London (3)
Heute morgen im Hotelzimmer den Text von Benjamin von Stuckrad-Barre gelesen, der die Zeitungen retten will. Vor allem mit weniger Internet-Hinweisen in Zeitungen. Er will nicht ständig lesen, dass es im Internet „mehr“, „alles“ oder zumindest „einiges“ zu bestimmten Themen gibt. Er will das Zugespitzte, Weggelassene, Ausgewählte. Das ist ok, auch wenn ich nicht glaube, dass das Weglassen dieser Hinweise die Zeitungen retten wird. Denn Zeitungen müssen es schaffen, die Themen zu behandeln oder Themen so zu behandeln, dass ich auch am Abend noch Lust habe, die Zeitung vom Morgen zu lesen. Finde ich.
Dann sind wir raus aus dem Hotel, haben gefrühstückt und Zeitungen gekauft. Die „Sunday Times“ und den „Observer“. Damit ging es in den Green Park, Zeitung lesen. Eine wunderbare Angelegenheit: in der Sonne liegen und sich durch die Zeitungen mit ihren zahlreichen Beilagen zu kämpfen. Dabei stellte ich vor allem eins fest: Obwohl ich an diesem Wochenende wirklich wenig Nachrichten mitbekommen habe (das bisschen Internet im Hotel und die wenigen Minuten Sky News und BBC-Nachrichten), waren die ersten Bücher der Blätter die langweiligsten. Selbst die Reportagen aus Teheran wirkten so, als hätte ich sie bereits gestern gelesen. Wirklich spannend allerdings die Beilage „News Review“ in der „Times“, in der aktuelle Themen der Woche noch einmal aufgegriffen wurden und ein bisschen anders erzählt wurden. Wirklich toll war beispielsweise die Doppelseite, die sehr ausführlich aufklärte, wie man sich eigentlich im Falle eines Flugzeugunglücks verhält, was hilft, um zu überleben. Könnte mir vorstellen, dass diese Seite fast jeder gelesen haben wird. Toll. Warum es sich allerdings immer noch lohnt, diese dicken Pakete zu kaufen: die Beilagen. Ob Mode, Kultur, Klatsch, Magazin oder Business – ich habe jede Menge interessante Texte (Eine Auswahl: Beth Ditto, Iran, Musical-England, Paul Krugman) gelesen. Sollte es dieses große Angebot an Reportagen, Berichten, Kolumnen, sowieso, diese vielen Kolumnen, nicht mehr geben, es wäre sehrsehr schade.
Ob ich sie allerdings weiter auf gedrucktem Papier lesen muss, daran hat mich ein Text in der „Sunday Times“ zweifeln lassen. Dort schreibt Andrew Sullivan über seine Erfahrungen mit dem Kindle. Und dieser Text schaffte es, dass ich mir zum ersten Mal vorstellen konnte, Bücher, Zeitschriften und auch Zeitungen nicht mehr auf Papier zu lesen, sondern vielleicht auf einem solchen technischen Gerät. Aber wie gesagt: Auch dies bedeutet nicht das Ende der Zeitungen. Nur das Ende schlechter Zeitungen.
Hej Franzi, vielen Dank für die spannenden Links – mir gehts bei dem Thema genau wie dir!