Mein Tag mit Obama

Was für ein Tag. Wirklich. Er begann nicht mit dem Weckerklingeln, sondern mit dem Freund, der um kurz vor fünf ins Schlafzimmer stürmte. Um mir mitzuteilen, dass ich doch sicherlich mitbekommen wolle, wenn CNN den Wahlsieger verkündet. Hatte er recht. Und so machten wir den Fernseher an, schalteten auf CNN und schon verkündete Wolf Blitzer, dass Obama die Wahl gewonnen hat. Tolles Timing, Respekt.

Genial war, was dann kam: Zehn Minuten nur Jubelbilder aus Chicago, Menschen mit Tränen in den Augen, alle glücklich. Die größte Party des Jahres. Und ich lag im Bett und schaute zu. Dann kurz das Expertengespräch (Ich liebe diese CNN-Expertengespräche, weil die Leute, die da dann sitzen, keine seltsamen Worthülsen aufsagen, sondern über ihre Gefühle sprechen, nah dran, echt, toll.). Zwischendurch gab’s Werbung (Auch das war nicht schlimm, weil ich mal wieder Anderson Cooper im kurzärmeligen, engen T-Shirt sehen durfte) und dann schon die Schalte zu John McCain. Der auf bewegende Weise anerkannte, die Wahl verloren zu haben. Der fair war, und mir zum ersten Mal den „American Dream“ erklärte. Dann wieder Diskussion und Werbepause und die Schalte nach Chicago. Dort weinte inzwischen Jesse Jackson, lachte Oprah Winfrey und irgendwann kam dann Barack Obama mit Töchtern und Frau auf die Bühne. Große Bilder, große Gefühle, das alles vor perfekter Kulisse.

Und dann diese Rede. Einfache Worte, kurze Sätze. Sätze, die saßen. Immer wieder der Blick in die Gesichter der Massen, Freudentränen. Alles unwirklich.

Immer wieder überlegte ich, was wohl wäre, wenn dort nicht Barack Obama sondern Angela Merkel stehen würde. Überhaupt der Gedanke, was sich die deutschen Wahlkampfmanager im kommenden Bundestagswahlkampf davon abgucken werden.

Dann duschen und ins Büro. Zum Glück hat der liebe Gott Adrenalin erfunden. Und Brötchen, Obst und jede Menge Tee. Der Nachtdienst hatte einen guten Job gemacht und auch der frühe Frühdienst hatte gut mitgeholfen, so dass alles ganz gut flutschte.

Lustigerweise war im Rest der Welt wirklich gar nichts los. Erst viel viel später trudelten Nachrichten ein, die nicht im Zusammenhang mit der US-Wahl standen. Zwischendurch nutzte ich die Zeit für einen kleinen Rundumschlag – man muss ja gucken, was und wie die Konkurrenz sich so schlägt.

Mein Highlight: die „New York Times

und wegen der optischen Wucht der „Guardian„.

Im Agenturfeed immer wieder die Bilder vor Augen – die Wahl zum besten Foto des Tages viel schwer. Das, auf dem Barack Obama alleine seine Rede hält und er fast verloren zwischen den ganzen Fahnen auf der Tribüne wirkt, so dass man die Last, die nun auf ihm liegt, geradezu spürt? Oder doch das, auf dem er dynamisch, zupackend mit Frau und Kindern die Menge begrüßt? Oder das, auf dem er seine Frau so innig herzt? Die US-Zeitungsmacher haben sich allerdings entweder für das Solo-Bild (er begrüßt die Masse) oder das Familien-Fotos entschieden. Schauen wir mal, ob die deutschen Zeitungsmacher ähnlich entscheiden.

Irgendwann dann dem Spätdienst die Lage übergeben, viel später in größerer Runde überlegen, was wir morgen so machen und viel, viel später nochmal den Kollegen von der Zeitung über die Schulter schauen.

Nicht unzufrieden nach Hause fahren und zuhause erstmal ausführlich die „Beam“-Sensation von CNN angucken. Und Fotos. Und Videos. Dann diesen Text schreiben. Gleich ins Bett.

PS: Hab ich eigentlich schon erwähnt, wie toll ich finde, dass die amerikanischen Fernsehsender ihre Sendungsausschnitte alle mit Embed-Code anbieten und man so diese Videos so toll in Blogs einbauen kann? Danke CNN! Danke NBC!

PPS: Ganz vergessen, hab ja auch noch ein Sixpack gewonnen.

PPPS: Thomas L. Friedman in der „New York Times“: „Finishing our work„. Lesen!

4 Antworten zu “Mein Tag mit Obama”

  1. Hagersfield sagt:

    In vier Jahren wünsche ich mir Sarah Palin als republikanische Präsidentschaftskandidatin – und Tina Fey als ihre Vize-Kandidatin. Oder besser umgekehrt?
    Und: Die neue First Lady soll dringend dieses hässliche schwarze Kleid mit den zwei riesigen blutroten Flecken auf der Vorderseite im Altkleidersack entsorgen. Sieht ja aus als käme sie aus dem Schlachthof.

  2. wawapedal sagt:

    Das sind Inhalte.

  3. BeastyBasti sagt:

    Sixpack kommt! Endlich mal ein erfreulicher Grund einen auszugeben ;)

  4. BeastyBasti sagt:

    Ach so… was solls denn sein?

    Ein Bud, Bud light, Miller, Coors oder dann doch lieber etwas deutsches?

    Obwohl, eigentlich müsste es ja passend zum Thema ein Busch Bier sein ;-) Die vertreiben da ja das Budweiser.

    Na ja lass dich überraschen…