Zeitschriften im Test: Pro Media
War mir ja gar nicht so bewusst, dass es Medienmagazine wie Sand am Meer gibt. Dank des Medienforums in der vergangenen Woche habe ich ein paar von denen abseits des Mainstreams kennengelernt. Ich muss sagen: Bei manchen ist es nicht wirklich schade drum.
Nehmen wir beispielsweise das Magazin „pro media“, das ihr monatlich erscheinendes Magazin ganz im Zeichen des Medienforums gestaltete. Sprich: Das Heft drehte sich vor allem um Medien aus NRW. WAZ, WDR, Handelsblatt – fast alle großen kamen vor. Das Schlimme (also neben den Tatsachen, dass deren Internetseite schon den ganzen Tag nicht funktioniert und ein Jahresabo 195 Euro kostet) allerdings ist: Alles, was in diesem Heft zu finden ist, sind wirklich grottige Interviews. Ja, grottig. Kann man nicht beschönigen. Gründe?
Erstens: Man merkt den „Gesprächen“ an, dass die meisten von ihnen per Mail oder Fax „geführt“ worden sind. Sprich: Fragen ausdenken, Fragen hinschicken, Antworten zurückbekommen, fertig. Bei keinem der Interviews merkt man, dass da nochmal nachrecherchiert oder nachgehakt wurde, es sind unfassbar viele Rechtschreibfehler drin – also eigentlich ganz ganz furchtbar. Dieses „Nicht-Eingreifen“ führt im Übrigen auch dazu, dass die letzte Antwort im Interview mit WDR-Intendantin Monika Piel wirklich beinahe eine Spalte lang ist.
Zweitens: Vielleicht liegt es daran, dass es sich bei diesem Blatt um das Medienforum-Spezial handelt. Denn nur so lässt es sich eigentlich erklären, dass der Kölner OB Fritz Schramma folgende Fragen gestellt bekommt (in einem so genannten Medienmagazin): „Welche Rolle spielt für den Medienstandort das Medienforum?“ oder „Welches Entwicklungspotenzial sehen Sie für die kommenden Jahre?“ oder „Im nächsten Jahr könnte es das 20. Medienforum NRW geben. Wird es ein rauschendes Fest werden?“. Man könnte das ganze Gefälligkeitsjournalismus nennen, wenn man wollte.
Drittens: Leider gelang es bei dieser Ausgabe auch nicht, die Leute „Interviews“ machen zu lassen, die sich mit dem Medium oder der Person vorher mal ordentlich auseinandergesetzt haben. Oder warum stellt man Julius Endert von Handelsblatt.com die seltsame Frage „Was ist ein elektrischer Reporter?“
Meine Empfehlung: Nicht abonnieren. Kaufen geht ja anscheinend eh nicht.