Neulich in der Bahn

Die Horde Dreißiger. Sie tragen schwarze Poloshirts, auf denen in pinkfarbener geschwungener Schrift „Golden Girlies“ steht. Die meisten trinken Sekt, andere nuckeln an einer Plastikflasch „Adelskronen“, eine geht herum und schenkt in kleine Plastikbecher Selbstgemischtes mit Multivitaminsaft. Ich denke an die Zeiten, in denen wir den Korn mit Sprite verdünnten oder Wodka in Frühstückssaft kippten. Die Mehrzahl ist sonnenbankgebräunt, die künstliche Sonne hat bereits Spuren in ihren Gesichtern hinterlassen. Je länger die Fahrt, desto röter ihre Wangen, desto höher der Geräuschpegel. Ihr Kichern, Kreischen, ihre Worte, sie dröhnen nicht nur in meinen Ohren. Ganz verloren sitzt ein kleines Mädchen mit rosa Haarspangen im langen Haar. Angestrengt starrt sie in den Bildschirm vor ihr. Die Kopfhörer fest auf den Ohren, immer tiefer sinkt sie in den Sitz.

Als eine von ihnen die blechernde Musik („Boom, boom, boom, boom, I want you in my room“) lauter dreht, um sie drei Sitze weiter noch hören zu können, steht der erste Fahrgast auf.

7 Antworten zu “Neulich in der Bahn”

  1. Egg sagt:

    Kegelclub. Unbedingt großräumig zu meiden.

    Da gehäuft in Bahnen auftretend ein weiterer Grund die Bahn wie die Pest mit anschließender Cholera zu meiden. Da die Bahn offensichtlich solche Kundschaft will, sagt sie mir damit auch, daß sie mich als Kunden nicht will.

  2. yeda sagt:

    @Egg: So ein Blödsinn. Soll die Bahn am Ticketschalter vorher nachfragen, ob die Karten für einen Kegelclub gedacht sind und bei Bejahung die Karten zerreißen und die Damen rauswerfen lassen? Wenn zwanzig sonnengebankte Frauen einen Flug bei der Lufthansa buchen, wird diese die Damen auch mitfliegen lassen, anstatt sich Sorgen zu machen, daß man den Herrn Egg als Kunden verliert… Jeder Kunde ist ein Kunde… (und soweit ich weiß, hat die Bahn auch schon solche Psst-Wagen, mit so nem Psst-Logo, wo man Ruhe einfordern kann, vielleicht das nächste Mal versuchen, dort einen Platz zu reservieren, Franziska, so Vereinsausflüge zerren ja schon sehr an den Nerven)

  3. Egg sagt:

    Herr Yeda,

    die Bahn bietet Sonderkonditionen für solche Gruppen an. Zieht solche Kunden also mir vor. Ok, kann sie machen. Die Bahn schmeißt Radauchmacher auch nicht aus ihren Zügen. Ok, kann sie auch machen. Ob die Bahn in ihren dauerverspäteten rollenden Blechkisten nicht für Ordnung sorgen will oder kann ist mir dabei ziemlich egal. Ich tue es mir nicht mehr an. Zehn Jahre Pendeln mit der Bahn reichen fürs Leben.

  4. BeastyBasti sagt:

    Ist doch egal, Hauptsache irgendwan erfindet irgendjemand irgendewas gegen Einschlafen im Zug…. Fu*******ck

  5. Zweierpack sagt:

    Junggesellinabschied? Oder eine wildgewordenen Girlie-Band. Sowas kann auch mal echt unterhaltsam sein.

  6. martini sagt:

    die ’30‘ hat mit solchen Vorfällen kaum was zu tun.

  7. Johannes sagt:

    Super waren damals auch meine Fahrten freitagsnachmittags mit der Bahn ins Sauerland – auf der Strecke zum „Sauerland-Stern“. Mit denen einen mittrinken sollte man sowieso immer, und eindeutige Angebote, mit den Damen beschwingt das Wochenende zu verbringen, waren auch keine Seltenheit. Ballermann live.