Der 17-jährige Marco W.
Was ich an diesem Marco-W.-Kram so gar nicht verstehe (neben dem Hype um das erste Interview etc.), ist die Reaktion vieler Menschen. Die sagen meistens sowas wie: „Der Junge ist doch erst 17, der kann diese Charlotte doch gar nicht vergewaltigt haben.“ Seltsam, oder? Und das in Zeiten, in denen die so genannte Jugend immer frühreifer wird. Und so.
Mal hypothetisch: „Ein Gericht in Manchester hat den 17-jährigen Ä°smet P. am Abend aus der achtmonatigen Untersuchungshaft freigelassen. Der türkische Jugendliche soll im Urlaub in Großbritannien die 13-jährige Berlinerin Sonja W. vergewaltigt haben. Ä°smet P. reiste sofort nach seiner Freilassung mit einem Privatjet in seine Heimatstadt Bursa.“ Ob dann in den deutschen Medien auch die Rede von einem „verunglückten Urlaubsflirt“ gewesen wäre?
Vor 22 Jahren wurde mir auf dem Heimweg der Schädel mit einem Backstein nahezu zertrümmert, nachdem der Kerl vorher an meiner Kleidung herumgenestelt hat. Ich war damals 16, er gerade 18 … soviel zum Thema „frühreif“. Ist dies auch ein verunglückter Flirt gewesen?
@ Alexander: gute Hypothese.
Was ich nicht begreife, ist, das man in Deutschland pauschal den Türken die Fähigkeit zu einem fairen Verfahren abzusprechen scheint.
Es ist völlig unklar, was da war, (in einem innerdeutschen Dings wäre das nicht anders), die Eltern des Mädchens, das Mädchen selber sagen, was die wie meinen. In den Medien ist letztendlich nur Nebel, der so tut, als wäre er Stein.
Nu lasst die doch mal machen. Und wenn der was ausgefressen hat (das kann man mit 17 schon ziemlich gut), und dazu noch in einem anderen Land, und dazu noch in einem moslemischen Land (das deshalb eine sehr andere Rechtstradition als die römische hat, was nicht unbedingt heißen muss, das das da alles pauschal furchtbar ist) dann muss er mit den Konsequenzen leben. Wenn man in ein anderes Land geht (ja, die Türkei ist, wie Mallorca, ein anderes Land), dann muss man das zur Kenntnis nehmen und akzeptieren. Wenn man das nicht tut, sollte man zu Hause bleiben.
Aus dem Grund fahre ich z.B. nicht mehr in die USA. Deren Rechtssystem ist wirklich furchterregend.
Also ich habe bei dem ganzen auch ein sehr mulmiges Gefühl, auch weil ich das türkische Rechtssystem nicht vollständig durchblicke und es mir insofern fern liegt, zu präjudizieren.
Eine Meinung zu dem Thema habe ich noch nicht. Ich denke nurr, man sollte insgesamt sehr vorsichtig sein, vor allem, wenn Marco wirklich schuldig sein sollte.
Was ich mich allerdings frage: Wenn etwas dran ist, darf ein Täter damit Geld verdienen (Stichwort: Exklusivvertrag mit RTL?)? Das ist ähnlich wie mit dem Kanibalen von Rothenburg.
Dann kann ja im Prinzip jeder, der plant, eine schlimme Tat zu verüben, bald im Vorhinein damit rechnen, dass er für die Exklusivrechte seiner Story u.U. Millionen bekommt – mich gruselt es gerade. Das altbekannte Herostratos-Prinzip noch ein bisschen monetär abgewandelt.
Gibt es da eigentlich so eine Art ethisches Abkommen?!
Wenn etwas dran ist, darf ein Täter damit Geld verdienen (Stichwort: Exklusivvertrag mit RTL?)?
Darf ein Fernsehsender damit Geld verdienen, dass er einem äh … Beteiligten an einem laufenden Verfahren einen solchen Vertrag anbietet?
Gibt es da eigentlich so eine Art ethisches Abkommen?!
je Profit desto weniger Ethik
oder so ähnlich