Über Verdrossenheit

Wenn ich den „SPIEGEL“ in den vergangenen Wochen gelesen habe, dann habe ich meistens hinten begonnen. In Tageszeitungen erwische ich mich dabei, möglichst schnell die Politikseiten hinter mir zu lassen, um mich anderen Themen zu widmen. „Christiansen“ schaue ich schon seit Monaten nicht mehr und wenn ich mir den „STERN“ anschaue, dann habe ich das Gefühl, dass es nicht nur mir so gehen kann: Erste Geschichte nach dem Vorgeplänkel ist nicht etwa eine Inlandspolitikgeschichte, sondern mit „Die Rückkehr der Taliban“ eine Geschichte aus dem Ausland.

Klar, könnt ihr sagen, man kann auch ohne leben. Gerade ohne Christiansen und Co. Aber was ich sagen will: Während ich mich in den vergangenen Jahren gerne mit den Positionen der einzelnen Akteure auseinandergesetzt habe, versucht habe, nachzuvollziehen, was sich da auf dem politischen Parkett so tut, welche Themen gesetzt sind und welche Vor- und Nachteile der einzelnen Reformvorschläge haben, ist mir Inlandspolitik mittlerweile so egal geworden. Ein Jahr Große Koalition – und mein politisches Interesse ist verschwunden. Für mich ist diese Regierung immer noch ein Fremdkörper, der nicht zu meiner Haltung, meiner Stimmung, meinen Ansichten passt. Das Treiben in Berlin ist wie eine zu dick geratene Vanillesoße, die wie ein dicker Klumpen auf der roten Grütze liegen bleibt. Es interessiert mich nicht, welcher der vielen CDU/CSU-Ministerpräsidenten mal wieder gegen Frau Merkel schießt und womit. Es interessiert mich nicht, auf welchen Kompromiss sich die Damen und Herren bei den verschiedenen Reformpaketen einigen werden. Oder dass mal wieder einer vor einem höheren Renteneintrittsalter warnt. Diese Große Koalition hat in mir eine sonderbare Haltung geschaffen. Ich beobachte das mit Schrecken. Besonders, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass nur ich dessen überdrüssig bin.

3 Antworten zu “Über Verdrossenheit”

  1. Bloggerin sagt:

    Hallo Franzi,

    du sprichst mir aus der Seele. Kein Wunder, dass so viele Deutsche politikverdrossen sind. Und bei Christiansen wird auch nur gejammert und palavert. Viel Lärm um nichts. Nur heisse Luft. Weißt du was? Einen politischen Klinsi braucht unser Land. Ehrliche Reformen, die weh tun, aber wirklich was ändern, das wär’s. Ach ich könnte ewig so weiter machen…

  2. Setza sagt:

    Merke auf. Du bist d’accord mit – immerhin – Herrn Leyendecker, der das heute morgen im RadioEins ähnlich beschrieb und erwähnte, dass 25 Prozent der Deutschen (mehr, als die Einwohner der 5 NBL also) eine Einheitspartei vozögen…

  3. Das man sich nicht für „Christiansen“ und „Stern-TV“ interessiert ist ein gutes Zeichen!

    …was vorgenannte Sendung allerdings mit Information oder gar Politik zu tun haben sollen erschließt sich mir hingegen nicht? ;)