Wien (4)

Aqua Zoo

Letzter Tag und er beginnt extrem fußlahm. Frühstück im Hotel-Innenhof, auschecken und eigentlich möchte ich am liebsten noch ein bisschen rumsitzen und das Buch zu Ende lesen, dass ich gerade lese. „Bitterfotze“ von Maria Sveland, ein unsäglicher Titel, weil viele dieses Buch gleich in die Kategorie „Trash“ einordnet, dabei geht es um Gesellschaftskritik und die Frage, die viele (junge) Frauen umgibt, die sich mit Emanzipation-, Feminismus- und Gleichberechtigungsfragen zumindest einmal auseinandergesetzt haben. Denn in diesem Buch wird das Leben einer jungen Frau beschrieben, die sich selbst als Feministin beschreibt und für die es unheimlich schwer war, mit sich selbst im Reinen zu sein nach der Geburt ihres Sohnes und einer in die Jahre gekommenen Ehe.

Aber gut, hilft ja nix, der Flieger geht nun mal erst um 20.05 Uhr und bis dahin müssen wir noch den Tag totschlagen. Heißt: rumlaufen und dann doch wieder ein bisschen rumsitzen, die Sonne ist einfach zu verlockend und die vielen Kastanien und die spätsommerliche Stimmung. Also blinzele ich ein bisschen gen Himmel und durch die Bäume, während der Begleiter die Zeitungen liest. Noch einmal der lustigen Sprache lauschen, noch einmal (andere) Touris glotzen (Leggins sind definitiv in, aber auch goldene Sandalen). Irgendwann noch einmal eine Melange, ein Himbeer-Soda. Leider falle ich am letzten Tag dann doch auf die ein wenig fremde Sprache herein, als ich einen Buttergipferl bestelle, weil ich mir so eine Art Vanillegipfel erhoffe, und auf dem Teller wenig später ein Croissant liegt. Herrjeh.

Kurz bevor die freundliche, ganz in rot gekleidete Stewardess dann zum Boarden bittet (Apropos: Wie scheiße muss das eigentlich sein, Stewardess bei Austrian Airlines zu sein?! Immer in diesem fröhlichen Rot gekleidet rumlaufen, selbst die Strümpfe und Schuhe müssen passend sein!), habe ich „Bitterfotze“ zu Ende gelesen. Ich bin froh, dass das Buch nach den ungewohnt harten (aber vermutlich einfach nur ehrlichen) Worten über die Schwangerschaft und die Fremdbestimmtheit der eigenen Person, die das Muttersein offenbar mit sich bringt, dann doch ein so versöhnliches – weil irgendwie für die Liebe und Kompromisse plädierend, aber eben solche, die man vertreten kann und die man gemeinsam mit seinem Partner findet und vor sich selbst rechtfertigen kann, ohne sich zu belügen – Ende hat. Den Rückflug verbringe ich mit der „Süddeutschen“, die mir zeigt, wie sehr sich deutsche Zeitungen von österreichischen unterscheiden, nicht nur inhaltlich, sondern vor allem von der Machart.

In Düsseldorf ist es schwül, eine laue (vielleicht letzte) Sommernacht. Ein Bier im „Seifenhorst“. Zurück.

2 Antworten zu “Wien (4)”

  1. Thomas sagt:

    Könntest du den Unterschied zwischen österreichischen und deutschen Zeitungen genauer erläutern, wenn du Lust hast? Würde mich interessieren. Danke.

  2. Sanddorn sagt:

    „… nach den ungewohnt harten (aber vermutlich einfach nur ehrlichen) Worten über die Schwangerschaft und die Fremdbestimmtheit der eigenen Person, die das Muttersein offenbar mit sich bringt, …“
    Wo endet Egoismus und beginnt Fremdbestimmung? Mal sehen ob ich es in der Bibliothek bekomme.

    Ceterum censeo das Schnutinger wieder bloggen sollte.