Mein April #16, re:publica-edition

Der dritte Tag beginnt für mich mit Götz Werner. Ich hatte den Namen irgendwo schon mal gehört, konnte ihn aber nicht zuordnen und war im Vorfeld der re:publica auch zu faul zum Googeln. Und dass er unter dem Titel „Revolution im Kopf“ über seine Thesen zum bedingungslosen Grundeinkommen referieren würde – frei und in einer beinahe altertümlichen, dafür aber extrem charmanten Art, damit hatte ich nicht gerechnet. Auch wenn ich seine Ansichten dazu nicht wirklich teile, hat er ein paar kluge Gedanken geäußert, über die ich sicherlich noch eine Weile nachdenken werde. Dass wir, wenn wir von unserem Arbeitsplatz sprechen, eher unseren Einkommensplatz meinen. Arbeit muss für jeden Einzelnen einen Sinn haben, ist dies nicht der Fall, sollte man sich eine andere Arbeit suchen. Wir können seiner Meinung nach nur leben, weil andere für uns arbeiten. Schön war auch: „Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe.“ Wie recht er hat.

Nach ihm sprach Miriam Meckel, die ich ebenfalls noch nie bei einem Vortrag beobachten durfte. „This object cannot be liked – über die Grenzen menschlichen Ermessen und das Ermessen menschlicher Grenzen„. Ausgangspunkt für ihren Vortrag war die Tatsache, dass Facebook ihr vor einigen Monaten nicht erlaubt hatte, die Geburtstagstorte für einen Freund zu mögen. „This object cannot be liked“ stand da geschrieben und hat sie zum Nachdenken gebracht. Im Grunde ging es darum, wie die Technik unser Verhalten (auch im Netz) beeinflusst, wie wir Empfehlungen erhalten. Ihr Vortrag war aber auch ein Plädoyer für die Zufälligkeiten, die eben nicht nur auf Empfehlungen basieren und die man (bisher) im Internet auch nicht erzeugen kann, nur berechnen. Sie wagte aber auch einen guten Rundumschlag, ging auf das iPad ein (Sie buche ja auch keine Pauschalreise von Neckermann) und beeindruckte mich aber vor allem mit ihrem klaren Kopf, ihrgen Gedankensprüngen und ihrer überaus sympathischen Vortragsart.

Über „Let’screw up the entire internet to save newspapers“ will ich gar nicht viel sagen, weil ich mich ein bisschen gelangweilt habe, die Runde krankte ein wenig an der Nichtanwesenheit der Leistungsschutzrecht-Befürworter. Auch „Vom Livestream zum Lifestream“ war ein bisschen unspannend, ich wollte aber unbedingt nicht wieder die „Ich-hasse-das-Internet“-Veranstaltung verpassen, weshalb ich da einfach mal durchmusste. Felix und Bov hassten ordentlich und auch sehr pointiert, ich empfehle jeden, sich diese Veranstaltung noch einmal im Video anzuschauen. Das Fazit seines Vortrags wird in diesem Bild eigentlich ganz treffend dargestellt.

Zwischendurch und danach ein bisschen Smalltalk – wobei ich merkte, dass ich des Redens langsam etwas müde wurde. Am Abend meine Twitter-Timeline mit den neuen Gesichtern in meinem Kopf verglichen und bemerkt, dass ich wohl noch ein paar re:publicas benötige, um alle mal kennenzulernen. Irgendwie kann man drei Tage auf einer gemeinsamen Veranstaltung sein und trotzdem eine große Anzahl an Menschen NICHT treffen. Schade eigentlich.

Mein Abendprogramm in der realen Welt brachte einen Spaziergang bei Sonnenschein (Ich verstehe immer noch nicht, warum der Himmel derzeit blau statt rot ist) und ein anstrengendes aber gutes Gespräch mit Dingen, über die ich in den kommenden Tagen erstmal ein bisschen nachdenken muss. Viel zu spät kam ich dann in Kreuzberg an. Dort gutes Essen, Bier und ein schöner Abend. Bei Nacht das Alexa in seiner vollständigen Hässlichkeit betrachtet, beinahe mit der Berliner Jugend aneinandergeraten, die prollig betrunken durch die Gegend zog. Alexanderplatz, du schaffst es echt nicht mehr.

Ach ja, der Palast der Republik ist weg. Übrig ist nur noch eine grüne Wiese. Auch wenn ihr mich auslacht, das macht mich traurig.

(Fotos folgen.)

2 Antworten zu “Mein April #16, re:publica-edition”

  1. Modeste sagt:

    Der Alex, mein Gott, ich frage ich jeden Morgen, was der Investor der Baubehörde eigentlich in den Tee getan hat, um für dieses Ding eine Baugenehmigung zu bekommen.

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