Südafrika (15)
Ich weiß nicht, wie lange es her ist, dass ich vom Krähen eines Hahnes wachgeworden bin. Das erste Mal um sieben (!), dann so ungefähr im Halbstundentakt. Irgendwann hab ich es aufgegeben und zu meinem Buch gegriffen, dass ich mir gestern Abend in diesem kleinen Studentenbuchladen in Stellenbosch gekauft habe. Es heißt „Country of my Skull“ und ist von der Journalistin Antjie Krog geschrieben, die als Radiojournalistin in den 90er Jahren über die Arbeit der Truth and Reconciliation Commission berichtet hat. Harte Kost ehrlicherweise, aber ich wollte es ja genau wissen, was hier alles so abging.
Doch nach dem Frühstück geht es erst einmal zu den Weingütern. Erstes Ziel: Blaauwklippen. Nett gelegen, wie ja eigentlich alle Weingüter. Ich habe mich seit gestern auf das Weinriechen spezialisiert (I’m the driver!) und gebe jedes Mal alles, die niedergeschriebenen Gerüche (dunkle Schokolade, Melone, Minze) zu erschnüffeln. Klappt mittel bis gar nicht. Tollerweise gibt es dort aber auch was Essbares: Weinwurst. Interessant.
Danach geht es nach Zevenwacht. Dort ist es extrem touristisch, aber zumindest haben die auch was für mich zum Testen: Käse. Mein Favorit: ein zwölf Monate gereifter Cheddar. Würzig und zergeht auf der Zunge. Ansonsten ist Zevenwacht komisch. Sehr viele Leute, sehr – ach, irgendwie nicht so nach meinem Geschmack. Deshalb brechen wir wieder auf. Das nächste Ziel lautet: Tokara – nicht wegen des Weins, es wurde uns als gute Lunch-Möglichkeit empfohlen. Womit der Empfehler auch recht hatte. Wir bekommen einen Tisch auf der Terrasse mit Hammer-Blick auf den Wein und die Olivenbäume und in der Ferne der Tafelberg. Auch das Essen ist auch super – offenbar alles richtig gemacht.
Neil Ellis Wine ist der vorletzte Stop an diesem Tag, ein Weingut, dass vor allem tolle Weißweine macht. Das Gut liegt auf dem Weg zu einem Jonkershoek Nature Reserve und am Fuße eines ziemlich imposanten Berges. Auf dem Gelände ist ein kleiner See, in der Mitte des Sees eine kleine künstliche Insel – ein perfekter Ort für ein Picknick oder andere romantische Tätigkeiten bei Sonnenschein. Der Wein haut den Mann nicht so um, aber er hat mittlerweile ein seeliges Lächeln im Gesicht, so dass ich mir nicht sichern bin, ob er wirklich noch Unterschiede schmeckt.
Auch wenn wir eigentlich genug Wein gesehen haben, will ich es jetzt wissen: Als wir Lovane erreichen, unsere Herberge, frage ich den Hausherrn nach einer Weinprobe. Er nimmt uns mit in seinen Weinkeller, er zeigt seine Fässer und Flaschen – er versucht sich gerade an Champagner. Der Wein ist gut und auf dem Weg zum Zimmer treffe ich den Hahn. Ein Zeichen, denke ich. Mal sehen, ob er mich morgen wieder weckt.