien-Spiel bei der ARD kommentiert? Kannte ich nicht und war auch noch gut.

    Und: die Geheimratsecken hatte ich grade verdrängt. Igitt.

  4. @ BelleNoir: das war Gerd Gottlob- in der Tat eine positive Ausnahmeerscheinung.

    Ansonsten: es ist wirklich wahr, dass nur wenige der „Experten“ und Kommentatoren eine Bereicherung sind. In der Regel schwafeln sie platt daher, geben unerträgliche Pseudoweisheiten von sich und sind gößtenteils auch bei Spielen ohne deutsche Beteiligung weit entfernt von Neutralität. Beste Beispiele dafür Béla Réthy, Reinhold Beckmann und -ganz klar- Florian König.

    Der Beste bleibt für mich Steffen Simon.

  5. franziska sagt:

    @Setza: Unwichtig, unwichtig. Pah. Es ist WM!
    @Lucy: Karl-Heinz Riedle finde ich ja zumindest sehr ansehnlich, was er so gesagt hat, daran kann ich mich nicht erinnern. An Pierre Littbarski übrigens auch nicht. Und ja, RTL ist sehr schlecht gewesen, deshalb wurde hier ja auch Premiere geschaut.

  6. wasweissich sagt:

    Jürgen Klopp finde ich auch super!

  7. kristina sagt:

    WO KOMMENTIERT KALLE RIEDLE???

  8. franziska sagt:

    Ich glaube, das war auf Premiere. Weiß aber nicht mehr so genau.

  9. Horst sagt:

    Niemand ist schlimmer (mittlerweile) als Delling/netzer. Ich mußte wirklich lachen als irgendwein debiler SpOnline-Kolumnist die Beiden für ihre „demokratische Zivilität“ rühmte und sie quasi zu den Hohepriestern der neuen Deutschlandduseligkeit ernannte.

  10. Simon sagt:

    Habe letztens mal ein Fußballspiel gesehen mit Pierre Litbarski als Co-Kommentator. Das war unterirdisch.

  11. Hagersfield sagt:

    bei all dem oft langweiligen oder einfach überflüssigen Kommentatorengeschwätz ist es wie eine Erholung, wenn der Kaiser Franz sich wieder mal im TV vor dem Volke zeigt, und nach einem Satz wie „So lange sie (die Deutschen) vorne ein Tor mehr schießen als sie hinten rein kriegen, ist doch alles Ordnung“ die verdiente Huldigung des Fußballvolkes entgegenimmt.

  12. Marlies sagt:

    Mal so nebenbei: Weiß jemand, wieso Premiere die Spiele mit Verzögerung sendet?!?

  13. Horst sagt:

    das liegt an der digitalen übertragung der bilder.