BUCH: Daniel Kehlmann – Ich und Kaminski
Nachdem ich sein aktuelles Buch bereits im Februar gelesen und für gut befunden hatte, war ich neugierig: Sollte mir dieses Buch aus 2003 ebenfalls gefallen? Die Antwort ist: Ja. Was zum einen am Thema liegt.
Ein erfolgloser Kulturjournalist will endlich den großen Durchbruch landen: Mit einer Biographie über Kaminski, Manuel Kaminski, einem alten, mittlerweile blinden Künstler, der wohl nicht mehr lange leben wird und auch ein wenig in Vergessenheit geraten ist. Wenn diese Biographie rechtzeitig zum Tode des Künstlers erscheinen wird, könnte nicht nur Kaminski wieder ins Gedächtnis der Öffentlichkeit zurückkehren, ebenso wie Zöllner, der auf Anschlussaufträge und ein bisschen Ruhm hofft. Vorbereitet durch Gespräche mit alten Freunden und Feinden macht sich Zöllner also auf den Weg zu Kaminski. Er braucht sehr lange, um zu verstehen, dass investierte Zeit und Geld verschwendet waren.
Zum anderen liegt es am Stil, mit dem Kehlmann die Personen beschreibt, an den Dialogen, einfach an der Sprache des Buches. Schön wie er einer Zunft den Spiegel vorhält und wie er die Spannung bis zu den letzten Seiten aufrecht erhält. Man ahnt, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, aber es ist nicht zu offensichtlich, so dass man die Lust am Lesen verliert. Schönes Buch. Und es überrascht, dass dieser Kehlmann erst 31 ist.
„Ich und Kaminski“ ist sein bestes, finde ich. Auch sehr drollig: was für Hoffnungen er an seinen Plan der Biographie bindet, u.A. die Rückkehr zu seiner Freundin, die ihn doch längst abgeschrieben hat. Dabei musste ich am meisten lachen.